Re: In guten wie in schlechten Zeiten [FF]
Verfasst: Do 25. Sep 2014, 16:04
Kapitel 169 Ehrliche Gefühle
In den nächsten Wochen lief also endlich mal wieder alles glatt. Es gab keine Zwischenfälle und das Wetter wurde immer schöner. Die Tage wurden länger, die Temperaturen stiegen und die Sonne schien fast jeden Tag. Der Frühling rückte immer näher, was auch durch das fröhliche Gezwitscher der Vögel angekündigt wurde.
Nathan und Haley unternahmen viel an der frischen Luft. Entweder gingen sie spazieren, legten sich auf eine Wiese, fuhren Inline Skates oder Rad. Das taten sie natürlich immer erst als sie Feierabend hatten.
Greg und Lisa hingegen waren nicht so häufig draußen. Das schöne Wetter war für Greg nur ein weiterer Grund keine Lust aufs Arbeiten zu haben. Umso glücklicher war er dann jeden Tag, wenn er Feierabend hatte. Dann fuhr er immer auf direktem Weg nach Hause und setzte sich an sein Klavier oder nahm sich seine Gitarre. Solche Tage, an denen die Sonne schien und die Vögel zwitscherten, waren genau die richtige Inspiration für Greg. Also schrieb er an einem neuen Song und Lisa sah und hörte ihm dabei zu. Ab und an konnte sie ihm sogar ein wenig helfen, was sie und auch Greg sehr freute.
James und Jasmin saßen an jedem Tag, an dem es schön war, in ihrem Garten. Sie genossen die Sonnenstrahlen und freuten sich auf den immer näher kommenden Frühling.
Bereits einige Tage später herrschten Temperaturen von über fünfzehn Grad. Das war für Greg genau der richtige Tag, um eine kleine Spritztour zu machen. Allerdings nicht mit Lisa, sondern mit Nathan. Sie waren lange nicht mehr zusammen Motorrad gefahren. Also wurde es höchste Zeit.
Nathan hatte frei und da Greg das wusste, nahm er sich auch frei. Er stand ausnahmsweise sogar früher auf als er es sonst tat, wenn er frei hatte. So konnte er in Ruhe einige Sachen einpacken und dann machte er sich auf den Weg zu Nathan. Für den war es eine Überraschung, dass Greg eine Spritztour mit ihm machen wollte. Greg hatte ihm natürlich vorher nichts davon gesagt, deswegen wunderte sich Nathan ein wenig als er die Haustür öffnete.
„Onkel Greg, was machst du denn hier?“, fragte Nathan überrascht. Greg grinste frech und antwortete: „Dich zu ner Spritztour abholen.“ Nathan war ein wenig überrumpelt, denn damit hatte er nun wirklich am wenigstens gerechnet. „Aber… ich… ich hab gar nichts vorbereitet.“, stammelte Nathan. Greg winkte allerdings nur ab und entgegnete: „Ist auch nicht nötig. Ich hab alles dabei, was wir brauchen. Also trödel hier nicht länger rum. Schnapp dir deine Jacke und los geht’s.“ Nathan war immer noch total überrumpelt, aber er tat wie ihm geheißen. Er nahm seine Jacke, schloss die Tür und folgte Greg zu seinem Motorrad. Dort bekam er einen Helm von Greg und nachdem Greg aufgestiegen war, stieg auch Nathan auf. Dabei hatte er aber einige Schwierigkeiten, da sein Knie immer noch schmerzte. Er versuchte aber sich nichts anmerken zu lassen und sobald Nathan sich an Greg festhielt, fuhr der auch schon los.
Greg sagte Nathan nicht wohin sie fuhren. Das sollte auch eine Überraschung für ihn sein und diese Überraschung gelang Greg auch.
Als sie eine Weile später an ihrem Ziel angekommen waren, war Nathan total überwältigt. Sie standen auf einer Wiese, vor ihnen erstreckte sich ein breiter Fluss und das einzige, was zwischen ihnen und dem Fluss stand, war ein Geländer. Auf der anderen Seite konnte man eine Stadt erkennen, die unglaublich groß und prunkvoll aussah.
„Was ist das für ne Stadt?“, fragte Nathan als erstes und Greg antwortete: „Das ist nur ne kleine, öde Stadt, in der es nichts zu sehen gibt.“ „Das glaub ich nicht. Sieh sie dir doch mal an, Onkel Greg. Die ist echt der Hammer.“, bemerkte Nathan, woraufhin Greg stirnrunzelnd entgegnete: „Nein, glaub mir. Es gibt dort nichts zu entdecken.“ Nathan sah seinen Onkel skeptisch an und fragte: „Woher willst du das denn wissen?“ „Ich bin dort aufgewachsen.“, antwortete Greg nur knapp. Nun sah Nathan ihn überrascht an und fragte: „Wissen die anderen schon davon?“ „Ja, deswegen sind wir aber nicht hier her gekommen.“, antwortete Greg und winkte ab. Er ging zum Geländer und sagte: „Komm her und sieh dir das an.“ Nathan stellte sich neben Greg, der ihm ein Fernglas gab und ihm zeigte wohin er schauen sollte. „So hab ich Lisa nen Heiratsantrag gemacht.“, erklärte Greg noch während Nathan durch das Fernglas sah. Er sah eine Plakatwand und las den Schriftzug von Greg. Es war schon etwas ausgeblichen, aber man konnte es dennoch lesen. Nachdem er alles gelesen hatte, ließ er das Fernglas sinken und sagte: „Onkel Greg, du kannst ja doch romantisch sein.“ „Hey, pass auf was du sagst, sonst ertränk ich dich augenblicklich in dem Fluss.“, gab Greg zurück und boxte Nathan gegen die Schulter. „Das schaffst du gar nicht.“, bemerkte Nathan, grinste und schubste ihn ein wenig. „Ach, ich denke, dass mir dein Knie schon dabei helfen wird.“, entgegnete Greg und sah Nathan durchdringend an. Nathans Grinsen verschwand auf der Stelle und er fragte kleinlaut: „Du weißt davon?“ Greg nickte daraufhin nur und setzte sich auf die Decke, die er vorher ausgebreitet hatte. Nathan setzte sich neben ihn und fragte noch: „Wissen Mum und Dad auch Bescheid?“ Nun schüttelte Greg den Kopf und erklärte: „Mir ist das schon an dem Abend in unserer Bar aufgefallen, aber ich wollte nichts sagen. Ich dachte mir schon, dass du nicht willst, dass deine Eltern was davon mitbekommen, sonst hättest du ja nicht so krampfhaft versucht dir nichts anmerken zu lassen.“ Nathan nickte nur und fragte dann: „Wie hast du es bemerkt?“ Greg zog die Augenbrauen hoch und sagte nur: „Wenn sich einer mit nem Krüppelbein auskennt, dann ich. Wobei es dich ja nicht ganz so schlimm erwischt hat wie mich.“ Nathan wusste nicht was er darauf sagen sollte, deswegen kehrte für einen kurzen Augenblick Ruhe ein. Doch dann war es Greg, der eine Frage hatte. „Was hast du angestellt?“, fragte er und Nathan antwortete beschämt: „Ich hab nen Sprungwurf gemacht.“ Greg konnte nur zu gut verstehen wie sich Nathan fühlte. Er musste sein Hobby, seine Leidenschaft aufgeben, so wie Greg es auch tun musste. Also machte er ihm keine Vorwürfe, sondern sagte nur: „War ne ziemliche Schnapsidee oder?“ Nathan nickte daraufhin nur und wieder herrschte Stille. Greg wartete darauf, dass Nathan das Wort ergriff, denn er wollte ihn nicht dazu drängen mit ihm zu reden. Allerdings hoffte er, dass er Nathan begreiflich machen konnte, dass er jederzeit mit ihm reden konnte. Und in der Tat fragte Nathan nach einigen Minuten: „Wie war das bei dir, Onkel Greg? Ich mein als du nach deinem Unfall erfahren hast, dass du dein Bein nicht mehr normal belasten kannst?“ Greg zögerte nicht lange bevor er antwortete, denn er konnte sich noch genau daran erinnern. „Ich wollt’s nicht wahr haben. Ich bin noch während der Heilungsphase weiter Motorrad gefahren, obwohl sie mir das untersagt hatten. Ich dachte, dass ein wenig Motorrad fahren nicht so schlimm sein würde. Die Quittung dafür bekam ich dann später. Meine erste Reaktion auf mein Krüppelbein war Akzeptanz. Die Ärzte meinten ich soll zur Physio gehen und dann könnte mein Bein wieder werden. Mir konnten die aber nichts vormachen. Ich wusste, dass das totaler Schwachsinn war. Also hab ich mich damit abgefunden n verkrüppeltes Bein zu haben. Ich bin weiter Motorrad gefahren und hab die Physio sausen lassen. Meine zweite Reaktion war Verdrängung. Ich hab schon bald bemerkt, dass mein Leben keinen Sinn mehr hat. Was sollte ich mit so nem verkackten Bein auch anfangen?! Ich hab also unheimlich viel getrunken und mich mit Vicodin vollgestopft. So wollte ich die Schmerzen und damit auch die Erinnerungen an mein verkrüppeltes Bein verdrängen. Ich wurde zu nem richtigen Junkie, der ohne seine Pillen total am Rad dreht. Wäre Lisa damals nicht bei mir vorbeigekommen, hätte sie nicht vor meiner Tür gewartet und sich dann gewaltsam Zutritt zu meiner Wohnung verschafft, wäre ich nicht von dem Zeug los gekommen. Sie hat mir geholfen den Entzug zu überstehen und sie hat mir gezeigt, dass ich auch mit so nem Bein ein normaler Mensch bin. Und, was am wichtigsten für mich war… Sie hat mir gezeigt, dass sie mich liebt.“, erzählte Greg und Nathan hörte ihm aufmerksam zu. „Und wie schaffst du es jetzt damit umzugehen? Wie schaffst du es in deinem Leben trotzdem noch einen Sinn zu sehen?“, fragte Nathan anschließend. Um auf diese Frage antworten zu können, musste Greg auch nicht nachdenken. Er lächelte und antwortete nur: „Lisa.“ Nathan verstand nicht was Greg damit meinte, also erklärte er: „Nicht ich schaff das. Es ist Lisa. Sie sieht in meinem Leben einen Sinn und zeigt mir auch jedes Mal wieder, dass es sich lohnt zu leben. Vorher bestand der Sinn meines Lebens darin mir jeden Tag das Gejammer der Leute anzuhören. Mal haben sie sich in den Finger geschnitten und wollen deshalb gleich, dass ich ihnen nen Verband anlege. Mal haben sie vor dem Sex das falsche Aufputschmittel genommen und mal meinen sie sich mit irgendwelchen Substanzen vergiften zu müssen, auf denen sogar dick und fett geschrieben steht, dass sie giftig sind. Wenn sie wenigstens was nehmen würde, wo das nicht für Analphabeten draufsteht. Wenn’s also damals nach mir gegangen wäre, wäre ich schon längst Wurmfutter. Der Grund dafür wieso ich das aber noch nicht bin, ist Lisa. Seit sie in mein Leben getreten ist, möchte ich jeden Tag noch einmal ihr Lächeln sehen. Sie hat mir gezeigt, dass das Leben nicht nur aus nölenden, von Dummheit gesegneten Menschen und One-Night-Stands besteht. Solange ich weiß, dass Lisa glücklich ist und sie mir immer wieder ein Lächeln schenkt, ist der Sinn des Lebens für mich erreicht. Ich schaffe es nur mit dem Krüppelbein umzugehen, weil ich keins mehr habe, sobald Lisa bei mir ist. Sie behandelt mich wie nen normalen Menschen. Sie sieht dieses verflixte Bein einfach nicht. Es sei denn es braucht mal wieder Aufmerksamkeit und zickt n bisschen rum. Ansonsten ist es so als hätte ich diesen Unfall und dieses verkrüppelte Bein nie gehabt. Der einzige Grund wieso ich also nicht verzweifle und im Selbstmitleid versinke, ist Lisa.“ Nathan sah seinen Onkel sprachlos an, denn mit so einer Erklärung hatte er nicht gerechnet. „Na okay, du hast mich durchschaut. Die eigentliche Wahrheit ist, dass Lisa so viel Zeit beansprucht, dass mir gar keine Zeit bleibt im Selbstmitleid zu versinken. Also, wenn sie nicht immer wieder nach Hause kommen und irgendwelche Dinge von mir erwarten würde, wäre ich ein noch emotional verkrüppelterer Narzisst als ich es schon bin.“, fügte Greg noch hinzu, denn ihm war bewusst geworden, dass er seine weiche Seite zu sehr gezeigt hatte. Natürlich hatte er seine letzte Aussage nicht ernst gemeint und das wusste Nathan auch, deswegen maß er ihr nicht so große Bedeutung bei wie den anderen Worten von Greg. Als Nathan jedoch immer noch nichts sagte, fragte Greg: „Was ist? Willst du mir sagen, dass es bei Haley und dir nicht so ist?“ Nathan schüttelte sofort den Kopf und antwortete: „Nein… also doch… Ich mein es ist bei Haley und mir auch so. Ich hab das nur noch nie so gesehen. Jetzt, wo du es so sagst, wird mir erst mal bewusst wie wichtig Haley für mich ist. Jeder Morgen, an dem ich neben ihr aufwache, ist ein hervorragender Morgen. In jeder Stunde, die ich mit ihr verbringe, fühl ich mich wir vor meinem Unfall, wie am Anfang unserer Beziehung.“ „Na siehste. Dann brauchst du doch nicht zu fragen wie ich das schaffe. Sieh dich das nächste Mal einfach aufmerksam um und dann findest du deine Antwort von ganz allein.“, sagte Greg noch und zwinkerte Nathan grinsend zu. Nathan grinste nun ebenfalls und bedankte sich bei seinem Onkel. Anschließend sprachen sie noch über einige andere Themen und nach ungefähr vier Stunden fuhren sie wieder nach Hause. Greg setzte Nathan vor dem Haus ab und fuhr dann ebenfalls nach Hause. Dort angekommen, setzte er sich an sein Klavier und klimperte ein wenig drauf los. Dabei kam ihm aber einige Minuten später eine Idee und die versuchte er nun, hoffentlich mit Erfolg, umzusetzen.
Einige Stunden später kam Lisa von der Arbeit nach Hause. Greg saß immer noch an seinem Klavier und Lisa kam zu ihm, sie gaben sich einen Kuss und Lisa fragte: „Schreibst du schon wieder n neues Lied?“ Greg nickte energisch und sagte: „Setz dich zu mir.“ Nachdem Lisa sich ihre Schuhe und ihre Jacke ausgezogen hatte, ging sie zu Greg. Er rutschte ein wenig zur Seite und Lisa bemerkte, dass er über’s ganze Gesicht strahlte. Er wirkte wie ein kleines Kind, das gerade etwas bekommen hatte, was es sich schon immer wünschte. Greg lockerte seine Finger und begann dann zu spielen. Schon an der Melodie erkannte Lisa, dass es ein langsameres Lied war. Nun war sie also nur noch auf den Text gespannt.
„Tell me… What is life, a life without colors? Can you see them? Have the years made us blind?
As a child living life´s imagination you´d close your eyes and all the colors went wild. Now the outlines been drawn on an empty page and I´ve opened my eyes.
And you, you, you… You color me in. Turn me round when I´m wrong. You make me strong, you color me in.
Have you ever stopped and listen to your heartbeat? Did the tears make the colors start to fade?
If all the wrongs we ever did were not forgiven. Time would stop and the world would turn to grey. You know I carry you with me night and day. Yeah you´ve opened my eyes.
And you, you, you… You color me in. Turn me round when I´m wrong. You make me strong, you color me in. Yeah you, you, you… You color me in. You´re the blue skies above, you´re so easy to love, you color me in.
Pictures of angels floating above. We all need to be painted with love.
And you, you, you… You color me in. Turn me round when I´m wrong. You make me strong, you color me in. And you, you, you… You color me in. You´re the blue skies above, yeah you´re so easy to love, you color me in.
All right. Give me blue skies, give me the bright light. I need some color in my life. Give me blue skies, give me the bright light. I need some color in my life. Give me blue skies, give me the bright light. I want some color in my life. Give me blue skies, give me the bright light. I want you color in my life. In my life.”, sang Greg liebevoll. Anschließend sah er Lisa lächelnd an und sagte: „Bevor du in mein Leben getreten bist, war mein Leben grau und ohne Sinn. Ich hab einfach in den Tag hinein gelebt. Mein Ziel war es jedes Mal aufs Neue irgendein dahergelaufenes Mädchen mit Vaterkomplexen abzuschleppen. Seit ich dich kenne, ist mein Ziel, dich jeden Tag zum Lachen zu bringen. Du hast Farbe in mein Leben gebracht und mir einen Sinn in meinem Leben gegeben. Ich weiß jetzt wofür ich geboren wurde, was meine Aufgabe ist. Meine Aufgabe ist es dich glücklich zu machen, immer zu dir zu stehen, dich auf Händen zu tragen und dir jeden deiner Wünsche zu erfüllen. Wenn du mir dann auch nur ein klitzekleines Lächeln schenkst, nehm ich das alles auf mich.“ Lisa war gerührt von dem Lied, aber am meisten von Gregs Ansprache. Er hatte ihr zwar schon öfter seine Liebe gestanden, aber noch nie hatte er ihr so schöne Worte gesagt. Da sie diesen Moment auch nicht kaputt machen wollte und eh nicht wusste, was sie sagen sollte, lächelte sie ihn an und fuhr ihm mit einer Hand durchs Haar. „Das mit dem auf Händen tragen, war nur sprichwörtlich gemeint. Dazu bist du mir nämlich zu schwer.“, fügte Greg dann noch hinzu, woraufhin Lisa ihm gegen die Schulter boxte. Greg grinste frech und sagte: „Nein, im Ernst. Ich liebe dich wie verrückt, Lisa.“ „Ich liebe dich auch.“, entgegnete Lisa liebevoll und anschließend schmunzelten sie sich kurz an. Dann näherten sie sich langsam und küssten sich zaghaft. Greg fühlte sich in diesem Moment so unglaublich glücklich wie noch nie in seinem Leben. Er wusste zwar schon vorher was er an Lisa hatte und wie sehr er sie liebte, aber er hatte es noch nie so ausführlich ausgesprochen. Das Gespräch mit Nathan hatte in Greg seine tiefsten Gefühle für Lisa wachgerüttelt und diese hatte er ihr nun gestanden. So fühlte er sich ihr wieder ein Stück näher und für nichts auf der Welt würde er die letzten Minuten rückgängig machen. Zum ersten Mal schlug ihm sein Herz bis zum Hals, während er Lisa küsste. Das war für ihn das Zeichen, dass er wirklich überglücklich war.
Zur selben Zeit kam Haley gerade nach Hause. Sie zog sich Jacke und Schuhe aus und ging dann ins Wohnzimmer, weil sie gedacht hatte Nathan dort anzutreffen. Dort war er aber nicht, also suchte sie auch noch in den anderen Zimmern nach ihm, doch auch sie waren leer. Im Garten war er auch nicht. Wo also war Nathan abgeblieben? Haley ging wieder zurück ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Einige Minuten später schloss jemand die Tür auf und Nathan kam herein. Er hatte einen Blumenstrauß in der Hand und nachdem er sich Schuhe und Jacke ausgezogen hatte, entdeckte er Haley. „Du bist schon zuhause?“, fragte er überrascht und blieb abrupt stehen. „Es ist schon um sechs, Nate.“, informierte Haley ihn nur und sah ihn verwundert an, denn sie kam immer um sechs nach Hause. „Ja schon, nur ich wollte… Ach egal, dann muss das halt noch warten.“, sagte er und kam zu Haley. Er reichte ihr eine Hand, Haley ergriff sie und stand auf. Sie wusste absolut nicht was los war, deswegen sah sie Nathan fragend an und wartete geduldig auf eine Aufklärung. Nathan legte den Strauß auf den Tisch und sah Haley dann direkt in die Augen. „Wir hatten es in letzter Zeit wirklich nicht leicht und deswegen bin ich umso glücklicher, dass du noch bei mir bist. Erst haben Macnair und Yaxley mir mein Knie zertrümmert und dann musste ich mich und meinen Weg neu finden. Du hast mir aber immer zur Seite gestanden. Egal, was kam, wir haben es zusammen überstanden. Selbst unseren schwersten Schicksalsschlag haben wir gemeinsam überstanden. Der Tod von unserem kleinen Jamie war weiß Gott das schlimmste, was uns passieren konnte. Es war schwer damit klarzukommen, doch auch das haben wir geschafft. Ich bin mir sicher, dass wir alles schaffen, wenn wir nur zusammen halten und Geduld haben. Ohne dich würde mein Leben den Bach runter gehen, Haley. Du bist diejenige, die mir jeden Tag aufs Neue Kraft zum Leben gibt. Wenn ich dich nicht gehabt hätte, hätte ich mich nach meinem Karriereaus den Bach runter gehen lassen. Dank dir weiß ich aber, dass es sich lohnt zu kämpfen. Ich danke dir für alles, Hales.“, sagte Nathan und anschließend herrschte für einen kurzen Augenblick Stille. Haley schien ein wenig überrumpelt zu sein, aber dennoch freute sie sich über Nathans liebevolle Worte. Als Antwort küsste sie ihn nur und dann flüsterte sie: „Ich liebe dich, Nathan Scott.“ Nathan schmunzelte und entgegnete: „Ich liebe dich auch, Haley Scott.“ Sie küssten sich noch einmal kurz und dann sagte Nathan noch: „Achja, der Blumenstrauß ist für dich.“ Haley lachte, bedankte sich und während Nathan in der Küche verschwand, um Essen für Haley und sich zu kochen, sah Haley sich den Blumenstrauß an. Als sie kurze Zeit später in die Küche ging, um eine Vase zu holen, fragte sie, während sie die Vase mit Wasser füllte: „Was kochst du denn?“ „Lass dich überraschen.“, antwortete Nathan nur und bevor Haley die Küche wieder verließ gaben sie sich noch einen Kuss. Haley liebte es Nathan so in der Küche umher wuseln zu sehen. Er erinnerte sie dann immer an ein kleines Kind, das gerade eine Überraschung für seine Eltern vorbereitete. In diesem Fall war Nathan aber kein kleines Kind und Haley war nicht seine Mutter. Trotzdem war sie schon gespannt auf das Ergebnis, denn das würde eine Überraschung sein, ob Nathan nun ein Kind und sie die Mutter war oder nicht.
Nicht nur Greg und Nathan hatten eine Überraschung. Nein. Jasmin hatte auch eine Überraschung, nur war diese weniger erfreulich.
Als sie am Abend nach Hause kam, war James schon zuhause, stand in der Küche und kochte. Das war nichts Außergewöhnliches für Jasmin, denn sie kam gerade von ihrem Therapeuten. An diesem Tag war James immer vor ihr zuhause. Nachdem sich Jasmin also ihre Jacke und ihre Schuhe ausgezogen hatte, ging sie in die Küche, um James zu begrüßen. Der drehte sich zu ihr, um ihr einen Kuss zu geben, doch Jasmin hielt ihm nur die Wange hin. Das war untypisch für sie, deswegen bemerkte James schnell, dass etwas nicht stimmte. „Was ist denn?“, fragte er. Jasmin setzte sich auf einen Hocker und sah ihrem Mann beim Kochen zu. Der sah zwischen Herd und seiner Frau hin und her und wartete auf eine Antwort. „Ich hab heut das erste Mal bei meinem Therapeuten geweint.“, antwortete sie, woraufhin sich James augenblicklich vom Herd abwandte und seine ganze Aufmerksamkeit seiner Frau widmete. „Wieso denn das?“, fragte James überrascht und Jasmin antwortete leise: „Weil wir über Christian geredet haben.“ James wandte sich wieder dem Herd zu, schaltete ihn aus und ging dann zu Jasmin. Er stellte sich vor sie und hob ihren Kopf an, damit sie ihn ansah. „Willst du mir davon erzählen?“, fragte er einfühlsam, aber Jasmin sagte nur: „Das Essen wird kalt.“ „Dann wird es eben kalt.“, entgegnete James nur und sah seine Frau wartend an. Also schnaufte Jasmin und erzählte: „Wir haben darüber geredet, dass vieles den Anschein macht, als hätte ich damals keine Lust auf das Leben gehabt. Dann hat er mich gefragt wie das angefangen hat und ich hab ihm erzählt, dass es so war nachdem Christian mit mir Schluss gemacht hat. Dann hab ich ihm erzählt wie das zwischen Christian und mir abgelaufen ist und da muss ich mich irgendwie so rein gesteigert haben, dass mir die Tränen gekommen sind und ich n bisschen geweint hab.“ James sagte nichts. Er sah seine Frau nur mitfühlend an, doch nach einigen Minuten bemerkte er: „Die Zeit war nicht leicht für dich und sie ist ein großer Teil deines Lebens, Schatz. Da ist es vollkommen normal, dass dir das immer noch nah geht.“ Jasmin nickte nur und James fügte noch hinzu: „Mach dir keinen Kopf, hm.“ Er strich seiner Frau über die Wange und drehte sich dann von ihr weg. Er wollte wieder zum Herd gehen, um das Essen auf zwei Tellern zu verteilen, doch Jasmin hielt ihn davon ab. Sie hatte ihn am Arm gepackt und nachdem er sich wieder ihr zugewandt hatte, fragte sie: „Kannst du mich in den Arm nehmen und mich ganz doll festhalten?“ James schmunzelte und breitete seine Arme aus. Jasmin stand auf, ging einen Schritt nach vorn und James legte seine Arme um sie. Jasmin genoss die Umarmung, denn James tat, was sie wollte. Er hielt sie so fest er nur konnte ohne ihr wehzutun. Jasmin weinte während der Umarmung ein wenig, was James natürlich mitbekam. Er sagte aber nichts und er tat auch nichts außer sie zu umarmen. Nach einigen weiteren Minuten hörte man Jasmin nur leise sagen: „Danke.“ James beendete die Umarmung und sah seine Frau fragend an. „Danke, dass du immer da bist. Ich bin verdammt froh, dass ich dich hab.“, erklärte Jasmin und James entgegnete: „Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken.“ Jasmin schmunzelte leicht und fragte: „James? Kannst du mir noch nen Gefallen tun?“ „Alles was du willst.“, antwortete er knapp und Jasmin bat ihn darum sie zu küssen. James ließ sich darum natürlich nicht zweimal bitten. Er näherte sich seiner Frau und küsste sie vorsichtig. Er wusste, dass es für Jasmin schwer war an die Zeit mit Christian zu denken, deswegen war er besonders behutsam. Natürlich war es auch irgendwie eine kleine Überraschung für ihn zu hören, dass Jasmin deswegen weinte, aber er erklärte es damit, dass Jasmin damals ihr Herz zum ersten Mal an jemanden so sehr gebunden hatte.
Als er sich, nach dem Kuss, wieder dem Herd zuwenden wollte, hielt ihn Jasmin allerdings wieder davon ab. James sah sie fragend an und Jasmin sagte leise: „Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch, Schatz.“, entgegnete James und gab seiner Frau einen Kuss auf die Stirn. Da hörten sie plötzlich ein leises Knurren. James sah seine Frau überrascht an und fragte: „Hat gerade dein Magen geknurrt?“ Jasmin nickte verlegen, schmunzelte und sagte: „Das ist nur wegen dem leckeren Geruch deines Essens.“ James lachte kurz, widmete sich dem Essen und verteilte es auf zwei Tellern. Einen der Teller reichte er Jasmin, dann holte er noch Besteck aus einer Schublade und dann setzten sie sich beide an den Tresen und aßen. Wenige Minuten später hatten sie aufgegessen und Jasmin fühlte sich schon etwas besser. James räumte die Teller weg und nun war er es, der eine Überraschung hatte. Aus dem Kühlschrank holte er zwei Schalen, in denen Schokomousse war. Mit diesen Schalen und zwei Löffeln kehrte er zum Tresen zurück. Nachdem er sich hingesetzt hatte, bat er Jasmin die Augen zu schließen und sie tat wie ihr geheißen. Kurze Zeit später durfte sie die Augen wieder öffnen und dann entdeckte sie auf ihrer Schokomousse eine kleine Schmuckschachtel. Sie sah James überrascht an, der grinste allerdings nur und bedeutete ihr die Schachtel zu öffnen. Das tat Jasmin auch und in der Schachtel lag eine Kette. Als sie sie herausnahm, erkannte sie, dass an der Kette ein Anhänger hing. Es war ein kleines Herz, auf dem auf der Rückseite „Ich liebe dich für immer“ stand. Jasmin war überwältigt von dem Geschenk ihres Mannes. Sofort vergaß sie ihren Kummer und bedankte sich bei ihrem Mann. Der stand auf, um ihr die Kette umzumachen und setzte sich dann wieder auf seinen Hocker. „Sieht gut an dir aus.“, bemerkte er und Jasmin fragte: „Womit hab ich das denn verdient?“ James schmunzelte sie an und antwortete: „Weil du einfach die wundervollste Frau der Welt bist. Außerdem hab ich gespürt, dass heut nicht so ein guter Tag ist. Da dachte ich mir, dass ich dir mal wieder was Gutes tun könnte.“ Jasmin war wirklich gerührt und sie hatte auch ein paar Tränen in den Augen, als sie sich noch einmal bei James bedankte. James freute es, dass seine Überraschung gelungen war und ihren Zweck erfüllt hatte, denn Jasmin schien wieder glücklich zu sein. Zumindest dachte sie nicht mehr über die heutige Sitzung bei ihrem Therapeuten nach und das war doch schon mal ein großer Fortschritt. Nachdem sie ihre Schokomousse aufgegessen hatten und die Schalen und Löffel weggeräumt waren, setzten sie sich auf ihre Terrasse und genossen die letzten Sonnenstrahlen. Da fühlte sich Jasmin zum ersten Mal an dem Tag so richtig gut, denn sie wusste, dass James an ihrer Seite war und sie einfach niemand trennen konnte. Auch, wenn der Tag noch so schlecht gelaufen war und das Gespräch über Christian sie noch so sehr deprimiert hatte, hatte der Tag nun einfach wunderschön geendet. Und das nicht nur für Jasmin und James. Auch Greg, Lisa, Nathan und Haley hatten alle einen schönen Abend. Nicht zuletzt wegen der schönen Überraschungen.
In den nächsten Wochen lief also endlich mal wieder alles glatt. Es gab keine Zwischenfälle und das Wetter wurde immer schöner. Die Tage wurden länger, die Temperaturen stiegen und die Sonne schien fast jeden Tag. Der Frühling rückte immer näher, was auch durch das fröhliche Gezwitscher der Vögel angekündigt wurde.
Nathan und Haley unternahmen viel an der frischen Luft. Entweder gingen sie spazieren, legten sich auf eine Wiese, fuhren Inline Skates oder Rad. Das taten sie natürlich immer erst als sie Feierabend hatten.
Greg und Lisa hingegen waren nicht so häufig draußen. Das schöne Wetter war für Greg nur ein weiterer Grund keine Lust aufs Arbeiten zu haben. Umso glücklicher war er dann jeden Tag, wenn er Feierabend hatte. Dann fuhr er immer auf direktem Weg nach Hause und setzte sich an sein Klavier oder nahm sich seine Gitarre. Solche Tage, an denen die Sonne schien und die Vögel zwitscherten, waren genau die richtige Inspiration für Greg. Also schrieb er an einem neuen Song und Lisa sah und hörte ihm dabei zu. Ab und an konnte sie ihm sogar ein wenig helfen, was sie und auch Greg sehr freute.
James und Jasmin saßen an jedem Tag, an dem es schön war, in ihrem Garten. Sie genossen die Sonnenstrahlen und freuten sich auf den immer näher kommenden Frühling.
Bereits einige Tage später herrschten Temperaturen von über fünfzehn Grad. Das war für Greg genau der richtige Tag, um eine kleine Spritztour zu machen. Allerdings nicht mit Lisa, sondern mit Nathan. Sie waren lange nicht mehr zusammen Motorrad gefahren. Also wurde es höchste Zeit.
Nathan hatte frei und da Greg das wusste, nahm er sich auch frei. Er stand ausnahmsweise sogar früher auf als er es sonst tat, wenn er frei hatte. So konnte er in Ruhe einige Sachen einpacken und dann machte er sich auf den Weg zu Nathan. Für den war es eine Überraschung, dass Greg eine Spritztour mit ihm machen wollte. Greg hatte ihm natürlich vorher nichts davon gesagt, deswegen wunderte sich Nathan ein wenig als er die Haustür öffnete.
„Onkel Greg, was machst du denn hier?“, fragte Nathan überrascht. Greg grinste frech und antwortete: „Dich zu ner Spritztour abholen.“ Nathan war ein wenig überrumpelt, denn damit hatte er nun wirklich am wenigstens gerechnet. „Aber… ich… ich hab gar nichts vorbereitet.“, stammelte Nathan. Greg winkte allerdings nur ab und entgegnete: „Ist auch nicht nötig. Ich hab alles dabei, was wir brauchen. Also trödel hier nicht länger rum. Schnapp dir deine Jacke und los geht’s.“ Nathan war immer noch total überrumpelt, aber er tat wie ihm geheißen. Er nahm seine Jacke, schloss die Tür und folgte Greg zu seinem Motorrad. Dort bekam er einen Helm von Greg und nachdem Greg aufgestiegen war, stieg auch Nathan auf. Dabei hatte er aber einige Schwierigkeiten, da sein Knie immer noch schmerzte. Er versuchte aber sich nichts anmerken zu lassen und sobald Nathan sich an Greg festhielt, fuhr der auch schon los.
Greg sagte Nathan nicht wohin sie fuhren. Das sollte auch eine Überraschung für ihn sein und diese Überraschung gelang Greg auch.
Als sie eine Weile später an ihrem Ziel angekommen waren, war Nathan total überwältigt. Sie standen auf einer Wiese, vor ihnen erstreckte sich ein breiter Fluss und das einzige, was zwischen ihnen und dem Fluss stand, war ein Geländer. Auf der anderen Seite konnte man eine Stadt erkennen, die unglaublich groß und prunkvoll aussah.
„Was ist das für ne Stadt?“, fragte Nathan als erstes und Greg antwortete: „Das ist nur ne kleine, öde Stadt, in der es nichts zu sehen gibt.“ „Das glaub ich nicht. Sieh sie dir doch mal an, Onkel Greg. Die ist echt der Hammer.“, bemerkte Nathan, woraufhin Greg stirnrunzelnd entgegnete: „Nein, glaub mir. Es gibt dort nichts zu entdecken.“ Nathan sah seinen Onkel skeptisch an und fragte: „Woher willst du das denn wissen?“ „Ich bin dort aufgewachsen.“, antwortete Greg nur knapp. Nun sah Nathan ihn überrascht an und fragte: „Wissen die anderen schon davon?“ „Ja, deswegen sind wir aber nicht hier her gekommen.“, antwortete Greg und winkte ab. Er ging zum Geländer und sagte: „Komm her und sieh dir das an.“ Nathan stellte sich neben Greg, der ihm ein Fernglas gab und ihm zeigte wohin er schauen sollte. „So hab ich Lisa nen Heiratsantrag gemacht.“, erklärte Greg noch während Nathan durch das Fernglas sah. Er sah eine Plakatwand und las den Schriftzug von Greg. Es war schon etwas ausgeblichen, aber man konnte es dennoch lesen. Nachdem er alles gelesen hatte, ließ er das Fernglas sinken und sagte: „Onkel Greg, du kannst ja doch romantisch sein.“ „Hey, pass auf was du sagst, sonst ertränk ich dich augenblicklich in dem Fluss.“, gab Greg zurück und boxte Nathan gegen die Schulter. „Das schaffst du gar nicht.“, bemerkte Nathan, grinste und schubste ihn ein wenig. „Ach, ich denke, dass mir dein Knie schon dabei helfen wird.“, entgegnete Greg und sah Nathan durchdringend an. Nathans Grinsen verschwand auf der Stelle und er fragte kleinlaut: „Du weißt davon?“ Greg nickte daraufhin nur und setzte sich auf die Decke, die er vorher ausgebreitet hatte. Nathan setzte sich neben ihn und fragte noch: „Wissen Mum und Dad auch Bescheid?“ Nun schüttelte Greg den Kopf und erklärte: „Mir ist das schon an dem Abend in unserer Bar aufgefallen, aber ich wollte nichts sagen. Ich dachte mir schon, dass du nicht willst, dass deine Eltern was davon mitbekommen, sonst hättest du ja nicht so krampfhaft versucht dir nichts anmerken zu lassen.“ Nathan nickte nur und fragte dann: „Wie hast du es bemerkt?“ Greg zog die Augenbrauen hoch und sagte nur: „Wenn sich einer mit nem Krüppelbein auskennt, dann ich. Wobei es dich ja nicht ganz so schlimm erwischt hat wie mich.“ Nathan wusste nicht was er darauf sagen sollte, deswegen kehrte für einen kurzen Augenblick Ruhe ein. Doch dann war es Greg, der eine Frage hatte. „Was hast du angestellt?“, fragte er und Nathan antwortete beschämt: „Ich hab nen Sprungwurf gemacht.“ Greg konnte nur zu gut verstehen wie sich Nathan fühlte. Er musste sein Hobby, seine Leidenschaft aufgeben, so wie Greg es auch tun musste. Also machte er ihm keine Vorwürfe, sondern sagte nur: „War ne ziemliche Schnapsidee oder?“ Nathan nickte daraufhin nur und wieder herrschte Stille. Greg wartete darauf, dass Nathan das Wort ergriff, denn er wollte ihn nicht dazu drängen mit ihm zu reden. Allerdings hoffte er, dass er Nathan begreiflich machen konnte, dass er jederzeit mit ihm reden konnte. Und in der Tat fragte Nathan nach einigen Minuten: „Wie war das bei dir, Onkel Greg? Ich mein als du nach deinem Unfall erfahren hast, dass du dein Bein nicht mehr normal belasten kannst?“ Greg zögerte nicht lange bevor er antwortete, denn er konnte sich noch genau daran erinnern. „Ich wollt’s nicht wahr haben. Ich bin noch während der Heilungsphase weiter Motorrad gefahren, obwohl sie mir das untersagt hatten. Ich dachte, dass ein wenig Motorrad fahren nicht so schlimm sein würde. Die Quittung dafür bekam ich dann später. Meine erste Reaktion auf mein Krüppelbein war Akzeptanz. Die Ärzte meinten ich soll zur Physio gehen und dann könnte mein Bein wieder werden. Mir konnten die aber nichts vormachen. Ich wusste, dass das totaler Schwachsinn war. Also hab ich mich damit abgefunden n verkrüppeltes Bein zu haben. Ich bin weiter Motorrad gefahren und hab die Physio sausen lassen. Meine zweite Reaktion war Verdrängung. Ich hab schon bald bemerkt, dass mein Leben keinen Sinn mehr hat. Was sollte ich mit so nem verkackten Bein auch anfangen?! Ich hab also unheimlich viel getrunken und mich mit Vicodin vollgestopft. So wollte ich die Schmerzen und damit auch die Erinnerungen an mein verkrüppeltes Bein verdrängen. Ich wurde zu nem richtigen Junkie, der ohne seine Pillen total am Rad dreht. Wäre Lisa damals nicht bei mir vorbeigekommen, hätte sie nicht vor meiner Tür gewartet und sich dann gewaltsam Zutritt zu meiner Wohnung verschafft, wäre ich nicht von dem Zeug los gekommen. Sie hat mir geholfen den Entzug zu überstehen und sie hat mir gezeigt, dass ich auch mit so nem Bein ein normaler Mensch bin. Und, was am wichtigsten für mich war… Sie hat mir gezeigt, dass sie mich liebt.“, erzählte Greg und Nathan hörte ihm aufmerksam zu. „Und wie schaffst du es jetzt damit umzugehen? Wie schaffst du es in deinem Leben trotzdem noch einen Sinn zu sehen?“, fragte Nathan anschließend. Um auf diese Frage antworten zu können, musste Greg auch nicht nachdenken. Er lächelte und antwortete nur: „Lisa.“ Nathan verstand nicht was Greg damit meinte, also erklärte er: „Nicht ich schaff das. Es ist Lisa. Sie sieht in meinem Leben einen Sinn und zeigt mir auch jedes Mal wieder, dass es sich lohnt zu leben. Vorher bestand der Sinn meines Lebens darin mir jeden Tag das Gejammer der Leute anzuhören. Mal haben sie sich in den Finger geschnitten und wollen deshalb gleich, dass ich ihnen nen Verband anlege. Mal haben sie vor dem Sex das falsche Aufputschmittel genommen und mal meinen sie sich mit irgendwelchen Substanzen vergiften zu müssen, auf denen sogar dick und fett geschrieben steht, dass sie giftig sind. Wenn sie wenigstens was nehmen würde, wo das nicht für Analphabeten draufsteht. Wenn’s also damals nach mir gegangen wäre, wäre ich schon längst Wurmfutter. Der Grund dafür wieso ich das aber noch nicht bin, ist Lisa. Seit sie in mein Leben getreten ist, möchte ich jeden Tag noch einmal ihr Lächeln sehen. Sie hat mir gezeigt, dass das Leben nicht nur aus nölenden, von Dummheit gesegneten Menschen und One-Night-Stands besteht. Solange ich weiß, dass Lisa glücklich ist und sie mir immer wieder ein Lächeln schenkt, ist der Sinn des Lebens für mich erreicht. Ich schaffe es nur mit dem Krüppelbein umzugehen, weil ich keins mehr habe, sobald Lisa bei mir ist. Sie behandelt mich wie nen normalen Menschen. Sie sieht dieses verflixte Bein einfach nicht. Es sei denn es braucht mal wieder Aufmerksamkeit und zickt n bisschen rum. Ansonsten ist es so als hätte ich diesen Unfall und dieses verkrüppelte Bein nie gehabt. Der einzige Grund wieso ich also nicht verzweifle und im Selbstmitleid versinke, ist Lisa.“ Nathan sah seinen Onkel sprachlos an, denn mit so einer Erklärung hatte er nicht gerechnet. „Na okay, du hast mich durchschaut. Die eigentliche Wahrheit ist, dass Lisa so viel Zeit beansprucht, dass mir gar keine Zeit bleibt im Selbstmitleid zu versinken. Also, wenn sie nicht immer wieder nach Hause kommen und irgendwelche Dinge von mir erwarten würde, wäre ich ein noch emotional verkrüppelterer Narzisst als ich es schon bin.“, fügte Greg noch hinzu, denn ihm war bewusst geworden, dass er seine weiche Seite zu sehr gezeigt hatte. Natürlich hatte er seine letzte Aussage nicht ernst gemeint und das wusste Nathan auch, deswegen maß er ihr nicht so große Bedeutung bei wie den anderen Worten von Greg. Als Nathan jedoch immer noch nichts sagte, fragte Greg: „Was ist? Willst du mir sagen, dass es bei Haley und dir nicht so ist?“ Nathan schüttelte sofort den Kopf und antwortete: „Nein… also doch… Ich mein es ist bei Haley und mir auch so. Ich hab das nur noch nie so gesehen. Jetzt, wo du es so sagst, wird mir erst mal bewusst wie wichtig Haley für mich ist. Jeder Morgen, an dem ich neben ihr aufwache, ist ein hervorragender Morgen. In jeder Stunde, die ich mit ihr verbringe, fühl ich mich wir vor meinem Unfall, wie am Anfang unserer Beziehung.“ „Na siehste. Dann brauchst du doch nicht zu fragen wie ich das schaffe. Sieh dich das nächste Mal einfach aufmerksam um und dann findest du deine Antwort von ganz allein.“, sagte Greg noch und zwinkerte Nathan grinsend zu. Nathan grinste nun ebenfalls und bedankte sich bei seinem Onkel. Anschließend sprachen sie noch über einige andere Themen und nach ungefähr vier Stunden fuhren sie wieder nach Hause. Greg setzte Nathan vor dem Haus ab und fuhr dann ebenfalls nach Hause. Dort angekommen, setzte er sich an sein Klavier und klimperte ein wenig drauf los. Dabei kam ihm aber einige Minuten später eine Idee und die versuchte er nun, hoffentlich mit Erfolg, umzusetzen.
Einige Stunden später kam Lisa von der Arbeit nach Hause. Greg saß immer noch an seinem Klavier und Lisa kam zu ihm, sie gaben sich einen Kuss und Lisa fragte: „Schreibst du schon wieder n neues Lied?“ Greg nickte energisch und sagte: „Setz dich zu mir.“ Nachdem Lisa sich ihre Schuhe und ihre Jacke ausgezogen hatte, ging sie zu Greg. Er rutschte ein wenig zur Seite und Lisa bemerkte, dass er über’s ganze Gesicht strahlte. Er wirkte wie ein kleines Kind, das gerade etwas bekommen hatte, was es sich schon immer wünschte. Greg lockerte seine Finger und begann dann zu spielen. Schon an der Melodie erkannte Lisa, dass es ein langsameres Lied war. Nun war sie also nur noch auf den Text gespannt.
„Tell me… What is life, a life without colors? Can you see them? Have the years made us blind?
As a child living life´s imagination you´d close your eyes and all the colors went wild. Now the outlines been drawn on an empty page and I´ve opened my eyes.
And you, you, you… You color me in. Turn me round when I´m wrong. You make me strong, you color me in.
Have you ever stopped and listen to your heartbeat? Did the tears make the colors start to fade?
If all the wrongs we ever did were not forgiven. Time would stop and the world would turn to grey. You know I carry you with me night and day. Yeah you´ve opened my eyes.
And you, you, you… You color me in. Turn me round when I´m wrong. You make me strong, you color me in. Yeah you, you, you… You color me in. You´re the blue skies above, you´re so easy to love, you color me in.
Pictures of angels floating above. We all need to be painted with love.
And you, you, you… You color me in. Turn me round when I´m wrong. You make me strong, you color me in. And you, you, you… You color me in. You´re the blue skies above, yeah you´re so easy to love, you color me in.
All right. Give me blue skies, give me the bright light. I need some color in my life. Give me blue skies, give me the bright light. I need some color in my life. Give me blue skies, give me the bright light. I want some color in my life. Give me blue skies, give me the bright light. I want you color in my life. In my life.”, sang Greg liebevoll. Anschließend sah er Lisa lächelnd an und sagte: „Bevor du in mein Leben getreten bist, war mein Leben grau und ohne Sinn. Ich hab einfach in den Tag hinein gelebt. Mein Ziel war es jedes Mal aufs Neue irgendein dahergelaufenes Mädchen mit Vaterkomplexen abzuschleppen. Seit ich dich kenne, ist mein Ziel, dich jeden Tag zum Lachen zu bringen. Du hast Farbe in mein Leben gebracht und mir einen Sinn in meinem Leben gegeben. Ich weiß jetzt wofür ich geboren wurde, was meine Aufgabe ist. Meine Aufgabe ist es dich glücklich zu machen, immer zu dir zu stehen, dich auf Händen zu tragen und dir jeden deiner Wünsche zu erfüllen. Wenn du mir dann auch nur ein klitzekleines Lächeln schenkst, nehm ich das alles auf mich.“ Lisa war gerührt von dem Lied, aber am meisten von Gregs Ansprache. Er hatte ihr zwar schon öfter seine Liebe gestanden, aber noch nie hatte er ihr so schöne Worte gesagt. Da sie diesen Moment auch nicht kaputt machen wollte und eh nicht wusste, was sie sagen sollte, lächelte sie ihn an und fuhr ihm mit einer Hand durchs Haar. „Das mit dem auf Händen tragen, war nur sprichwörtlich gemeint. Dazu bist du mir nämlich zu schwer.“, fügte Greg dann noch hinzu, woraufhin Lisa ihm gegen die Schulter boxte. Greg grinste frech und sagte: „Nein, im Ernst. Ich liebe dich wie verrückt, Lisa.“ „Ich liebe dich auch.“, entgegnete Lisa liebevoll und anschließend schmunzelten sie sich kurz an. Dann näherten sie sich langsam und küssten sich zaghaft. Greg fühlte sich in diesem Moment so unglaublich glücklich wie noch nie in seinem Leben. Er wusste zwar schon vorher was er an Lisa hatte und wie sehr er sie liebte, aber er hatte es noch nie so ausführlich ausgesprochen. Das Gespräch mit Nathan hatte in Greg seine tiefsten Gefühle für Lisa wachgerüttelt und diese hatte er ihr nun gestanden. So fühlte er sich ihr wieder ein Stück näher und für nichts auf der Welt würde er die letzten Minuten rückgängig machen. Zum ersten Mal schlug ihm sein Herz bis zum Hals, während er Lisa küsste. Das war für ihn das Zeichen, dass er wirklich überglücklich war.
Zur selben Zeit kam Haley gerade nach Hause. Sie zog sich Jacke und Schuhe aus und ging dann ins Wohnzimmer, weil sie gedacht hatte Nathan dort anzutreffen. Dort war er aber nicht, also suchte sie auch noch in den anderen Zimmern nach ihm, doch auch sie waren leer. Im Garten war er auch nicht. Wo also war Nathan abgeblieben? Haley ging wieder zurück ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Einige Minuten später schloss jemand die Tür auf und Nathan kam herein. Er hatte einen Blumenstrauß in der Hand und nachdem er sich Schuhe und Jacke ausgezogen hatte, entdeckte er Haley. „Du bist schon zuhause?“, fragte er überrascht und blieb abrupt stehen. „Es ist schon um sechs, Nate.“, informierte Haley ihn nur und sah ihn verwundert an, denn sie kam immer um sechs nach Hause. „Ja schon, nur ich wollte… Ach egal, dann muss das halt noch warten.“, sagte er und kam zu Haley. Er reichte ihr eine Hand, Haley ergriff sie und stand auf. Sie wusste absolut nicht was los war, deswegen sah sie Nathan fragend an und wartete geduldig auf eine Aufklärung. Nathan legte den Strauß auf den Tisch und sah Haley dann direkt in die Augen. „Wir hatten es in letzter Zeit wirklich nicht leicht und deswegen bin ich umso glücklicher, dass du noch bei mir bist. Erst haben Macnair und Yaxley mir mein Knie zertrümmert und dann musste ich mich und meinen Weg neu finden. Du hast mir aber immer zur Seite gestanden. Egal, was kam, wir haben es zusammen überstanden. Selbst unseren schwersten Schicksalsschlag haben wir gemeinsam überstanden. Der Tod von unserem kleinen Jamie war weiß Gott das schlimmste, was uns passieren konnte. Es war schwer damit klarzukommen, doch auch das haben wir geschafft. Ich bin mir sicher, dass wir alles schaffen, wenn wir nur zusammen halten und Geduld haben. Ohne dich würde mein Leben den Bach runter gehen, Haley. Du bist diejenige, die mir jeden Tag aufs Neue Kraft zum Leben gibt. Wenn ich dich nicht gehabt hätte, hätte ich mich nach meinem Karriereaus den Bach runter gehen lassen. Dank dir weiß ich aber, dass es sich lohnt zu kämpfen. Ich danke dir für alles, Hales.“, sagte Nathan und anschließend herrschte für einen kurzen Augenblick Stille. Haley schien ein wenig überrumpelt zu sein, aber dennoch freute sie sich über Nathans liebevolle Worte. Als Antwort küsste sie ihn nur und dann flüsterte sie: „Ich liebe dich, Nathan Scott.“ Nathan schmunzelte und entgegnete: „Ich liebe dich auch, Haley Scott.“ Sie küssten sich noch einmal kurz und dann sagte Nathan noch: „Achja, der Blumenstrauß ist für dich.“ Haley lachte, bedankte sich und während Nathan in der Küche verschwand, um Essen für Haley und sich zu kochen, sah Haley sich den Blumenstrauß an. Als sie kurze Zeit später in die Küche ging, um eine Vase zu holen, fragte sie, während sie die Vase mit Wasser füllte: „Was kochst du denn?“ „Lass dich überraschen.“, antwortete Nathan nur und bevor Haley die Küche wieder verließ gaben sie sich noch einen Kuss. Haley liebte es Nathan so in der Küche umher wuseln zu sehen. Er erinnerte sie dann immer an ein kleines Kind, das gerade eine Überraschung für seine Eltern vorbereitete. In diesem Fall war Nathan aber kein kleines Kind und Haley war nicht seine Mutter. Trotzdem war sie schon gespannt auf das Ergebnis, denn das würde eine Überraschung sein, ob Nathan nun ein Kind und sie die Mutter war oder nicht.
Nicht nur Greg und Nathan hatten eine Überraschung. Nein. Jasmin hatte auch eine Überraschung, nur war diese weniger erfreulich.
Als sie am Abend nach Hause kam, war James schon zuhause, stand in der Küche und kochte. Das war nichts Außergewöhnliches für Jasmin, denn sie kam gerade von ihrem Therapeuten. An diesem Tag war James immer vor ihr zuhause. Nachdem sich Jasmin also ihre Jacke und ihre Schuhe ausgezogen hatte, ging sie in die Küche, um James zu begrüßen. Der drehte sich zu ihr, um ihr einen Kuss zu geben, doch Jasmin hielt ihm nur die Wange hin. Das war untypisch für sie, deswegen bemerkte James schnell, dass etwas nicht stimmte. „Was ist denn?“, fragte er. Jasmin setzte sich auf einen Hocker und sah ihrem Mann beim Kochen zu. Der sah zwischen Herd und seiner Frau hin und her und wartete auf eine Antwort. „Ich hab heut das erste Mal bei meinem Therapeuten geweint.“, antwortete sie, woraufhin sich James augenblicklich vom Herd abwandte und seine ganze Aufmerksamkeit seiner Frau widmete. „Wieso denn das?“, fragte James überrascht und Jasmin antwortete leise: „Weil wir über Christian geredet haben.“ James wandte sich wieder dem Herd zu, schaltete ihn aus und ging dann zu Jasmin. Er stellte sich vor sie und hob ihren Kopf an, damit sie ihn ansah. „Willst du mir davon erzählen?“, fragte er einfühlsam, aber Jasmin sagte nur: „Das Essen wird kalt.“ „Dann wird es eben kalt.“, entgegnete James nur und sah seine Frau wartend an. Also schnaufte Jasmin und erzählte: „Wir haben darüber geredet, dass vieles den Anschein macht, als hätte ich damals keine Lust auf das Leben gehabt. Dann hat er mich gefragt wie das angefangen hat und ich hab ihm erzählt, dass es so war nachdem Christian mit mir Schluss gemacht hat. Dann hab ich ihm erzählt wie das zwischen Christian und mir abgelaufen ist und da muss ich mich irgendwie so rein gesteigert haben, dass mir die Tränen gekommen sind und ich n bisschen geweint hab.“ James sagte nichts. Er sah seine Frau nur mitfühlend an, doch nach einigen Minuten bemerkte er: „Die Zeit war nicht leicht für dich und sie ist ein großer Teil deines Lebens, Schatz. Da ist es vollkommen normal, dass dir das immer noch nah geht.“ Jasmin nickte nur und James fügte noch hinzu: „Mach dir keinen Kopf, hm.“ Er strich seiner Frau über die Wange und drehte sich dann von ihr weg. Er wollte wieder zum Herd gehen, um das Essen auf zwei Tellern zu verteilen, doch Jasmin hielt ihn davon ab. Sie hatte ihn am Arm gepackt und nachdem er sich wieder ihr zugewandt hatte, fragte sie: „Kannst du mich in den Arm nehmen und mich ganz doll festhalten?“ James schmunzelte und breitete seine Arme aus. Jasmin stand auf, ging einen Schritt nach vorn und James legte seine Arme um sie. Jasmin genoss die Umarmung, denn James tat, was sie wollte. Er hielt sie so fest er nur konnte ohne ihr wehzutun. Jasmin weinte während der Umarmung ein wenig, was James natürlich mitbekam. Er sagte aber nichts und er tat auch nichts außer sie zu umarmen. Nach einigen weiteren Minuten hörte man Jasmin nur leise sagen: „Danke.“ James beendete die Umarmung und sah seine Frau fragend an. „Danke, dass du immer da bist. Ich bin verdammt froh, dass ich dich hab.“, erklärte Jasmin und James entgegnete: „Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken.“ Jasmin schmunzelte leicht und fragte: „James? Kannst du mir noch nen Gefallen tun?“ „Alles was du willst.“, antwortete er knapp und Jasmin bat ihn darum sie zu küssen. James ließ sich darum natürlich nicht zweimal bitten. Er näherte sich seiner Frau und küsste sie vorsichtig. Er wusste, dass es für Jasmin schwer war an die Zeit mit Christian zu denken, deswegen war er besonders behutsam. Natürlich war es auch irgendwie eine kleine Überraschung für ihn zu hören, dass Jasmin deswegen weinte, aber er erklärte es damit, dass Jasmin damals ihr Herz zum ersten Mal an jemanden so sehr gebunden hatte.
Als er sich, nach dem Kuss, wieder dem Herd zuwenden wollte, hielt ihn Jasmin allerdings wieder davon ab. James sah sie fragend an und Jasmin sagte leise: „Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch, Schatz.“, entgegnete James und gab seiner Frau einen Kuss auf die Stirn. Da hörten sie plötzlich ein leises Knurren. James sah seine Frau überrascht an und fragte: „Hat gerade dein Magen geknurrt?“ Jasmin nickte verlegen, schmunzelte und sagte: „Das ist nur wegen dem leckeren Geruch deines Essens.“ James lachte kurz, widmete sich dem Essen und verteilte es auf zwei Tellern. Einen der Teller reichte er Jasmin, dann holte er noch Besteck aus einer Schublade und dann setzten sie sich beide an den Tresen und aßen. Wenige Minuten später hatten sie aufgegessen und Jasmin fühlte sich schon etwas besser. James räumte die Teller weg und nun war er es, der eine Überraschung hatte. Aus dem Kühlschrank holte er zwei Schalen, in denen Schokomousse war. Mit diesen Schalen und zwei Löffeln kehrte er zum Tresen zurück. Nachdem er sich hingesetzt hatte, bat er Jasmin die Augen zu schließen und sie tat wie ihr geheißen. Kurze Zeit später durfte sie die Augen wieder öffnen und dann entdeckte sie auf ihrer Schokomousse eine kleine Schmuckschachtel. Sie sah James überrascht an, der grinste allerdings nur und bedeutete ihr die Schachtel zu öffnen. Das tat Jasmin auch und in der Schachtel lag eine Kette. Als sie sie herausnahm, erkannte sie, dass an der Kette ein Anhänger hing. Es war ein kleines Herz, auf dem auf der Rückseite „Ich liebe dich für immer“ stand. Jasmin war überwältigt von dem Geschenk ihres Mannes. Sofort vergaß sie ihren Kummer und bedankte sich bei ihrem Mann. Der stand auf, um ihr die Kette umzumachen und setzte sich dann wieder auf seinen Hocker. „Sieht gut an dir aus.“, bemerkte er und Jasmin fragte: „Womit hab ich das denn verdient?“ James schmunzelte sie an und antwortete: „Weil du einfach die wundervollste Frau der Welt bist. Außerdem hab ich gespürt, dass heut nicht so ein guter Tag ist. Da dachte ich mir, dass ich dir mal wieder was Gutes tun könnte.“ Jasmin war wirklich gerührt und sie hatte auch ein paar Tränen in den Augen, als sie sich noch einmal bei James bedankte. James freute es, dass seine Überraschung gelungen war und ihren Zweck erfüllt hatte, denn Jasmin schien wieder glücklich zu sein. Zumindest dachte sie nicht mehr über die heutige Sitzung bei ihrem Therapeuten nach und das war doch schon mal ein großer Fortschritt. Nachdem sie ihre Schokomousse aufgegessen hatten und die Schalen und Löffel weggeräumt waren, setzten sie sich auf ihre Terrasse und genossen die letzten Sonnenstrahlen. Da fühlte sich Jasmin zum ersten Mal an dem Tag so richtig gut, denn sie wusste, dass James an ihrer Seite war und sie einfach niemand trennen konnte. Auch, wenn der Tag noch so schlecht gelaufen war und das Gespräch über Christian sie noch so sehr deprimiert hatte, hatte der Tag nun einfach wunderschön geendet. Und das nicht nur für Jasmin und James. Auch Greg, Lisa, Nathan und Haley hatten alle einen schönen Abend. Nicht zuletzt wegen der schönen Überraschungen.