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Houslerin
House
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Re: Der Fall Lauren
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Kapitel 25:

Remy hatte die Intensivstation bald erreicht. An der großen Schiebetür zu dem Raum, in dem Julia lag angelangt, atmete sie noch einmal tief durch. Mit dem Blick auf ihrer Freundin, die die Augen geschloßen hielt,strich sie sich das Haar aus der Stirn streng nach hinten und trat anschließend ein.

Ganz langsam und darauf bedacht, Julia nicht zu wecken, ließ sie die Tür wieder in ihre Verankerung gleiten. Das Zittern ihrer Hände war dabei nicht gerade hilfreich.
„Hallo!“, kam es von Julia zögerlich.
„Es tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken! Ich habe mir extra Mühe gegeben, die Tür leise zu schließen, aber....“
„Süße, schon gut, ich war schon wach!“, unterbrach Julia Remy und da sie wusste, dass dieser das nicht reichen würde, verdeutlichte sie ihre Aussage, ehe ihre Freundin etwas sagen konnte:“Ich war WIRKLICH wach. Außerdem hätte ich ansonsten gewollt, dass du mich weckst, damit ich dir danken kann!“

Remy zog die Stirn in Falten:“Fürs Aufwecken? Hast du heute noch Termine?“
Bei dieser Aussage brachte Julia ein kurzes Lächeln zustande. Ein Lächeln, welches Remy immer sofort ansteckte.
„Ich möchte dir dafür danken, dass ich, nachdem ich den Unfall überlebt habe, nicht aus Angst vor den Ärzten gestorben bin.“
Remy winkte sogleich ab:“Das ist doch Blödsinn!“
Julia drehte den Kopf etwas mehr zu ihrer Freundin:“Sag mal, bist du auf der Flucht?“, spottete sie,ihre Augen glitten durch die Glasfront über den Gang:“Komm doch endlich zu mir!“, bat Julia dann jedoch ohne jeglichen Spot in ihrer Stimme, was Remy dazu brachte, sich von der Tür abzustoßen und neben dem Krankenbett Platz zu nehmen:
“Entschuldige, bitte.“, sie schüttelte ihren Kopf kurz:“Ich weiß auch nicht...“
„Wäre es nach dem heutigen Tag ein Wunder? Es war ein langer Tag für uns drei!“, wieder schmunzelte sie:“Aber wenn die Tür es dir so angetan hat, solltest du dich vielleicht lieber zu IHR setzten!“
„Nun, wenn du weiter so einen Unsinn redest, mache ich das sicher noch!“, erneut stimmte Remy in Julia´s Lächeln ein.
„Jetzt mal im Ernst, Remy. Du weißt von meiner Einstellung gegenüber Ärzten. Hätte ich dich und durch dich, deine ehemaligen Kollegen nicht kennen gelernt, hätte ich da unten in der Notaufnahme wohl hyperventiliert oder ähnliches.“
Sanft strich Julia ihrer Freundin über den Handrücken:“Danke!“
Remy wurde leicht verlegen, ihr Blick fiel auf ihre Hand unter Julia´s, was dieser nicht entging.
„Sei nicht so bescheiden, sonst mach ich weiter damit. Hätte ich dich nicht kennen gelernt, wäre mir nämlich noch so manch anderes entgangen!“, sie grinste verschwörerisch.
Remy sah wieder auf und schüttelte dabei leicht den Kopf:“Na, sag mal!“, sie beugte sich leicht nach vorne und küsste Julia ganz zärtlich.
„Ja, das habe ich gemeint. Das und....das was dem meist folgt!“, sie erwiderte den Kuss und sah ihrer Freundin dann in die Augen:“Was ist los?“, formten ihre Lippen nach einiger Zeit fast lautlos. In Remy´s Augen zeigte sich deutlich, dass sie zwar genau wusste, auf was Julia anspielte und ihre Zärtlichkeiten auch genoß, jedoch war da noch etwas anderes, das ihre Freundin nicht gleich deuten konnte.

Remy schüttelte ihren Kopf:“Es tut mir leid, es ist nur....der Unfall hätte ganz anders ausgehen können, was wäre dann gewesen...Chris hat gesagt, ich soll es anders sehen. Er sagt, wir hatten großes Glück...so ist es ja auch, es ist...es ist alles...alles einigermaßen gut ausgegangen, aber wenn nicht...ich meine...“
„He, Remy, Süße, ist doch gut!“ sie strich ihrer Freundin sanft über die Wange:“Hör mal, Taub hat recht. Du solltest nur daran denken. DAS ist die Realität, was bringt es uns jetzt daran zu denken, was alles hätte sein können? Willst du mich los werden?!“
„Du bist so schlimm!“, sofort änderte sich Remy´s Mimik wieder:“Kannst du nicht einmal ernst bleiben?“
„Doch, das kann ich,Remy!“, sie drückte die Hand der jungen Ärztin sanft:“Das kann ich und deshalb sage ich dir, jetzt mal was, was ich ganz ernst meine: So schnell wirst du mich nicht mehr los, ok?! Ich lass dich nicht allein. Ihr seid meine Familie. Du und die kleine, wir bleiben zusammen...wir werden alle drei alles tun, um zusammen zu bleiben, ok?“
Remy nickte, wieder verdrückte sie sich ihre Tränen. Wie oft sie das an diesem Tag schon getan hatte, wusste sie nicht mehr. Julia tat, als würde sie davon nichts mitbekommen und ließ Remy erstmal durch atmen.
„Wo wir gerade beim Thema sind...“, sie sah Julia mit großen Augen an:“Der Termin...“
Julia nickte und drehte sich, so gut es ihr Bein zuließ zu ihrer Freundin:“Entschuldige, wir hatten ja noch gar keine Gelegenheit...“
Doch nicht nur Julia konnte nach der gemeinsamen Zeit, in ihrer Freundin lesen, wie in einem offenen Buch und der gequälte, wenn auch unterdrückte Gesichtsausdruck von Julia, als diese sich drehte, war Remy nicht entgangen:“Julia, es tut mir leid!“, unterbrach sie sie und sah auf die Uhr.
„Es ist spät. Du hast Schmerzen und brauchst deinen Schlaf!“
Julia schloß kurz ihre Augen und nickte:“Du hast wohl recht.“
Remy beugte sich über sie und gab ihr einen Kuss:“Ich geh zu unserer Tochter.“
„Tu das. Aber versuch auch etwas zu schlafen!“, bat Julia und küsste sie kurz zurück, wiederkehrende starke Kopfschmerzen untersagten ihr alles andere:“Es ist noch nichts entschieden, Remy. Ich werde dir, wenn wir ausgeschlafen haben, alles ganz genau erzählen, ok?!“
„Natürlich. Ruh dich jetzt etwas aus!“, sie drückte die Hand ihrer Freundin noch einmal kurz, ehe sie aufstand:“Du bekommst später noch ein Mittel gegen die Schmerzen. Es kann nicht mehr lange dauern!“
Julia nickte:“Mach dir keine Sorgen, es ist wirklich auszuhalten. Allein der Schlaf wird sicher helfen. Ich liebe dich!“
„Und ich liebe dich!“, meinte Remy und ging zur Tür.
„Süße!?“, kam es von Julia, als ihre Freundin schon halb auf dem Gang stand und die Tür schließen wollte, was Remy dazu brachte, damit etwas zu warten.
„Manchmal sollte man die Tränen einfach raus lassen. Weinen reinigt die Seele!“
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Re: Der Fall Lauren
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Kapitel 26:

Ehe Remy in das Zimmer ihrer Tochter zurück kehrte, machte sie sich auf den Weg in das Besprechungszimmer von House. Sie konnte nicht schlafen, ohne zu wissen, was genau die Untersuchungen von Julia aufzeigten. Auch, wenn es natürlich vorrangig gewesen war, zu wissen, wie es ihr geht und mit ihr zu sprechen. Remy war Ärztin und auch, wenn sie nicht mehr praktizierte, so konnte sie dies nicht einfach ausschalten.

In dem großen Raum traf sie, um diese Uhrzeit, keinen mehr an. Sie hatten, was das leere Whiteboard zeigte, noch keinen neuen Fall.
So fand sie auch, Julia´s Akte wie gehofft, direkt auf dem langen Tisch. Sofort begann sie alles ganz aufmerksam durchzusehen. Die Leber zeigte Veränderungen auf. Kein Wunder, dachte Remy. Ihre eigene würde wohl kaum besser aussehen.Julia hatte, wie sie wusste und teilweise noch miterlebt hatte, auch einige Jahre lang, das Wort „Nein!“ wohl ausgeblendet, wenn es um den Konsum von Alkohol und anderen, weit aus schlimmeren, abhängig machenden Substanzen ging.
Bis der Körper einem so etwas wieder verzeiht, wenn er es überhaupt tut, dauert es nun mal seine Zeit.

Der Blick auf die Röntgenbilder beunruhigte sie da schon mehr. Das Schädelhirntrauma war wohl doch schlimmer als gedacht. Remy atmete tief durch. Sie lag auf der Intensivstation, war an den Monitoren und stand unter ständiger Beobachtung. Julia musste wohl nur etwas länger dort liegen bleiben, als zuerst gedacht und benötigte ständige Bettruhe. Doch mit der Beinverletzung würde sie wohl so und so , im wahrsten Sinne des Wortes, keine großen Sprünge machen können.
Apropos Bein, die Fraktur sah, wie Taub schon gesagt hatte, wirklich nicht sehr kompliziert aus.
Die Vitalzeichen waren auch in Ordnung gewesen. Remy nickte, das waren sie auch größtenteils, als sie bei ihr war. Natürlich gab es gewisse Abweichungen, man durfte nicht vergessen, dass Julia früh aufgestanden war, eine lange Autofahrt und natürlich den Termin hinter sich gebracht hatte und schließlich in einen Unfall geraten war. Denjenigen, der danach noch kontinuierliche Vitalzeichen ohne Abweichungen von der Norm hatte, würde sie gerne erstmal kennen lernen.

Remy schloß nach einem kurzen Blick auf die Notizen des Teams, die ihr sagten, dass dieses zu den gleichen Ergebnissen gekommen waren, die Akte. Sanft, wenn auch leicht zitternd, strich ihr Zeigefinger über den Rand der Akte.

Sie konnte nicht vergessen, was dazu geführt hatte, dass Julia auf der Intensivstation gelandet war. Chris und Julia hatten recht gehabt. Die Akteneinsicht war das letzte, was sie zur Bestätigung gebraucht hatte. Sie hatten nichts beschönigt, wollten sie nicht schützen, die Akte und die Fakten darin konnten nicht lügen. Julia hatte wahnsinniges Glück gehabt.

Die junge Ärztin spürte, wie etwas auf ihre Hand tropfte und wich von der Akte zurück. Sie strich sich über die Wange und vergewisserte sich erneut, dass sie alleine im Raum war. Auch neben an, in dem Büro von House war alles dunkel. Remy ging zum Fenster und ließ ihren Tränen freien Lauf. Da sie dies so nicht gewohnt war, dauerte es etwas, ehe ihr Körper merkte, dass sie es nun nicht mehr unterdrücken wollte und somit kurz darauf von einem Weinkrampf geplagt zitterte.

Sie stützte sich mit beiden Armen auf der schmalen Fensterbank ab und dachte an Julia´s Worte als sie ihr Zimmer verließ. Natürlich hatte sie recht gehabt, mit jeder Träne, die aus ihren Augen wich, fiel auch etwas der Anspannung, der Verzweiflung und all der anderen, angestauten Emotionen auf den Boden und befreite ihre Seele. Nach einiger Zeit, strich sich Remy ihre mittlerer Weile nassen Haare aus dem Gesicht, atmete tief durch und verließ, mit einem letzten Blick aus dem Fenster, wo sie die Himmelskörper strahlen sah und kurz daran dachte, dass diese sich wohl genauso frei fühlen mussten, wie sie es gerade tat, den Raum.
Remy wollte jetzt nur noch kurz in eines der Bäder und sich das Gesicht kalt abwaschen und dann zu ihrer Tochter.

Nachdem House die Stehlampe im Nebenzimmer wieder ausgehen sah und somit wieder ganz im Dunklen saß, richtete er sich auf und strich sich über sein Gesicht.