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Re: Der Fall Lauren
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Kapitel 13:

Julia saß in der Ärzteumkleidekabine. Remy hatte ihr gezeigt, wo sie dort duschen konnte. Die junge Frau hatte ihren Kopf auf ihre Hände gestützt. Es kam ihr so vor, als wären Remy und sie mit der stationären Aufnahme ihrer Tochter in das Krankenhaus eingezogen.

Die Tatsache, dass Remy hier mal gearbeitet hat, verschaffte ihnen zusätzliche Vorzüge. Wer sonst konnte schon so einfach hier duschen?
Die Nächte verbrachten sie ebenfalls, so nah es ihnen möglich, war bei ihrer Tochter. Seit diese auf der ITS liegen musste, schliefen die beiden Frauen in der Ärztelounge.
Die Mahlzeiten kamen entweder direkt aus dem Snackautomat vor der Intensivstation, oder aus der Cafeteria.

Sie war in einer festen Beziehung mit einer Ärztin und lebte derzeit mehr oder weniger hier und das bei ihrer Abneigung gegen Ärzte und Krankenhäuser. Julia konnte sich bei diesen Gedanken ein sarkastisches Grinsen nicht verkneifen.
Noch vor kurzem hätte sie so etwas nie für möglich gehalten. Hätte ihr jemand ihre Zukunft vorher gesagt, sie hätte ihm den Vogel gezeigt und herzlich gelacht.

Doch das war nicht das einzige, was sich mit dem Kennenlernen von Remy grundlegend verändert hatte. Sie war so glücklich wie schon lange nicht mehr.
Julia strich sich durch ihr Haar und atmete tief durch. Remy hatte ihr etwas zurück gegeben, was sie schon vor langem verloren hatte: Glück, Liebe und Lebensmut.
Erst vor kurzer Zeit, es kam ihr vor, als wäre es gestern gewesen, war ihre Mutter, bei einem einfachem operativen Eingriff gestorben. Durch die Untersuchung des Falls wurde bekannt, dass der Operateur starken Alkoholmissbrauch betrieb. Die Ursache des Todes stand damit fest. Es handelte sich um einen Kunstfehler. Der Leichnam wurde zur Bestattung frei gegeben.

Julia hatte sehr schwer damit zu kämpfen. Der Tod eines so geliebten Menschen war schlimm genug. Sie hatte niemanden mehr, dem sie sich wirklich offen anvertrauen konnte, da ihre Mutter sie alleine groß gezogen hatte und keine Geschwister, sowie nur wenige, nicht sehr gute Freunde vorhanden waren. Zudem wurde ihr auch noch die Möglichkeit genommen, individuell damit umzugehen, indem sich ein ganzes Team völlig fremder Menschen mit dem Tod ihrer Mutter und dessen Ursache beschäftigte.

Ganz in Erinnerung traten ihr, wie immer, wenn sie an diese Zeit zurück dachte, die Tränen in die Augen. Sie tat ihr bestes, um sie runter zu schlucken. Sie würde gleich zu Remy und der kleinen zurück gehen und ihre Freundin würde sofort erkennen, was mit ihr los war.
Das war eine der Eigenschaften, die daran Schuld trugen, dass Julia sich von Anfang an so wahnsinnig in Remy verliebt hatte. Sie sah in ihr nicht vordergründig die Ärztin. Für sie war sie zuerst ihre Freundin, eine Frau, mit einem Herzen so groß, wie sie es bisher nur von ihrer verstorbenen Mutter kannte. Leider versteckte Remy dies hinter einer großen, starken Fassade und gewährte nur wenigen Menschen einen Blick dahinter. Julia hatte keine Worte dafür, wie sehr sie sich darüber freute, einer dieser wenigen Menschen zu sein.

Sie liebte ihre kleine Familie über alles. Die beiden waren für sie alles. Schon alleine diese Gedanken, ließen ihre Tränen, einem sanften Grinsen weichen. Remy und das kleine Mädchen hatten sie wieder zu dem positiven und glücklichen Menschen gemacht, der sie einmal gewesen war. Sie wusste nicht, was passiert wäre, hätte sie Remy nicht kennen gelernt. Wie lange hätte sie dieser Traurigkeit in ihrem Herzen wohl noch Stand halten können? Wie weit sie gehen hätte können um mit dem Schmerz endlich irgendwie fertig zu werden?

Doch das Blatt hatte sich gewendet, weshalb sie sich eine weitere Frage stellte:Wie konnte sie den beiden nur je für all das danken? Bei diesem Gedanken angelangt, strich sie vollkommen abwesend an dem Holz der Sitzflächenkante entlang.

Sie wusste nur, dass ihr Kind wieder gesund werden musste und sie immer für die beiden da sein würde, egal was passiert. Sie wusste, dass sie Remy mit großer Wahrscheinlichkeit immer mehr pflegen musste, doch das war ihr vollkommen egal. Sie würde für sie, ihre große Liebe, noch viel mehr tun.
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Re: Der Fall Lauren
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Kapitel 14:

Remy und ihre Freundin waren auch in den folgenden Tagen und Nächten fast ausschließlich bei ihrer Tochter. Die Werte des Kindes schwankten anfänglich noch sehr. Doch das Koma und die neue Medikamentation zeigten nach und nach ihr Wirkung.
Die beiden Frauen konnten das Glück jedoch auch noch nicht fassen, als Taub Remy Einblick in die Akte des Mädchens gewährte. Sie waren es nicht gewohnt, dass etwas in ihrem Leben so positiv verlief. Sie hatten bereits einander gefunden, durften ihre Tochter auf Probe zu sich nehmen und jetzt, ging es dem Mädchen wirklich zusehends besser.

Ein großer Stein fiel ihnen vom Herzen, hatten sie doch wirklich schon wieder mit dem schlimmsten gerechnet.
„Hast du der Adoptionsbehörde schon bescheid gegeben?“, erkundigte sich Remy bei ihrer Freundin.
Da das Mädchen noch nicht offiziel ihre Tochter war, hatte die Behörde den Frauen nur erlaubt das Kind in dieses Krankenhaus zu bringen, wenn sie regelmäßigen Kontakt mit ihnen hielten und sie bei Veränderungen, so schnell wie möglich, über den gesundheitlichen Zustand ihrer Klientin in Kenntnis gesetzt wurden..

Julia schüttelte ihren Kopf:“Das wollte ich erst machen, wenn wir oder besser gesagt du, es schwarz auf weiß gesehen hast.“, grinste Julia fröhlich zurück:“Ich werde mich gleich daran machen!“, erklärte sie, da Taub mit den Aufzeichnungen ja nun versucht hatte, den Frauen das Realisieren ihres Glücks zu erleichtern.

Remy nickte und gab ihrer Freundin noch einen zärtlichen Kuss, ehe diese den Raum verließ, um mit ihrem Handy eine Mail an die Behörde zu schicken.

Die junge Ärztin blieb bei dem Mädchen und hielt sanft ihre Hand:“Bald kommst du hier raus und dann werden wir dir erstmal dein Zimmer richtig einrichten. Was hältst du von einem großen Prinzessinnenzimmer? Das hast du dir wirklich verdient!“, lächelt gab Remy dem Kind einen Kuss auf die Stirn. Sie war ehrlich stolz auf das Mädchen, so tapfer wie es gegen die schwere Krankheit gekämpft hatte.

Julia hatte in der Sitzecke vor der Station Platz genommen. Sie war gerade dabei, eine Nachricht zu verfassen, die der Adoptonsstelle Auskunft über die Besserung des Gesundheitszustandes des Kindes gab, als sie bemerkte, dass diese ihr zuvorgekommen war. Sie dachte, dass es eine negative Nachricht war, die eine Aufforderung enthielt, dass das Paar sich endlich wieder melden sollte. Negativ war das natürlich, weil es keinen guten Eindruck hinterließ, wenn sie sich scheinbar nicht an die Bedingungen hielten. Nur war der Zustand des Kindes erst gleichbleibend gewesen und dann....ja dann hatte das unfassbare Glück begonnen, welches die beiden Frauen erst langsam verstanden hatten.

Julia ärgerte sich jetzt über sich selbst. Sie hätte viel eher schreiben müssen, sie musste doch alles tun, damit die Behörde zufrieden war und sie und Remy als zuverlässige Eltern angesehen wurden. Und jetzt so etwas.

Mit großem Grauen öffnete die junge Frau die E- Mail. Was sie dann lass, war jedoch weit aus schlimmer als das, was sie erwartet hatte. Ihr stiegen die Tränen in die Augen. Zum einen Teil aus Wut, zum anderen, weil sie traurig war. WARUM? Warum musste das passieren? Und warum schon wieder ihnen?

Julia gönnte sicherlich jedem sein Glück, aber warum durften andere nicht auch mal, wenigstens über einen kurzen Zeitraum richtig glücklich sein, ohne das am Ende gleich wieder das böse Erwachen kam? Ihre Faust schlug kräftig neben ihrem angespannten Körper auf die Sitzfläche.

Remy sprach weiter ganz liebevoll zu dem kleinen Mädchen. Sie war sich sicher, dass sie sie hören konnte. Ihre Tochter, der wichtigste Mensch neben Julia würde bald wieder gesund werden und ihre kleine Familie damit perfekt. Sie war so berauscht von diesem Glück, dass sie ihre eigene Krankheit gar nicht mehr so hoch gewichtete.

Julia fuhr mit ihrer Hand durch ihr Haar. Ihre Gefühle übermannten sie so, dass ihr kurz ganz schwindlig und schlecht wurde. Die junge Frau, die gerade am Aufstehen war, musste sich noch einmal setzen. Wie sollte sie das nur Remy erklären? Wie sollte sie ihr so eine Nachricht über bringen, ohne dass ihr Herz dabei zersprang?

Als Julia schließlich zurück in dem Krankenzimmer ihrer Tochter war, schloss sie wie in Zeitlupe die Tür hinter sich. Sie hatte sich zu jedem Schritt hier her zurück zwingen müssen.

„Es dauert nicht mehr lange, dann werden wir dich wieder aus deinem Dornröschenschlaf wecken und endlich wieder nach Hause fahren!“, flüsterte Remy dem Mädchen zu, als Julia den Raum betrat. Sie sah auf und sah, dass mit Julia irgendetwas nicht in Ordnung war:“Liebling, hast du einen Geist gesehen?“, fragte Remy und schenkte ihrer Freundin dabei das süße Lächeln, mit dem sie bisher zu ihrer Tochter gesprochen hatte.

„Remy....“, flüsterte Julia, die sich in diesem Moment wünschte, ebenfalls zu schlafen und das ganze nur zu träumen, nur kraftlos. Dann zog sie die Luft scharf ein:“Remy, wir müssen reden!“
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Re: Der Fall Lauren
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Kapitel 15

Das süße Lächeln war schon lange aus Remy´s Gesicht verschwunden. Sie wirkte, und Julia hätte nicht gedacht, dass das möglich sei, noch blasser und zerbrechlicher als sonst.
Voller Angst ging sie deshalb auf ihre Freundin zu, die an einem der großen Fenster zu stehen gekommen war und sich, den Blick aus dem Fenster gerichtet, immer wieder durch ihr Haar strich.
Julia kam hinter ihr zu stehen und drehte die junge Ärztin sanft und mit äußerster Vorsicht zu sich um. Wobei ihre Hand auf Remy´s Schulter lag.
„Es heißt nicht, dass wir sie schon verloren haben, Remy....“, Julia selbst sprach mit schwacher Stimme. Die emotionale Frau musste sich bemühen, die in ihr pochenden Tränen bei sich zu behalten.

Remy sah auf die Hand ihrer Freundin auf ihrer Schulter, ehe sie einen Schritt zurück wich:“Es tut mir leid, ich kann das jetzt nicht!“, brachte sie nur leise hervor.

„Remy, wir drei gehören zusammen. Wir dürfen jetzt nicht einfach aufgeben! Schau dir die kleine an, wie sie gegen die Krankheit ankämpft. Wir sollten uns wirklich ein Beispiel an ihr nehmen!“, sprach Julia ihre Gedanken aus. Sie hatte Mühe, Remy den Raum zu lassen, den diese jetzt brauchte. Doch so war sie und das musste Julia jetzt respektieren.

„Vielleicht ist sie auch so stark, weil sie dieses ganze Auf und Ab des Lebens noch nicht kennt.“, hauchte Remy fast lautlos.

Julia warf ihre Stirn in Falten:“Wie bitte? Remy, ihre Eltern haben sie geliebt, ihre Kindheit war von Geborgenheit geprägt. Dann sind ihre Eltern gestorben.Einfach so, ohne jegliche Vorwarnung! Gerade du, weißt doch, wie schwer das für ein Kind sein muss! Ihre Eltern waren also gestorben, dann kam sie zu uns...und jetzt....müssen wir so um sie kämpfen. Dazu natürlich noch ihre Krankheit. Ich weiß nicht, wie du etwas anderes denken kannst, aber....ich würde das sehr wohl als auf und ab bezeichnen!“, erklärte Julia ruhig und sachlich, wobei sie vorsichtig einen kleinen Schritt in den nun so kalt wirkenden Raum zwischen ihnen wagte.

Remy sah Julia an, die Wut stieg in ihr hoch:“Julia, sie hat ihre Eltern verloren, ja, und so etwas prägt, gerade in so einem jungen Alter sehr. Aber...wer weiß, wieviel Erinnerungen sie an die beiden in ein paar Jahren noch hat und ich bitte dich, wenn wir sie wirklich jetzt schon wieder abgeben müssen, was wird sie später von der Zeit bei uns haben? Sie wird die Krankheit besiegen, dann zurück in ihre Heimat kommen und bei Menschen, die sie lieben aufwachsen. Sie werden dann eine Familie sein. Ihre Familie.“, sie war aufgebracht und pausierte daher kurz um Luft zu holen:“Ihre ersten Jahre waren vielleicht schwer, ja, aber wer sagt dir, dass sie nicht schon bald wieder glücklich sein wird? Glücklicher, als sie es bei uns je werden könnte?“

Ihr Kopf zitterte feinschlägig, ihre linke Hand ganz grobschlägig. Trotzdem gestikulierte sie wütend und hielt, so gut es ihr möglich war, Augenkontakt zu ihrer Freundin. So kalt und distanziert die Stimmung zwischen ihnen gerade war, die Tatsache, dass sie das tat, war jedoch ein Zeichen ihrer innigen Beziehung. Selten ignorierte sie im Kontakt zu jemand anderen ihre Symptome so. Sie bemühte sich nicht, sie zu verstecken. Sie waren ihr nicht peinlich. Remy gab sich Julia gegenüber einfach, wie sie war. Ihre Freundin hatte sich dies von Anfang an von ihr gewünscht. Die Krankheit gehörte einfach zu Remy.

Am Anfang war es der jungen Ärztin sehr schwer gefallen, ihrer Freundin diesen Wunsch zu erfüllen. Doch sie arbeitete daran und war fasziniert davon, dass ihr dies, an der Seite ihre liebevollen, zärtlichen Freundin relativ leicht viel.

Als sie nun weiter zu Julia sprach, funkelten ihre Augen förmlich:“Was soll es uns nützen zu kämpfen? Wir werden sie sowieso verlieren. Sie wird nur gesund, um dann wieder zu anderen Menschen zu gehen. Ich kann wirklich nicht glauben, wie naiv ich war, wie konnte ich nur denken, dass mir so viel Glück zusteht.“, sie schüttelte ihren Kopf und grinste dann zynisch:“Stell dir doch mal vor, wie wir drei wie eine fröhliche Familie am Strand spielen! Das ist einfach zu lächerlich! Anschließend folgt dann die Hochzeit. Wir beide in Brautkleidern und die kleine hüpft glücklich zwischen uns umher....“, ein dunkles Lächeln zierte ihr Gesicht nun:“Wie dumm muss ich gewesen sein...“

„Kannst du BITTE damit aufhören?“, brach es jetzt aus Julia hervor, die ihrer Freundin bisher einfach nur zugehört hatte, damit diese ihren Sorgen und Gedanken Gehör verschaffen konnte. Doch jetzt ging Remy ihr einfach zu weit. Ihr platzte der Kragen:“Wie kannst du so etwas überhaupt nur denken? Remy....wie redest du über unsere Träume? Findest du eine gemeinsame Zukunft mit uns beiden wirklich so lächerlich?“

Beiden Frauen stiegen jetzt die Tränen in die Augen. Remy fiel es wie Schuppen von den Augen, was hatte sie ihrer Freundin da eigentlich gerade an den Kopf geworfen. Julia wusste, dass Remy das Gesagte nicht so gemeint hatte. Wie verzweifelt musste sie sein, um ihre Träume so abwerten zu wollen. Doch keine der beiden schaffte es in diesen Moment einen Schritt auf die andere zu zu gehen.

„Julia...“, setzte Remy an und wischte sich dabei etwas härter als gewollt über ihre Wange.
Doch die angesprochene schüttelte nur ihren Kopf. Sie wusste, dass Remy das was gerade geschah einfach nicht verarbeiten konnte, doch sie konnte ihr dabei gerade nicht helfen. Wie auch? Wie sollte man jemanden in einer Situation helfen, in der man selbst völlig überfordert war und keinen Ausweg wusste.

So ging sie nun zurück zu dem Bett, nahm daneben Platz und griff nach der Hand des kleinen Mädchens. Sie strich sich immer wieder die Tränen aus dem Gesicht, während ihre andere Hand, die des Kindes sanft umfasste.

Remy wartete noch einen Moment, ehe sie das Zimmer verließ. Es brachte jetzt nichts, einen erneuten Versuch der Versöhnung zu starten und sie erkannte zudem an Julias Handlung, dass diese genau wusste, dass aus Remy gerade einfach nur Wut und Verzweiflung gesprochen hatten.
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Re: Der Fall Lauren
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Kapitel 16

Der kühle Wind, der Remy auf dem Krankenhausdach ins Gesicht blies, ließ sie durch atmen. Jetzt mit Julia zu streiten brachte nichts. Sie saßen schließlich beide im gleichen Boot und an der Tatsache, dass dieses gerade scheinbar erneut einem Wasserfall entgegensteuerte, trug keine von ihnen Schuld. Sie strich sich einige Haarsträhnen, die der kalte Hauch gelockert hatte hinters Ohr. Die junge Ärztin stützte sich an der Brüstung ab. Julia und sie, mussten jetzt einfach zusammen halten. Die letzten Monate hatten ihnen gezeigt, dass man nicht immer vom schlimmsten Ausgehen musste. Vielleicht gab es doch noch eine Lösung.

Remy holte tief Luft. Sie ärgerte sich über sich selbst. Warum fiel ihr diese nur nicht ein? Sie hatte es in ihren jungen Jahren in die Auswahl und später sogar wirklich in House´s Team geschafft. Viele Kollegen hatten ihr dafür schon große Bewunderung ausgesprochen. War das nicht ein Zeichen davon, dass sie klug sein musste? Warum brauchte sie dann jetzt solange, um auf einen Ausweg zu kommen? Diese Tatsachen waren doch nur eine Bestätigung dafür, dass sie es einfach so hinnehmen mussten...das es Schicksal war und wohl von vorne herein nicht anders hätte kommen sollen.

Remy sah, an ihrem Oberkörper, den sie immer noch abstützte hinab. Ihre Krankheit wegen zitterten ihre Arme durch die Anstrengung, die dabei entstand. Ihre seelische Verfassung trug sicher auch dazu bei. Der Grund, den Außenstehende bei dem Anblick, der zitternden jungen Frau, wohl sicher vermuten würden, die Kälte, war jedoch in diesem Moment für Remy das kleinste Übel. Sie war so in ihren Gedanken versunken, dass sie diese gar nicht wirklich wahrnahm.

„Aber, aber...Sie finden sicher bald eine neue Geliebte.“, obwohl House kein Außenstehender war und sich somit denken konnte, dass das Zittern der Ärztin nicht an der Witterung lag, legte er ihr untypisch für ihn, von hinten seine Lederjacke um die Schultern:“Mit Verlaub gesagt sollten Sie sich dann vielleicht nach einer etwas schlaueren umsehen...“, House hatte seine ehemalige Angestellte nur einige Sekunden ansehen müssen, wie sie so alleine und verloren dort stand, um zu wissen, dass irgendetwas die traute Harmoie, der drei gestört haben musste.
So offen konnte er ihr das natürlich nicht sagen. Somit hoffte er, sie mit seinen Provokationen unbemerkt aus der Reserve locken zu können.

„Julia ist nicht dumm!“, kam es von Remy prompt zurück. House erwiderte nichts, außer einem kurzen Nicken. Er wollte Remy etwas Zeit geben, vielleicht brauchte sie einfach etwas länger, um über egal was sie so beschäftigte, zu sprechen.

Sie strich sich, aus Angst, dass sich dort noch eine Träne hin veriiert haben könnte, über ihre Wangen, bevor sie es wagte, ihm ihr Gesicht zu zu wenden:“Was tun Sie eigentlich hier?“, fragte Remy, während sie die Jacke etwas enger um sich zog und hoffte House damit klar zu machen, dass sie alleine sein wollte.

„Ist das nicht eindeutig?“, gab dieser gespielt empört zurück:“Ich wollte nur mal sehen, ob Ihnen meine Jacke steht!“, er ging einen weiteren Schritt auf sie zu und neigte sich so zu ihr, dass sie sich genau in die Augen sahen. Remy hielt, entgegen seiner Erwartungen, seinem Blick stand. Wieder einmal war House von der Stärke der jungen Frau überwältigt. Einen Augenblick standen die beiden deshalb einfach nur so da, ehe House fürs erste kapitulieren wollte und sich abwandt.

„Sie wollen uns unser Kind nehmen!“, kam es eilig von Remy. Sie hatte im Augenblick niemanden sonst, mit dem sie über ihre Ängste reden konnte. House war da und sie kannte ihn gut genug um zu verstehen, was er mit seinen Handlungen im Moment ausdrücken wollte. Er hatte ihr angeboten, sich ihm zu öffnen, doch wenn sie es nicht schaffte, würde er jetzt gehen:“Die Behörde hat Julia mitgeteilt, dass sich Angehörige gemeldet haben, die das Mädchen zu sich nehmen wollen. Sie haben doch viel mehr Anspruch auf sie, als wir beide.“, sie pausierte und strich sich durchs Haar:“Was können wir ihr schon bieten?“, fragte sie verzweifelt:“Genau betrachtet ist das doch wahrscheinlich genau das, auf das die Beamten gewartet haben. Endlich haben sie einen guten Grund, um uns die kleine nicht zu geben. Sie können ja nicht sagen, wir bekommen das Kind nur wegen meiner Erkrankung nicht. Finanziell ist alles in Ordnung, die Beamtin, die unsere Wohnung inspiziert hatte, konnte nichts negatives sagen, wir haben uns mit aller Liebe um das Mädchen gekümmert, es fehlte ihr bei uns an nichts. Sicher hat ihnen das nicht in den Kragen gepasst, das Kind einer kranken Lesbe zu geben, um nicht diskriminierend zu wirken haben sie es jedoch in Betracht gezogen. Aber jetzt, jetzt haben sie endlich einen Ausweg. Wahrscheinlich haben sie deshalb extra eine Betriebsfeier abgehalten.“, sie konnte sich, ebenso wie House an dieser Stelle ein Grinsen nicht verkneifen:“Wir werden sie verlieren!“, fasste Remy gleich darauf ihre Gedanken jedoch erneut ganz ernst zusammen.

House stützte sich etwas mehr auf seinen Stock ab. Er hatte ihr zugehört, sie aussprechen lassen. Sie sollte erstmal alles los werden, was ihr auf der Seele brannte. Ihrem Blick entnahm er, dass dies nun geschehen war:“Seit wann geben Sie eigentlich so schnell auf?“, fragte er nur und sah die Frau an seiner Seite an. Diese erwiderte seinen Blick mit dem gleichen Funkeln in den Augen, dass vor kurzer Zeit noch ihre Freundin schmerzlich erkennen musste:“Wieso sollte man kämpfen, wenn etwas aussichtslos ist? Es könnte schon Morgen jemand von der Behörde kommen und uns das Mädchen nehmen. Ich HABE mir Gedanken gemacht, aber da ist nichts, was wir tun könnten!“

„Gut, dann lassen Sie das Kind doch gleich Morgen in eine Klinik verlegen, die näher an ihren Angehörigen ist!“, gab House ganz gelassen zurück:“Sie scheint ihnen ja wirklich sehr viel zu bedeuten!“, fügte er dann noch zynisch hinzu.
Remy war immer noch voller Wut:“Wie können Sie so etwas sagen? Sie ist unser Kind!“
„Da haben Sie es!“, House grinste leicht triumphierend, was Remy mit einem fragenden Blick quittierte.

„Sie sagen „sie ist ihr Kind“! Sie sind nicht der Typ Frau, der nicht um sein Kind kämpfen würde. Sie haben in Ihrer Kindheit zu viel durchgemacht, das alles hat Sie geprägt. Ich habe Sie zusammen gesehen. Sie, das Balg und ihre unterbelichtete Freundin...wenn Sie ehrlich sind, könnten Sie das Mädchen nie so kampflos aufgeben. Sie haben das Ganze, wie ich annehme, eben erst erfahren!?“
Remy nickte zur Antwort kurz.
„Sehen Sie. Wie können Sie dann jetzt schon sagen, dass da kein Ausweg ist? Machen Sie sich weiterhin Gedanken, arbeiten Sie einen Schlachtplan aus...lassen Sie sich Zeit. In dem jetztigen Zustand kann man das Kind sowieso nicht verlegen!“

Die Worte von House taten bei Remy ihre Wirkung. Sie wurde ruhiger und hörte ihm einfach nur zu. Doch sie war Ärztin und wusste, dass seine letzte Aussage fehlerhaft war. Es wäre nicht der erste Intensivtransport, wie oft wurden Patienten in einen solchen Zustand gebracht, um in eine Spezialklinik gebracht werden zu können, ohne unsagliche Schmerzen durchleben zu müssen. Zudem war ihre Tochter auf dem Weg der Besserung und sie würden sie schon bald aufwachen lassen können.

House entging der ungläubige Blick von Remy nicht. Doch er schüttelte nur seinen Kopf:“ICH bin ihr behandelnder Arzt und ich sage, sie ist zur Zeit nicht transportfähig. Niemand hat Sie um einen fachlichen Rat gebeten, oder zweifeln Sie etwa an meinem Können?“, House sah sie gespielt traurig an, worauf Remy nur ihren Kopf schüttelte und kurz danach mit einem Nicken voller Dankbarkeit antwortete.

„Na also!“, fuhr House fort:“Und sie können sich sicher sein, dass ich das auch sagen werde, wenn irgendjemand von diesen Behördenaffen hier antanzt. Ich werde alles tun, um Ihnen Zeit zu verschaffen, aber Sie müssen diese auch nutzen!“

Remy nickte.

„Na dann stehen Sie hier nicht so rum!“, schnauzte er sie an:“Die Uhr tickt und wenn Sie nicht doch noch springen wollen, sollten Sie jetzt anfangen, den angesprochenen Plan anzufertigen!“, er schüttelte seinen Kopf:“Scheinbar färbt die Dummheit Ihrer Freundin auch noch ab!“

Sie machte sich auf den Weg ins Treppenhaus, ehe sie noch einmal umkehrte und ihm seine Jacke reichte:“Danke!“, meinte sie leise, jedoch vollkommen ehrlich und fixierte dabei genau seine Augen. House nickte nur und wandt sich nach einer Zeit von der jungen Frau ab. Nun war er es, der alleine an der Brüstung stand. Remy atmete kurz durch, eines wollte sie noch angesprochen haben, ehe sie sich aufmachte:“Könnten Sie damit aufhören, Julia als dumm zu bezeichnen?“

House nickte:“Ich werde mal sehen, was sich da machen lässt!“
Remy lächelte und machte sich nun endgültig zurück auf den Weg auf die ITS.
House zog sich seine Jacke über und sah ihr nach:“Na also, geht doch!“, meinte er, als sie außer Hörweite war bezogen auf ihr Lächeln, welches er gleichzeitig, ohne es zu bemerken erwiderte.
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Re: Der Fall Lauren
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Kapitel 17

Als sich die Schiebetür öffnete sah Julia das erste Mal wieder hoch. Sie hatte bis dahin ihren Blick nicht lange von dem Mädchen gelassen. Die Angst, dass ihnen das Kind genommen wurde und sie es in Zukunft gar nicht mehr sehen würden, war einfach zu groß. Sie konnte sich mit diesem Gedanken einfach nicht auseinander setzten. Wie sollte sie erneut so einen großen Verlust verkraften. Alleine die Vorstellung daran, das Kind an für sie fremde Leute übergeben zu müssen, schmerzte unvorstellbar stark in ihrer Brust. Es fühlte sich an, als würde ihr endlich wieder etwas genesenes Herz sofort wieder in tausend Stücke zerspringen.

Julia sah Remy eintreten, stand sofort auf und ging auf sie zu um sie in den Arm zu nehmen. Remy erwiderte diese Umarmung sofort:“Es tut mir leid!“, kam es von beiden Zeit gleich, was sie zum Lächeln brachte.
„Du bist ganz schön kalt!“, flüsterte Julia und beendete die Umarmung nicht:“Hoffentlich, wirst du nicht krank!“, meinte sie ganz in Sorge.
Die angesprochene schüttelte ihren Kopf. Es gab jetzt wichtigeres. Sie würde schon nicht krank werden, schließlich hatte sie ja auch House´s Jacke angehabt.
„Julia...wir dürfen jetzt nicht aufgeben!“, sie strich ihrer Freundin über die Wange.
„Meinst du...meinst du, wir haben eine Chance?“, fragte Julia und gab damit zu, wie unsicher sie eigentlich war.
Remy nickte:“Es muss irgendetwas geben, was wir tun können! Wir dürfen nicht einfach aufgeben! Es ist nicht einfach, aber wir müssen einen Weg finden! Auch wenn wir ihn jetzt noch nicht sehen!“
Jetzt war es Julia, die nickte. Sie war erstaunt über den Sinneswandel, den ihre Freundin scheinbar gehabt hatte, doch sie ging nicht weiter drauf ein. Egal, was Remy dazu gebracht hatte, wieder Kraft zu schöpfen, es motivierte auch Julia und das war jetzt das wichtigste.

Julia küsste ihre Freundin auf die Wange. Sie konnte sich denken, wie schwer die letzten Stunden für sie gewesen sein mussten. Das Zittern ihrer Hand war eindeutig stärker als sonst, auch das Zucken ihres Kopfes hatte zugenommen:“Remy, ich weiß, wie ernst die Situation ist, aber wir dürfen uns davon auch nicht komplett fertig machen lassen.Zudem ist es manchmal auch besser, seine Gedanken mal wieder etwas auf etwas anderes zu lenken, damit man wieder klarer im Kopf wird. Wir haben schon wieder viel zu lange nichts gegessen. Da ich weiß, dass es jetzt aussichtlos wäre, dich aus diesem Zimmer locken zu wollen, gehe ich und besorge uns was von deinem Lieblingschinesen um die Ecke!“, sie lächelte ihre Freundin an:“Was hältst du davon?“

Remy nickte und gab Julia einen Kuss:“Ich bin so froh, dass ich euch habe! Wir müssen alles dafür tun, dass es so bleibt. Versprich mir das!“
Julia nickte und erwiderte den Kuss ihrer Freundin:“Versprochen!“
Während Julia sich schließlich ihre Jacke überzog, machte es sich Remy neben dem Bett ihrer Tochter bequem. Nachdem sich Julia dann ihre Tasche noch um die Schulter gelegt hatte, verließ sie mit einem Blick auf die beiden den Raum. Remy lehnte sich zurück und strich über den Arm des kleinen Mädchens:“Wir können so froh sein, Julia zu haben!“, flüsterte sie ihm zu, wobei sie Julia nach sah und so wie sie es sagte, meinte sie es auch. Julia hatte eine etwas an sich, mit dem sie es immer wieder schaffte, Remy dazu zu bewegen, das richtige zu tun.

Nicht nur dank der großen Liebe zwischen ihnen, konnte Julia Remy fast in jeder Situation beruhigen, was nicht selten sogar zu einem Abschwächen der Krankheitssymptome führte. Zu Streit kam es nicht oft und wenn, dann war dieser so schnell wieder vergessen, wie der, den sie vor einigen Stunden mehr oder weniger geführt hatten.

Es war einfach nicht richtig, was House sagte. Julia war alles andere als dumm. Remy kannte sie wirklich. Sie wusste, wie es in ihrem Innersten aussah. Für sie war ihre Freundin nicht nur die hübsche und äußerst attraktive Frau an ihrer Seite, für Remy war Julia ein Mensch, wie man ihn nur selten fand. Sie sah nicht nur gut aus, sie war zudem noch äußerst intelligent.
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Re: Der Fall Lauren
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Kapitel 18

Gleich am nächsten Tag hatten die beiden Frauen einen Termin mit der Adoptionsbehörde vereinbart. Da laut dem Beamten am Telefon dabei nur die Anwesenheit eines möglichen Elternteils nötig war, hatten die beiden ausgemacht, dass Julia alleine reisen würde.

Der Entschluss war den beiden nicht leicht gefallen, doch da die Alternative war, dass sie zusammen fuhren und somit niemand bei ihrer Tochter sein würde, mussten sie es so hinnehmen.

Julia hatte sich sofort dazu bereit erklärt zu fahren. Sie hatte Remy gegenüber nur den Grund genannt, dass sie schließlich die Ärztin war und somit hier bleiben sollte, falls medizinische Fragen auftauchen würden. Ihre Angst davor, dass der ganze Stress Remy´s Symptome weiter verstärken würde, was für sie der weitaus ausschlaggebendere Grund war, behielt sie lieber für sich.

Remy sah auf die Uhr:“Es wird Zeit!“
Julia, die für diesen Anlass extra in ein schickes, dunkelblaues Kostüm geschlüpft war, nickte und stand auf. Sie ging um das Bett herum und gab ihrer Freundin einen zärtlichen Kuss, ehe sie ihre Tochter sanft auf die Stirn küsste:“Pass auf sie auf!“, flüsterte sie, wobei sie sich zu Remy drehte und in der unwahrscheinlichen Tiefe ihrer Augen zu versinken drohte.
Die angesprochene nickte sofort:“Ich liebe dich!“
„Und ich liebe dich!“, kam es von Julia zurück. Sie griff nach ihrer Tasche und einer Mappe mit Unterlagen und ging auf die Tür zu:“Fahr vorsichtig!“, meinte Remy noch, ehe Julia den Raum verließ.

Die junge Ärztin sah ihrer Freundin nach. Sie hoffte so inständig, dass diese mit dem Behördenbesuch heute etwas erreichen würde und sie sich somit dem Sorgerecht für ihre Tochter wieder sicher sein konnten, dass jegliche Gedanken über die wahnsinnig wohlgeformte Figur ihrer Freundin, die sich ihr unter normalen Umständen, besonders in diesem engen Kostüm, immer wieder aufgedrängt hätten, nicht mal auch nur ansatzweise Platz fanden.

Schon bald war Julia an dem Parkdeck angekommen und öffnete schon einige Schritte von Remy´s Auto entfernt, mit dem Schlüssel die Zentralverriegelung.
Nachdem ihre Tasche und die Unterlagen auf dem Beifahrersitz Platz gefunden hatten, setzte sich die junge Frau hinter das Lenkrad und gurtete sich an. Sitz und Spiegel waren schon seit langem auf sie eingestellt.

Da Remy sowieso nicht mehr fuhr, besaß das Paar auch nur noch ein Auto. Julia hatte Angst gehabt, ihre Freundin könnte in einer Notfallsituation, ihre Symptome verdrängen und unüberlegt in den Wagen steigen, da war es ihr nur recht gewesen, als Remy der Unterhaltungs- und Wartungskosten wegen einen Verkauf vorschlug.

Der Besitz zweier Autos war für ihr neues, gemeinsames Leben zudem wirklich nicht von Nöten. Während Julia ihrer gewohnten Arbeit nachging, verbrachte Remy den Tag mit dem kleinen Mädchen zu Hause. Sooft es Julia möglich war, arbeitete sie von zu Hause aus, wenn ihr Job dies nicht zu ließ, war die junge Frau jedoch stets für ihre Freundin zu erreichen.
Die Lage ihrer gemeinsamen Wohnung hatten die beiden absichtlich ganz zentral gewählt, die Wege sollten für Remy nicht zu lang sein. Um das Haus in dem sie wohnten herum lag alles, was sie für den Alltag, aber auch in Notfallsituationen benötigten. Direkt gegenüber war ein Ärztehaus, mit Spezialisten und eine Apotheke erbaut worden. In dem linken Nachbarhaus hatte sich ein kleiner Kiosk nieder gelassen, rechts davon war das gemütliche Familienrestaurant eines wirklich guten Italieners.

Auch auf die Nähe zu den Bildungseinrichtungen hatten sie bei der Wohnungssuche von Anfang an großen Wert gelegt. Schließlich stand für sie schon immer fest, dass sie einmal Eltern werden wollten.

Julia nickte, deshalb saß sie jetzt hier. Sie strich sich ihre Kleidung zurecht und betrachtete sich kurz im Rückspiegel. Sie musste möglichst überzeugend wirken und ihre Argumente richtig einsetzen. Es lag jetzt alles an ihr.

Die junge Frau atmete tief durch und lockerte ihren Kragen etwas. Die Aufregung machte sich immer mehr in ihr breit. Konzentriert startete sie den Wagen, legte den Rückwertsgang ein und verließ das Parkdeck.
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Re: Der Fall Lauren
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Kapitel 19

Ein kurzes Klopfen ließ Remy aufsehen. Sie legte die Tageszeitung, in der sie gerade gelesen hatte, auf dem Nachttisch ihrer Tochter ab und erblickte Chase hinter der Glastür. Mit einem freundlichen Grinsen im Gesicht machte Remy eine einladende Geste.

Chase trat ein und hielt ihr seine Hand entgegen. Erst jetzt sah Remy, dass Chase in dieser nicht nur die Akte hielt:“Ich dachte mir, du könntest Nachschub gebrauchen!“, meinte er und ließ Remy Zeit, damit sie sich trotz ihren zitternden Händen die Zeitschriften nehmen konnte:“Danke!“

Der australische Arzt zuckte mit den Schultern:“Mach ich doch gerne!“, er griff mit der freien Hand in seine Kitteltasche:“Hier sind noch ein paar Sandwiches aus der Cafeteria!“

Remy sah ihn verwirrt an, als sie ihm auch die Brötchen abnahm, doch dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen:“Dahinter steckt doch sicher Julia, oder?“, sie konnte sich ein kurzes, süßes Grinsen nicht verkneifen.
„Ach, du denkst also, ich müsste dazu angestachelt werden, meiner Kollegin mal etwas gutes zu tun?“, gespielt enttäuscht sah er sie an, ehe auch er grinsen musste:“Sie war heute Morgen kurz im Ärztezimmer!“, gab er schließlich mit einem Nicken und einem freundschaftlichen Zwinkern zu.

Chase sah noch einmal kurz in die Akte und auf die Monitore, ehe er den Blick seiner ehemaligen Kollegin zu wandt:“Dafür habe ich euch aber eine gute Nachricht mitgebracht!“
Remy hielt gespannt Blickkontakt mit ihrem Kollegen.
„Wenn es euch nichts ausmacht, dass Julia nicht dabei ist, können wir die kleine hier, heute aufwachen lassen!“, kam es von Chase. In seiner Stimme schwang ehrliche Begeisterung mit. Er konnte nicht anders, als sich mit der kleine Familie zufreuen.
Remy musste den Blickkontakt unterbrechen, ihr Kopf zuckte dafür zu stark. Um diese Tatsache etwas zu vertuschen, schüttelte sie ihren Kopf und drehte sich dann leicht, um die Zeitschriften abzulegen:“Nein, ist schon okay! Julia wird es verstehen! Es wird eine große Überraschung für sie sein!“
Überglücklich strich Remy dem kleinen Mädchen über die Wange:“Hast du...hast du gehört, wenn Julia zurück ist, kannst du ihr endlich wieder „Hallo!“ sagen!“, flüsterte sie ihr leise, leicht stockend zu.

Chase beobachtete diese liebevolle Szene erneut mit einem sanften Grinsen:“Gut, dann komme ich in etwa einer halben Stunde nochmal mit Taub vorbei, um das Koma auszuleiten!“

Remy nickte:“Danke!“, sie nahm wieder neben dem Mädchen Platz und strich ihr sanft über die Hand. Chase wandt sich zum Gehen, blieb jedoch noch einmal stehen, als er neben Remy angekommen war. Sanft legte er ihr die Hand auf die Schulter. Ihm war nicht entgangen, dass ihre Symptome zu genommen hatten. Das sie unter diesen Umständen sehr aufgeregt war, war ja auch nur verständlich:“Mach dir nicht allzu viele Sorgen.Sie müssten blöd sein, um euch das Mädchen zu nehmen.“, versuchte er sie auf zumuntern: „Und unter uns gesagt: Julia kann wirklich sehr überzeugend sein...um nicht zu sagen, Angst einflössend, gerade, wenn es um einen Menschen geht, der ihr viel bedeutet...ich bitte dich deshalb auch, die Sandwiches zu essen!“, übertrieb er, mit einer Anspielung auf Julia´s Besuch im Ärztezimmer an diesem Morgen und einem Grinsen, ehe er dann das Zimmer wirklich verließ.

Natürlich war Remy klar, mit welchem Nachdruck Chase gerade übertrieben hatte, doch er hatte auch recht. Er kannte Julia noch nicht lange, hatte jedoch schon bemerkt, wie sie sich für eine Sache einsetzen konnte, wenn sie ihr wichtig genug war. Es war die richtige Entscheidung gewesen, Julia fahren zu lassen.
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Re: Der Fall Lauren
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Kapitel 20:

Nachdem Taub und Chase die Sedierung des Mädchens ausgeleitet hatten, machten sie sich wieder zurück auf den Weg ins Besprechungszimmer. Da Remy Ärztin war, wusste sie, was zu tun war, sollte das Mädchen Probleme beim Wachwerden haben und so sahen die beiden Männer keinen Sinn darin noch länger zu bleiben. Sie würden Remy und ihre Tochter sowieso nur stören.
Der Krankheitsverlauf des Mädchens war bisher so positiv, sie hatte so gekämpft und sehr gut auf die Medikamentation angesprochen, dass nicht wirklich mit Komplikationen zu rechnen war.

Da man sich in dieser Hinsicht jedoch nie vollkommen sicher sein konnte, wurden die Schritte der beiden Männer trotzdem erst schneller, als sie das Mädchen nur noch leicht hüsteln hörten und Remy ganz ruhig mit ihr sprach.

„Wo... ist...Julia?“, fragte die kleine, nachdem sie Remy mit einem matten Lächeln begrüßt hatte und wieder etwas zur Besinnung gekommen war.
Remy schüttelte gespielt angewidert ihren Kopf:“Sie ist weggefahren...muss Erwachsenensachen erledigen.“, erklärte Remy und brachte das Mädchen damit zum Lachen:“Mach dir keine Sorgen, heute Abend wird sie wieder hier sein und dann können wir sie überraschen, sie weiß nämlich nicht, dass du wieder wach bist!“

Das Kind machte, immer noch sehr angestrengt, große Augen:“Ohja!“
Dann wurde sie etwas nachdenklich:“Bin ich... jetzt wieder gesund?“
„Etwas musst du dich wohl noch gedulden!“, erklärte die junge Frau dem kleinen Mädchen.
„Aber, du kannst sicher heute noch auf die normale Station zurück verlegt werden und dann sehen wir uns, während wir auf Julia warten einen schönen Film an, was hältst du davon?“
Das Mädchen nickte langsam:“Super!“
Remy strich ihr durchs Haar, ihre Hand zitterte dabei leicht. Ihre Gedanken triffteten immer wieder und unvermeidlich ab zu Julia und dem, was sie gerade tat.

Julia saß auf einem sehr unbequemen Stuhl vor dem Zimmer des Beamten, bei dem sie in wenigen Minuten einen Termin hatte. Sie hatte die eingeplante Pufferzeit zum Glück nicht voll ausschöpfen müssen. Der Straßenverkehr hatte sich in Grenzen gehalten und auch der Parkplatz war gleich gefunden. So musste sie jetzt zwar etwas länger warten, aber das machte der jungen Frau nichts aus. Hauptsache, sie kam nicht zu spät. Mit ihren Fingern spielte sie nun nervös an der Mappe auf ihrem Schoß herum, immer wieder biss sie sich auf ihre Lippe. Um ihre Aufregung etwas zu zügeln, lenkte sie ihre Gedanken wenn es ganz schlimm wurde, auf Remy und ihre kleine Tochter. Was Remy wohl gerade tat. Hoffentlich hatte Chase ihre Bitte ernst genommen und ihr auch wirklich etwas zu essen gebracht.

„Ah, da sind Sie ja!“, der Beamte hatte seine Bürotür geöffnet und sah nun auf Julia:“Überpünktlich, das gefällt mir! Kommen Sie doch bitte herein!“
Nach der Aufforderung erhob sie sich, ging auf den Mann im Anzug zu und folgte ihm, nach dem Händeschütteln, in sein Büro. Unbemerkt zupfte sie dabei noch einmal ihr Kostüm zurecht.

Foreman trat nach einem kurzen Klopfen in das Intensivstationszimmer des Mädchens und kontrollierte die Monitore. Er dokumentierte die Werte in der Akte und hob dann seinen Blick zu Remy:“Einer Verlegung steht nichts mehr im Weg!“, erklärte er und ging zur Tür:“Ich werde gleich alles veranlassen!“

„Danke!“, meinte Remy ehrlich und sah auf Foreman, welcher dies mit einem Nicken wahrnahm.
Als Foreman das Zimmer verlassen hatte, hob Remy ihre Hand, sofort schlug das Mädchen überglücklich ein.
„Was habe ich dir gesagt?“, Remy nahm ihre Tochter fest in den Arm.

Wenig später verließ Julia das Büro wieder. Auch wenn sie es nicht geglaubt hatte, hatte sie zumindest gehofft, mit einem etwas positiveren Ergebnis wieder zurück zu ihren beiden Liebsten zu fahren. Es war nicht vollkommen schlecht gelaufen. Es war einfach nur die Bestätigung dafür, dass ein harter Kampf vor ihnen lag. Noch war also nichts verloren, doch der nächste Schritt war dafür sehr schwer.

Julia manövrierte Remy´s Auto aus der Parklücke. Ihr war beim Einparken gar nicht aufgefallen, wie eng diese war. Oder hatte der Fahrer des Wagens hinter ihr so wenig Platz gelassen? Da stand doch vorhin noch ein anderes Auto, oder? Als sie es endlich zurück auf die Straße geschafft hatte und los fahren wollte, hörte sie, wie ein Auto neben ihr scharf bremste. Der Ton der Hupe folgte. Sie hatte das Auto gar nicht kommen sehen. Sie musste sich konzentrieren.
Ja, sie hatte den Termin hinter sich gebracht und sie war nicht allzu begeistert von dem Verlauf des Gesprächs, sie wollte einfach nur noch zurück zu ihrer Freundin und ihrer Tochter. Doch das gerade Geschehene war für sie Bestätigung und Warnung, sie musste auf der langen Fahrt, die vor ihr lag, trotzdem achtsamer sein.

So hob sie jetzt entschuldigend die Hand in Richtung des anderen Autos und fuhr vorsichtig erneut an.
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Re: Der Fall Lauren
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Kapitel 21

Nach einiger Zeit bemerkte Julia etwas kaltes, nasses unter ihrer Nase und an ihrem Mund. Sie sah auf und sah in dem Rückspiegel, was sie vermutet hatte. Sie hatte Nasenbluten, wieder einmal. Sie kannte sich und ihren Körper und wusste, dass es bei ihr nicht mit einer kurzen Blutung getan war, so fuhr sie sofort wieder von der viel befahrenen Straße ab und hielt auf einem Parkplatz eines kleinen Restaurants an der Straße.

„So ein Mist!“, entkam es ihr, nachdem sie bereits einige Zeit ihre Handtasche nach einem Taschentuch durchstöberte. Der Blutfluss wurde immer stärker.
Als sie endlich das Taschentuchpäckchen gefunden hatte, legte sie ihren Kopf nach vorne und ließ das Blut einfach laufen. Sie hatte als Kind nie Nasenbluten gehabt. Doch seit ein paar Jahren wurde sie immer wieder von Nasenbluten geplagt. Die ersten Male hatte sie sich nichts weiter dabei gedacht. Ihre Mutter war die einzige Person, die davon überhaupt etwas mitbekommen hatte. Sie hatte so etwas immer als kleines Wehwehchen angesehen. Die einen haben Magenkrämpfe oder Sodbrennen, die anderen eben Nasenbluten.

Diese Einstellung hatte Julia ganz klar übernommen. Sie war nie eine von den Menschen gewesen, die wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt gehen. Julia dachte stets, ein Arzt würde nur genervt sein, oder sich kaputt lachen, wenn er mit solchen Dingen behelligt wurde.
Später, mit zunehmender Häufigkeit des Nasenblutens, kam dann ihre Abneigung gegenüber Ärzten hinzu. Ihre Mutter war gestorben und somit wusste jetzt nur noch Julia davon. Bisher hatte sie noch nie einen solchen Anfall vor Remy gehabt und das kam ihr auch ganz gelegen. Ihre Freundin sorgte sich immer gleich so übertrieben um Menschen, die sie liebte und im Moment hatte sie damit ja wohl genug mit den Sorgen um ihre Tochter zu tun.

Nach ein paar Minuten stoppte die Blutung wieder:“Na, also!“, sagte Julia zu sich selbst. Sie erblickte ein paar Meter von ihrem Auto entfernt einen Abfalleimer, in dem sie noch flink ihre Taschentücher entsorgte, ehe sie weiter fuhr. Der Termin hatte lange gedauert, die Strecke, die sie noch vor sich hatte, würde ebenfalls noch genügend Zeit in Anspruch nehmen. Sie wollte endlich zu ihren beiden liebsten, sie sehnte sich nach deren Nähe und wollte Remy nun endlich persönlich von den Neuigkeiten erzählen. So einen Zwischenfall, der ihr auch noch unnötig Zeit raubte, konnte sie jetzt wirklich nicht gebrauchen.

Die restliche Fahrt verlief, zu ihrer Freude, dann auch ohne Zwangspausen. Sie hatte sich an das Versprechen, langsam und vorsichtig zu fahren gehalten, dass sie Remy vor ihrer Abfahrt gegeben hatte. Da auf den Straßen an diesem Abend jedoch nicht so viel los war, kam Julia um einige Zeit früher wieder an der Klinik an, als sie gedacht hätte.

Sie parkte den Wagen wieder in dem Parkhaus, nahm ihre Tasche und stieg aus. Julia konnte nicht anders, sie hatte so lange in dem Wagen gesessen, dass sie sich jetzt erstmal ausgiebig strecken musste. Danach zog sie ihre Klamotten wieder zurecht und machte sich auf den Weg zum Eingang des Krankenhauses. Sie wusste, dass sie mit dem Aufzug oder über die Treppen des Parkhauses direkt in die richtige Etage des Krankenhauses kommen würde, doch sie wollte noch etwas zu Essen für Remy und sich mitnehmen. In die Cafeteria gelangte sie bequemer über den Haupteingang. So entschied sie sich, für den etwas längeren Weg, um das Parkdeck herum. Einen weiteren Vorteil sah sie darin, nach der langen Fahrt noch etwas frische Luft schnappen zu können, ehe sie vom Auto in das Krankenhaus kam.

Julia kam vor dem Parkdeck zu stehen und sah kurz in den Himmel. Es war schon dunkel geworden und Mond und Sterne waren zu sehen. Sie hatte schon immer eine Leidenschaft dafür, einfach so in den Himmel zu sehen. Sie konnte dabei alle Probleme vergessen. Es war nicht nur das Leuchten der Himmelskörper, die Tatsache, dass Mond und Sterne, genau wie die Sonne und die Wolken immer wieder kamen, beruhigte sie. Wenn auch alles schief ging und man nicht weiter wusste, wenn man dachte, alles würde sich verändern. Man konnte sich darauf verlassen, dass mit der Nacht Sterne und Mond und mit darauf folgenden Tag Sonne und Wolken wiederkamen. Sie musste grinsen, wie philosophisch sie doch manchmal war. Nach einem Kopfschütteln ging sie weiter und atmete die kühle Luft ein. Was für eine Wohltat.

Die Schritte der jungen Frau wurden trotzdem immer schneller. Sie wollte jetzt einfach nur noch eben etwas zu Essen besorgen und dann zu Remy und ihrer Tochter. Es war faszinierend. Noch vor einiger Zeit, nach dem Tod ihrer Mutter stand sie ganz alleine da. Jetzt hatte sie wieder jemanden gefunden, der ihr so nah war, wie sonst niemand. Eine Person, mit der sie ihr Leben teilen, ihre Zeit verbringen wollte. Sie mussten es schaffen, dass das kleine Mädchen bei ihnen bleiben konnte. Julia konnte sich schon jetzt ihr Leben nicht mehr ohne sie vorstellen. Remy und das Kind sollten und würden ihre Familie sein. Sie nickte zur Bestätigung zu sich selbst und schöpfte damit Kraft. Ihre Mutter hätte die beiden ebenso schnell in ihr Herz geschlossen und wäre Stolz auf ihre kleine Julia gewesen.

Ihre Gedanken wurden von einem Quitschen und Sirenen unterbrochen. Es waren die Reifen eines Autos gewesen. Der Wagen war einem Krankenwagen ausgewichen und kam jetzt mit rasanter Geschwindigkeit direkt auf sie zu.
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Re: Der Fall Lauren
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Kapitel 22

Schon ein paar Minuten später ließ ein erneutes Klopfen an der Tür Remy und ihre kleine Tochter aufsehen. Die junge Ärztin wandt ihren Blick zur Tür und sah Foreman. Sie war lange genug mit ihm zusammen gewesen um sofort zu wissen, dass etwas nicht in Ordnung war.

Ohne auf irgendeine weitere Handlung von Foreman zu warten, erklärte Remy dem Mädchen, dass sie kurz etwas mit ihrem ehemaligen Kollegen besprechen musste. Brav nickte die kleine sofort. Sie war sowieso noch sehr müde und geschwächt. Obwohl das ungute Gefühl sich immer mehr in Remy breit machte, versuchte sie sich ihrer Tochter gegenüber, nichts weiter anmerken zu lassen und gab ihr, wie sie es gewohnt war, einen Kuss auf die Stirn.

Als das Mädchen ihre Augen wieder geschlossen hatte, ließ Remy ihren zitternder rechter Arm auch schon nach vorne gleiten. Sie hatte ihn hinter ihrem Rücken versteckt, sofort als sie bemerkte, dass das Zittern zunahm. Remy umschloss ihn nun, da ihre Tochter die Augen geschlossen hielt, aber lieber mit ihrer anderen Hand. Sie hatte Angst, sich ansonsten noch zu verletzten.

Mit einem mittlerer Weile ganz flauen Magen kam sie schließlich vor Foreman zu stehen:“Was...ist los?“
Der Arzt strich sich über seine Stirn, er wusste nicht recht, wie er Remy die Botschaft über bringen sollte. So entschied er sich einfach für den direkten Weg:“Remy, es tut mir sehr leid...“
„Was ist los? Ist euch etwas in den Blutwerten aufgefallen?“, unterbrach die junge Ärztin ihren ehemaligen Kollegen und versuchte dabei ganz gefasst zu wirken.
Foreman wirkte dadurch im ersten Moment jedoch etwas verwirrt, nach einer Weile schüttelte er seinen Kopf:“Remy, es geht nicht um eure Tochter...“, während er sprach konnte er, zum einen aus Sorge, zum anderen, da er auf der Suche nach den richtigen Worten war, den Blick nicht von
Remy´s Hand wenden, die immer noch ihren gegenüberliegenden Arm umfasste. Als er ausgesprochen hatte, merkte er so, wie sich ihre Haltung änderte und die Hand sich förmlich in den Arm krallte, während sich ihre Augen weit öffneten:“Julia...was...was ist mit ihr?“

„Fahrzeug vs. Pasanten! Remy, so wie es aussieht, hatte sie unwahrscheinliches Glück!“, erklärte Foreman.
„Sie wurde angefahren?“, die junge Ärztin musste sich an die Wand lehnen. Ihr Exfreund legte ihr die Hand auf die Schulter:“Remy, glaub mir, sie hatte großes Glück!“, wiederholte er dabei. Er sagte die Wahrheit und hätte bei jedem anderen Angehörigen auch nicht so reagiert, aber Remy lag ihm immer noch, als Freundin, am Herzen. Zudem war ihre Krankheit sicher wieder weiter fortgeschritten, als sie es vor ihnen hier zu gab. Dann waren da noch die ganzen Sorgen um ihre Tochter, mit denen sie derzeit fertig werden musste und Foreman kannte Remy gut genug, um zu wissen, wie sie reagierte, wenn es um die Gesundheit der Menschen ging, die ihr am Herzen lagen. Vorsichtig setzte er deshalb an:“Remy, sie wird gerade noch untersucht und vielleicht solltest du...“

Doch Remy reagierte, wie man es von ihr gewohnt war, stark. Sie schüttelte sofort ihren Kopf:“Eric, ich will...ich will zu ihr!“, forderte sie mit alle ihrer verbliebenen Kraft.
Foreman wusste, dass sie jetzt keinen Widerspruch mehr dulden würde, so nickte er:“Gut, aber ich komme mit und wir brauchen jetzt wirklich nichts überstürzen. Taub und Chase versorgen sie gerade noch und du weißt, sie werden Bilder machen müssen!“
Anschließend ging er, mit ihr an seiner Seite, zu den Aufzügen. Immer wieder sah er dabei möglichst unauffällig, mit einem Seitenblick, zu ihr:“Geht´s?“, fragte er so beiläufig, er nur irgendwie konnte, als sie auf den Lift warten mussten. Remy gab darauf hin nur ein kurzes Nicken von sich.

Während der Fahrt lehnte sich die junge Ärztin möglichst lässig an die Wand:Erst jetzt fiel ihr ein, dass sicher das ganze Team Dienst in der Notaufnahme gehabt hatte und er Julia so auch schon nach der Aufnahme gesehen hatte:“Hast du schon erste Diagnosen?“, fragte sie so und strich sich ihre Haare streng nach hinten.

„Femurfraktur und Commotio cerebri.“, er sah ihr in die Augen:“Ich war aber nicht lange bei ihr, ich bin sofort los, um dich zu verständigen! Chase und Taub haben sicher bereits nach inneren Verletzungen gesucht!“, erklärte er seiner ehemaligen Kollegin. Natürlich wusste er, dass sie ihr das auch klar war, aber die Aufregung war einer der größten Gegner, des logischen Denkens.
Remy nickte:“Ein gebrochenes Bein und eine Gehirnerschütterung...wenn...wenn das stimmt, hatte..hatte sie wirklich erstaunliches Glück!“
Foreman nickte und lächelte sie aufmunternd an:“Sag ich dir doch!“

Der Aufzug war angekommen und die ehemaligen Kollegen stiegen aus. Ein rießiges Schild an der Wand gegenüber wies für Außenstehende darauf hin, dass sie sich in der Notaufnahme befanden.
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Re: Der Fall Lauren
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Kapitel 23

„Julia!“, Remy wollte ihrer Freundin über die Wange streichen, als diese ihre Hand ergriff und sie mit ihrer umschloss. Angestrengt, aber ganz liebevoll sah Julia ihr tief in die Augen:“Es geht mir gut. Es wird alles schon bald wieder verheilt und vergessen sein.“, erklärte sie mit Nachdruck:“Versuche dich zu beruhigen!“

Remy nickte, vor lauter Aufregung bestätigte sie ihre gewollte Gestik nicht mit Worten.
„Wir konnten das Koma ausleiten!“, erklärte sie dann aber und atmete tief durch. Die Worte führten zu dem, was sie bewirken sollten, Julia lächelte unter ihren Schmerzen hindurch:“Sie ist wach!? Geht es ihr gut?“ Remy strahlte zurück und setzte zu einem erneuten Versuch an, Julia zu streicheln. Diese ließ dies nun ohne weiteres zu:“Sie ist nur noch sehr schwach!“, beruhigte Remy nun Julia.
„Sie ist so stark!“, bei den Worten fasste sich die junge Frau aus Reflex vor Schmerzen an ihren Kopf und atmete tief durch.

„Genau wie du!“, kam es von Remy, die ihrer Freundin Mut machen wollte.
„Es tut mir leid!“, entgegnete diese ihr.
„Was den?“, Remy hob ihren Kopf leicht und sah Julia jetzt fragend an.
„Dass ich dir jetzt auch noch solche Sorgen bereite!“, immer noch sahen sich die beiden tief in die Augen. Durch Julia´s Art war Remy´s Zittern bereits wieder so abgemindert, dass sie dem Blick stand halten konnte:“Hör schon auf, du kannst...kannst doch nichts dafür!“
Julia schüttelte leicht ihren Kopf, was sie sofort bereute. Sie griff nach der Nierenschale neben sich:“Ich hätte besser aufpassen müssen!“, kam es noch von ihr, ehe sie sich übergeben musste und Remy sich beeilte, ihr die Haare aus dem Gesicht zu halten. Vor Aufregung zitterte ihr Arm jetzt wieder stärker, was dazu führte, dass Remy ihren linken Arm kurz nicht mehr richtig kontrollieren konnte und ihrer Freundin so leicht auf die Wange schlug.

„Mir ist schon klar, sie können mich nicht leiden. Aber ich finde es stark, wie sie sich ins Zeug legen, um mir mit zuteilen, dass sie mich zum Kotzen finden.“, kam es von House, der gerade die Tür öffnete, mit gespielter Begeisterung. Auch wenn es für House ungewöhnlich war, verkniff er sich an dieser Stelle die Bemerkung über Frauen Wrestling, die ihm schon auf der Zunge lag. Doch er tat es für Remy.

„He, Taub, was ist los? Haben sie Angst von der Kotze der Dame angegriffen zu werden?“, erkundigte sich House genervt. Der angesprochene sah fragend auf.
„Tauschen sie den Spucknapf gegen einen noch nicht fast überlaufenden und dann behandeln Sie die Frau vielleicht mal...ich denke nämlich, es kommen heute noch andere Menschen mit Wewehchen hier rein!“, rief House darauf hin in die Runde. Die ehemaligen Kollegen waren dieses eine Mal fast froh um House´s nervende Zwischenrufe. Keiner der drei hatte einen richtigen Zeitpunkt dazu gefunden, die beiden Frauen zu unterbrechen und Julia der notwendigen Behandlung zu unterziehen. Es war, als wäre House nur deshalb überhaupt zu ihnen gekommen. Jetzt ging alles ganz schnell:“Warte nicht alleine in irgendeinem sterilen Warteraum!“, bat Julia:“Geh zu unserer kleinen!“
Ehe Remy wiedersprechen konnte, setzte House erneut an:“Keine Angst, die drei Affen dort werden sich sicher fast darum schlagen, sich mit dem Erfolg der Therapie zu brüsten.“

Remy warf ihren ehemaligen Teamkollegen einen bittenden Blick zu, ehe diese ihre Freundin nun medizinisch versorgten:“Ich liebe dich!“, verabschiedete sich Remy von Julia:“Und ich liebe dich!“, flüsterte diese, als sich die Aufzugtüren schloßen und das triste Ambiente der Notaufnahme hinter sich verbargen.
Zuletzt geändert von Houslerin am Mo 21. Apr 2014, 12:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Fall Lauren
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Kapitel 24

Nachdem einige Zeit, die Remy wie Tage vorkam, vergangen war, trat Taub nach einem kurzen zögerlichen Klopfen in den Raum.

Remy hatte sich in der Zwischenzeit wieder etwas beruhigt. Schließlich hatten ihre Kollegen recht, Julia hatte, angesichts dessen, was passiert war, wirklich einigermaßen leichte Verletzungen davon getragen. Eine Gehirnerschütterung und ein Beinbruch bereiteten sicher viel Schmerzen, doch Julia hätte im Koma liegen können. Schlimmer noch, im schlimmsten Fall wäre Remy jetzt mit dem kleinen Mädchen alleine. Sie musste den Gedanken , so schwer es ihr auch fiel, so schnell wie möglich wieder zur Seite schieben. Sie musste jetzt stark sein und jede Sekunde länger, die sie diesem zum Glück nicht real gewordenem Alptraum spendete, machte es ihr schwerer, ihre Tränen zu unterdrücken.
Wie sie jetzt so da saß, dem kleinen Kind neben sich über den Kopf strich und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen, fiel ihr etwas auf. Zum einen hatten die drei heute unbeschreibliches Glück gehabt, damit verbunden schlich sich ganz plötzlich ein neuer Schrecken in ihren Kopf, machte sich dort ungebeten breit und bahnte ein neues Beben in der Gefühlswelt der jungen Frau an: Julia und sie waren noch nicht dazu gekommen, über den Verlauf und das Ergebnis des Termins zu sprechen.

Da war sie wieder, diese unangenehme Ungewissheit die nicht nur, wie man so schön sagt, an ihr nagte. Vielmehr schien es als würde sie Remy von innen her verschlingen. Was war, wenn ihre Freundin deshalb überhaupt erst in diese Situation gekommen war? Vielleicht hatte sie sich schon die Worte im Kopf bereit gelegt, um Remy die Neuigkeiten möglichst schonend beizubringen und hatte dem Auto deshalb überhaupt keine Beachtung geschenkt.. So gesehen wäre das alles ihre Schuld....

Erst das ungefähr dritte Räuspern Taubs, brachte Remy zurück in das Hier und Jetzt:“Chris!?“, es verstrichen abermals einige Sekunden, in denen die junge Ärztin ihre zitternde Hand mehr oder weniger aus Reflex und Gewohnheit, von dem Kopf ihrer Tochter, neben sich auf den Stuhl und somit aus dem Sichtfeld ihres ehemaligen Kollegen gleiten ließ.
„Remy, Julia geht es soweit gut. Das Bein ist im Gips, wir kommen wohl um eine OP herum. Die Kontrolle wird das entscheiden. Was das Schädelhintrauma angeht, werden wir uns später die Aufnahmen nochmal alle zusammen ansehen. Sie liegt zur Überwachung auf der Intensivstation.“, das zynische Grinsen seines Gegenübers entging Taub nicht:“Du weißt, es ist nur zur Kontrolle!“
Remy nickte:“Ja, natürlich, entschuldige. Es ist nur...Kaum ist unsere Tochter endlich wieder hier, liegt Julia dort...“
Jetzt war es Taub der nickte:“Du kennst meine familiäre Situation. Ich möchte nicht in deiner Lage sein.“, er atmete tief durch:“Aber die kleine ist auf Normalstation, hättest du das vor ein paar Tagen gedacht? Und Julia...“
„...Julia hatte wahnsinniges Glück!“, ergänzt Remy und brachte dann ein leichtes Grinsen zu stande.
„Sieh das Ganze doch lieber so!“, meinte Taub, nun ebenfalls grinsend.
„Wir hatten lange keinen Kontakt mehr zu euch!“, stellte Remy fest, während sie sich langsam von dem Stuhl erhob:“Ich hatte ganz vergessen, was du doch für ein Optimist bist!“
„Viel zu lange, mir war ganz entgangen, wie gesprächig und kontaktfreudig, du bist!“, entgegnete Taub. Die beiden sahen sich einen Moment lang in die Augen, als sich ihre Wege kreuzten:“Danke, Chris!“