Antworten
36 Beiträge • Seite 2 von 3
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

Wilson saß auf Richards Bett, betrachtete den ‘FBI’ Brief. Sollte er ihn öffnen? Würde er dadurch nicht das Vertrauen von Richard gefährden? Und was war mit seiner Frau. Schließlich war der Brief an sie gerichtet. Okay…Er war schon neun Jahre alt und vielleicht erinnerte sie sich nicht mehr daran, aber riskieren wollte er es auch nicht.
Er hörte Schritte, schob den Brief schnell unter das Kopfkissen und stand auf.
“Hey! Hier bist du…” Cuddy kam in das Zimmer geschlendert, schaute sich kurz um. “Ich wusste gar nicht, dass er Transformer Figuren hat.”, stellte sie fest, ging auf das Regal zu und griff nach einer Figur.
“Sind meine…”
Überrascht drehte sie sich um, blickte ihren Mann verblüfft an. “Was?”
“Sind meine…Okay…Nicht ganz…Ich kaufe ab und zu mal solche Sachen für meine Krebskiddis…” Er beendete den Satz nicht, griff sacht nach der Figur. “Du kannst dir nicht vorstellen, wie angesagt ich dann immer bin, wenn ich so was anschleppe.”
“Sankt Wilson…”
Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. “Sankt Wilson…Eher Sankt James…” Vorsichtig stellte er den Transformer wieder in das Regal, schob seine Hände in die Hosentaschen und blickte ins Leere. “Manchmal erdrückt mich die Klinik. Ich habe dann das Gefühl keine Luft zu bekommen. Ich nehme die Krawatte ab und hoffe das es dann besser wird. Aber dem ist nicht so…” Er drehte den Kopf, schaute Cuddy an.
Sie streckte eine Hand aus, berührte leicht seine Wange. Er ergriff ihre Hand, hielt sie fest, schmiegte seine Wange an diese.
“Jim…”, sagte Cuddy leise, schlang ihre Arme um seinen Körper, hielt ihn fest.
Einen Moment genoss er ihre körperliche Nähe, schob sie dann von sich. “Tut mir leid, ich habe wieder meine Phase…Wir bekommen anderes Wetter, dass schlägt sich wieder auf meinen Kopf.” Entschuldigend zuckte er mit den Schultern.
“Hör auf dich ständig zu entschuldigen.”, sagte sie in leicht ärgerlichem Tonfall. Warum suchte er ständig die Schuld bei sich?
Das klingeln des Telefons ersparte Wilson eine Antwort.
“Wilson…Sind sie sicher? Das ist nicht gut. Ja. Nein. Sind die Eltern da?” Wilson schaute Cuddy entgegen, formte lautlos mit seinen Lippen das Wort ‘Notfall’. “Ja tun sie das. Ich bin in zwanzig Minuten da.” Er legte auf, rieb sich kurz den Nacken. “Joseph…Er stirbt.”
“Der kleine vierjährige Junge? Mit den blonden Haaren?”
“Ja. Ich fahre rein…” Er küsste sie kurz. “ich weiß nicht, wie lange es dauert…”
Sie legte ihm einen Finger auf den Mund, brachte Wilson damit zum schweigen. “Fahr Jim…Sei für Joseph und seine Eltern da.”
Ein kurzes Nicken, ein erneuter Kuss. “Ich liebe dich.”, sagte er leise und war dann sofort aus der Wohnung verschwunden.

Josephs Eltern erwarten Wilson schon ungeduldig, als dieser aus dem Zimmer ihres Sohnes kam.
“Mrs. Larson. Mr. Larson…” Wilson streckte eine Hand aus und die Larsons ergriffen sie.
“Guten Tag Dr. Wilson…”, erwiderte Mrs. Larson mit belegter Stimme. Ihr brach die Stimme und sie klammerte sich an ihren Mann fest. Hoffte dadurch Halt zu bekommen.
“Es tut mir so leid…”, sagte Wilson mit fester Stimme, zeigte auf das helle Zimmer, dass speziell für solche Anlässe eingerichtet worden war.
Gemeinsam betraten sie den Raum, nahmen auf der Sitzgruppe platz. Einen Moment herrschte Stille.
“Ich weiß, dass sie so gehofft haben. Es tut mir so furchtbar leid…ich kann Josephs sterben verlängern, aber wenn ich ehrlich bin, möchte ich es nicht.” Er machte eine kurze Pause, wählte seine Worte mit Bedacht. “Mrs. Larson…Mr. Larson…Ihr Sohn leidet. Er hat Schmerzen…”
“Aber dann geben sie ihn doch etwas…”, warf Mr. Larson ein.
Bedauernd schüttelte Wilson den Kopf. “Das Morphium schlägt nicht mehr an…Wir…Sie…können ihn erlösen. Es ist legal.”
Mit großen Augen schauten die Larsons den Onkologen an. Ungläubigkeit. Erschrecken und Unverständniss war in ihren Gesichtern zu lesen.
“Wollen sie damit sagen, dass wir unseren Sohn umbringen sollen?”, zischte Mrs. Larson.
“Ich würde das nicht so sagen. Von seinen Schmerzen und seinem Leiden erlösen.” Wilson merkte, dass er sich auf sehr dünnes Eis wagte. Eltern und Angehörige waren in Situationen wie diese durch ihren Schmerz und ihre Trauer nicht rational im denken.
“Ich bitte sie…Lassen sie Jospeh gehen…”, sagte er eindringlich.
Die Larsons schauten sich an. “Wir müssen darüber nachdenken…”
Wilson nickte, stand auf. “Ich warte. Sagen sie einfach einer Schwester Bescheid und ich komme.” Er drückte die Hände der Larsons noch einmal, lächelte kurz und ließ die Eltern von Joseph allein.

Die Minuten, die Stunden, zogen sich in die Länge. Die Zeit verging quälend langsam. Sie zog sich wie Kaugummi. Wilson hatte zum zehnten Mal, seine Bleistifte von einer Seite des Schreibtisches, zur anderen Seite geräumt. Wenig später fing er an, die Schubladen aus und dann wieder einzuräumen. In neuer Reihenfolge. Abwechslung! Sagte er sich. Abwechslung ist alles. Nun befand sich der Medikamentenblock nicht mehr ganz unten, sondern in der obersten Schublade. Als auch das erledigt war, entschloss er sich, etwas zu essen zu besorgen. Wilson kramte mehrere Flyer hervor, klappte sie auf und studierte interessiert das Angebot.
Mechanisch griff er zum Telefon, wählte die Nummer, die auf dem Flyer stand.
“Ja schönen guten Tag…Ich hätte gerne etwas bestellt…Ja..Einmal die Nummer 2 und einmal die Nummer 34. Ja. In das Princeton Plainsboro. Dritte Etage. Dr. Wilson. Ja danke. Ja bis gleich.” er legte wieder auf, lehnte sich zurück und starrte vor sich hin. Was nun? Er wollte es sich nicht eingestehen, aber er langweilte sich. War das zu fassen? Er langweilte sich! Seit dem Gespräch mit Josephs Eltern waren fünf Stunden vergangen. Fünf Stunden, in denen er unnütz herum gesessen hatte. Stunden in denen Joseph litt.
“Hätte ich die Spritze doch schon eher gesetzt.”, murmelte er, griff nach seinen Schreibblock und fing an, etwas darauf zu kritzeln. Kreise. Vierecke. Bäume. Häuser. In kürzester Zeit hatte er das ganze Blatt voll geschmiert.
Es klopfte und ein junger Mann steckte den Kopf zur Tür hinein. “Dr. Wilson?”
“Ja.” Wilson erhob sich, zückte die Brieftasche und wenige Minuten später, ließ er sich sein essen schmecken.
Er war gerade fertig, als es erneut an der Tür klopfte. Jenny, seine dienst habende Schwester, steckte den Kopf herein. “Entschuldigung Chef…Die Larsons wären soweit.”
Wilson erhob sich, schritt neben Jenny zur Station.
“Ich bin froh, dass sie sich endlich zu einer Entscheidung durchgerungen haben.”, bemerkte sie.
“Ja. Hoffentlich die richtige.”, sagte Wilson, schob die Schwester in das Krankenzimmer von Jospeh.
Abwartend blieben sie beide stehen, warteten.
Mr. Larson kam auf Wilson zu, Tränen in den Augen. “Erlösen sie ihn.”, hauchte er.
Wilson nickte leicht, warf Jenny einen kurzen Blick zu und diese verschwand aus dem Zimmer.
Noch einmal checkte Wilson die Vitalwerte des Jungen. Keine Veränderung. Kurz darauf erschien Jenny wieder, mit einem kleinen Tablett in der Hand.
“Danke Jenny. Sie dürfen jetzt gehen.” Wilson sah ihr nach, wie sie erneut das Zimmer verließ. Es war besser so. Er wollte seine Mitarbeiter nicht in Schwierigkeiten bringen.
“Ich gebe ihren Sohn ein starkes Schlafmittel. Danach injiziere ich ihm ein muskellähmendes Medikament. Er wird nichts spüren. Das verspreche ich ihnen.” Er schaute die Eltern an, spürte, fühlte, die Angst und die Trauer.
Routiniert spritzte er das erste Medikament, schaute dann noch einmal die Larsons an. Sie gaben ihm stumm zu verstehen, dass er ihrem Sohn das alles entscheidende Mittel geben sollte.

Wilson lehnte an der Wand des Ganges, starrte vor sich hin und wollte sich nicht vorstellen, was gerade im Zimmer vor sich ging.
Plötzlich fasste eine Hand sanft nach der seinen und er hob den Kopf. Cuddy stand neben ihm, lächelte zaghaft.
“Vorbei?”, fragte sie leise.
Er nickte unmerklich und plötzlich hatte er das Verlangen sie zu umarmen. “Ja.” Ein schmerzhafter Ausdruck legte sich in seine Augen und er schlang seine Arme um Cuddy. “Das ist nicht fair. Alte Menschen sollten sterben, nicht Kinder.”, flüsterte er an ihren Hals.
“Ich weiß Jim. Ich weiß.” Sie hielt ihn einen Moment fest, gab ihm Trost in dieser Situation.
“Eigentlich sollte mich der Tod von Joseph nicht so mitnehmen…” Er schob seine Frau etwas von sich, hielt ihre Hände. “Nur wenn du ein sterbendes Kind ein Jahr lang begleitest…”
“Scht. Ich verstehe dich Jim.” Sie schaute an ihm vorbei und er drehte sich um.
Josephs Eltern verließen das Krankenzimmer, blickten Wilson an.
“Danke.”, formten Mrs. Larsons Lippen lautlos.
Wilson nickte leicht, gab ihr ein letztes aufmunterndes Lächeln und dann verschwanden die Larsons.
“Okay…” Er atmete tief durch, schloss einen Moment die Augen und versuchte wieder ins Gleichgewicht zu kommen. “Lass uns nach Hause gehen.”

Sie waren kaum zu Hause, als das Telefon klingelte. Cuddy nahm ab und sofort hellte sich ihre Mine auf. “Hallo Richard…Aha…Was? Na das ist toll…” Sie machte eine ’alles o.k.’ Geste zu ihrem Mann, setzte sich auf das Sofa und hörte zu, was ihr Sohn zu berichten hatte.
Wilson sah ihr kurz zu, verschwand dann im Bad, um sich frisch zu machen. Als wieder zurück kam, telefonierte Cuddy noch immer.
“Echt? Nein…Ja Francis…Francis…” Der Tonfall von Cuddy hatte sich verändert. Besorgnis schwang mit und in Wilson schrillten die Alarmglocken. Er setzte sich neben seine Frau, wartete geduldig, beobachtete jede Regung, jede Geste von ihr. “Francis…Bitte…Schatz…Okay…Ja Daddy ist da. Okay ich gebe ihn dir.” Sie reichte das Telefon Wilson und lehnte sich abwartend zurück.
Wilson nahm das Telefon an, presste es an das Ohr. “Hallo Schatz.” Er hörte die nächsten Minuten stumm zu, was sein Sohn zu erzählen hatte. Francis Stimme klang am anderen Ende verzweifelt und Wilson krampfte es das Herz zusammen, weil er seinen Sohn nicht helfen konnte. “Ja ich bin noch dran. Ich weiß Francis…Hör mal…” Wilson brach ab, weil Francis zu weinen begann. “Francis…Francis…Gibst du mir mal Granny? Ja. Ich habe dich lieb, Schatz.”
Cuddy war besorgt näher gerückt.
“Hallo Lucy. Erzähl mal…” Cuddys Mutter berichtete, was bei ihnen los war. Ab und zu runzelte Wilson die Stirn, nickte und presste die Lippen zusammen. “Ich verstehe. Hör zu…Wenn es gar nicht geht, dann kommt zurück. Es bringt nichts, wenn Francis ständig bockig, aggressiv, und unberechenbar ist. Ja ich weiß. Ja mache ich. Ich gebe dir noch mal deine Tochter.” Wilson reichte das Telefon Cuddy, stand auf und verschwand in der Küche.
Francis Problem schien tiefer zu sitzen, als sie dachten. Aber wieso verhielt sich Francis so? Er kannte das gar nicht vom ihm. Schwer stützte er sich auf die Anrichte, schloss die Augen. Sie mussten schnellstens eine Lösung finden. Für Francis Problem. Und für das Briefproblem.
Zuletzt geändert von Snugata am Mi 17. Nov 2010, 22:29, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

Eine Hand tauchte neben ihm auf, griff nach einer Pommes und war schon wieder verschwunden. Kurz darauf, gesellte sich zu der Hand ein Mensch. House.
Dieser setzte sich Wilson gegenüber, blickte interessiert seinen Freund an.
Wortlos schob Wilson seinen Teller House rüber, vertiefte sich wieder in das Kreuzworträtsel.
“Wie komme ich zu der Ehre?”, fragte House überrascht.
“Du brauchst Energie für die kommenden Wochen.”, antwortete Wilson knapp.
“Energie? Ich wusste gar nicht, dass ich welche verloren habe.” House griff beherzt zu, schob sich eine Pommes nach der anderen in den Mund.
Aus Wilsons Kehle kam nur ein brummen.
“Liegt mal wieder der Haussegen schief? Hat Cuddy dich nicht ran gelassen?” Das Verhalten von Wilson machte House stutzig und misstrauisch. “Es sind wieder einmal die Jungs. Was haben sie dieses Mal ausgefressen?” Interessiert beugte sich House vor, musterte seinen Freund.
Wilson legte den Stift weg, presste kurz die Lippen zusammen und hob den Kopf. “Es geht um Francis…”
“Aha…”
“Was heißt hier ‘Aha’?” Ärgerlich runzelte der Onkologe die Stirn. House hatte keine Ahnung! Wenn er Kinder hätte, würde er nicht solche dummen Bemerkungen machen.
“Hey!” House hob abwehrend die Hände. “Was willst du hören? Das Francis euch verarscht? Das er nur so tut? Was immer er auch tut… Wilson…Keiner hat gesagt, dass Kindererziehung leicht ist.”
“Ja, ja. Vater werden ist nicht schwer. Vater sein dagegen sehr…Solche Sprüche hängen mir zum Hals raus.”
House wurde in diesem Moment klar, dass Wilsons Problem tiefer ging. “Wenn du reden möchtest…”, sagte er sanft.
“Ich weiß nicht House…Ich weiß nicht, ob das Cuddy recht wäre…” Ein hilfloses Schulterzucken von Wilson war die Antwort.
“Dann fragen wir sie doch.” House deutete hinter Wilson und dieser drehte sich um, sah seine Frau die Cafeteria betreten.
Mit schnellen Schritten kam sie auf den Tisch zu, beugte sich zu Wilson hinunter und küsste ihn kurz.
“Hallo House.”, begrüßte sie den Nephrologen, wandte sich dann sofort an ihren Mann. “Ich habe einen Termin bei Dr. Shamayan gemacht.”
Langsam lehnte sich Wilson zurück, blickte Cuddy an. “Ich dachte, wir lassen das vorerst.”
“Jim…Wenn wir noch länger warten, wird es auch nicht besser. Außerdem ist Shamayan die nächsten Wochen sowieso ausgebucht.” Sie nahm am Tisch platz, griff nach seiner Hand von Wilson.
Interessiert hörte House zu., hoffte, dass die zwei was ausplauderten. Shamayan sagte ihm nichts. Er war nicht am PPTH. Das wüsste House.
“Okay. Hast ja recht.”, erwiderte Wilson, drehte den Kopf und sah House interessierten Blick. “Ich verrate dir nicht wer Shamayan ist.”
“Brauchst du auch nicht. Wozu gibt es Onkel Google?”
“Tu was du nicht lassen kannst.”, erwiderte Wilson, stand auf und schob seine Frau in Richtung Ausgang der Cafeteria.

+++

Disneywold

“Wie wäre es mit Zuckerwatte?” Lucy blickte Richard und Francis an.
“Aber nur wenn sie grell pink ist! Weiße mag ich nicht.”, stellte Richard fest.
“Mir ist die Farbe egal. Hauptsache sie klebt und ist süß.”, warf Francis ein, schob seine Hände in die Hosentaschen und schaute sich um.
George und Lucys wechselten einen bedeutungsvollen Blick. “Da bin ich ja erleichtert, dass wenigstens einer von euch, nicht solche hohe Ansprüche stellt.”
“Er hat gar keine Ansprüche!”, sagte Richard, grinste seinen Bruder an.
“Bäh!”, machte dieser, streckte seine Zunge Richard entgegen.
“Ehe ihr anfangt euch zu prügeln, schauen wir mal, ob die Zuckerwatte euch zusagt.” Lucy streckte eine Hand Richard entgegen und dieser ergriff sie. George sah Francis an. “Wie sieht es aus? Nimmst du mit mir Vorlieb?” Demonstrativ streckte er einen Arm aus.
Einen Moment schaute Francis seinen Opa an, zuckte dann mit den Schultern. “Okay.” Eine kleine warme Hand schloss sich um die von Georges.
Die Zuckerwarte war klebrig und süß. Francis zupfte sich ein großes Stück ab, schob es sich in den Mund und kaute. “Das klebt wie Atze.”
“Wie Atze? Was ist denn Atze?”, fragte Lucys interessiert.
“Na das!” Francis hielt seiner Großmutter etwas Zuckerwatte hin und wenig später nickte sie. “Ah..Danke. Jetzt weiß ich Bescheid.” Lucy schnalzte mit der Zunge. “Das klebt wie der Teufel…”
“Sag ich doch! Wie Atze!”
“Ja. Ich glaube ich brauche etwas zum runterspülen.” Fragend sah sie Francis an. “Du auch?”
“Ja Granny.”
“Wir auch!”, mischten sich Richard und George ein.
“Dann los! Stürmen wir den Getränkestand.”
Francis und Richard schubsten sich gegenseitig weg. Jeder wollte der Erste sein.
“Lass das!”, beschwerte sich Francis, boxte seinen Bruder in die Seite.
“Na warte!”, erwiderte dieser, gab Francis einen Stoß. Francis stolperte, verlor das Gleichgewicht und stürtzte zu Boden.
“Autsch…”, sagte Francis, rieb sich das Knie und fing an zu weinen, als er das Blut sah.
“Verdammt Richard! Was sollte das?” Ärgerlich sah Lucy Richard an.
“Francis hat angefangen…”, verteidigte er sich.
George kniete sich neben Francis nieder, betrachtete sich das aufgeschlagene Knie.
Francis heulte wie ein Schlosshund.
“Ist ja schon gut. Ist doch nur ein Kratzer…”, beruhigte George seinen Enkel.
“Sag ich doch. Er ist eine Memme!” Richard winkte ab, wandte sich an die Frau hinter dem Tresen. “Ich hätte gerne eine Coke. Danke.”
Lucy schüttelte resigniert den Kopf. “Zwei bitte. Und dann noch zwei Sprite. Danke.”
Die Frau nickte, reichte dann die gewünschten Getränke.
Francis stand mittlerweile wieder, weinte noch immer leise vor sich hin.
George tupfte mit einem Taschentusch das Blut weg, strich dann Francis über den Kopf. “Ich verspreche dir…Wenn du heiratetst, ist die Wunde längst verheilt.”
Francis wischte die Tränen weg, schniefte und nahm die Coke an sich.
George und Lucy wechselten einen Blick miteinander.
“Wollen wir weiter gehen?”
Ein leichtes nicken von den Jungs folgte.

+++

Wilson starrte Francis Zahnbürste an. Sollte er? Sollte er den Schritt wagen und einen Gentest machen?
“Hey…Bist du zur Salzsäule erstarrt?” Cuddy trat hinter Wilson, schlang seine Arme um ihn.
“Nein. Ich habe nur nachgedacht, welches Deo heute dran glauben muss.” Er sah sie über den Badspiegel an, grinste.
“Ich wäre für Boss. Du bist ja mein Boss.”, flüsterte sie.
“Okay…” Er griff nach der Flasche, sprühte sich kurz ein. “Und? Zufrieden?”
Cuddy schnupperte kurz, nickte dann. “Ja.” Sie küssten sich liebevoll. “Ich mache schon mal los Droktor Wilson. Nicht vergessen…Um zehn Uhr Aufsichtsratssitzung.”
“Geht klar. Ich werde pünktlich sein.” Er sah ihr nach, richtete seinen Blick wieder auf die Zahnbürste. Entschlossen griff er nach ihr und kurz darauf gesellte sich auch noch Richards Bürste zu der von Francis.

Der kleine Drucker im Labor rasselte und wenig später hielt Wilson den Ausdruck in der Hand. Wilsons Hände fingen an zu zittern, dann erklang ein Keuchen. Er krümmte sich zusammen, schnappte nach Luft und schloss die Augen.
Sein Herz hämmerte wie verrückt, alles um ihn herum fing sich an zu drehen. Seine Hände krallten sich in die Tischplatte.
“Nein…”, brachte er erstickt vor, lockerte die Krawatte und versuchte, wieder Luft zu bekommen. Das konnte nicht sein. Das war unmöglich! Einfach unmöglich! Er knüllte den Ausdruck zusammen. Tränen stiegen in seinen Augen auf, aber ehe diese an seinen Wangen hinunter laufen konnten, wischte er sie weg. Er begriff nicht ganz, was gerade geschehen war, was er gelesen hatte. Der Ausdruck war falsch. Ja falsch.
Erneut führte er den Test durch. Erneut bekam er das gleiche Ergebnis.
Zuletzt geändert von Snugata am Mi 17. Nov 2010, 22:30, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

House beobachtete seinen Freund durch die Scheibe der Balkontür. Seit einer halben Stunde schon. Wilson hatte sich in der ganzen Zeit kein einziges Mal bewegt. Er saß da, die Hände auf den Tisch gelegt, und starrte vor sich hin.
Langsam wurde House unruhig. Energisch schob er die Tür bei Seite, trat ein.
“Mir ist nicht nach reden, House.”, erklang Wilsons Stimme sofort.
Einen Moment spielte House mit dem Gedanken, wieder zu gehen. Aber er wäre nicht House, würde er der Bitte nachkommen. “Mir schon. Ich plauder gerne.”
Ein sarkastisches Grunzen erklang. “Ja sicher.” Er hob den Kopf, lehnte sich zurück und legte die Hände in den Schoß.
“Shamayan ist gut. Und wenn er euch helfen kann...den Jungs helfen kann…dann solltet ihr es tun.”
Einen Moment herrschte Stille zwischen den beiden.
“Onkel Goggle war also hilfreich.”
“Ja.” House setzte sich Wilson gegenüber, stützte sein Kinn auf den Stock. “Wer ist es?”
Misstrauisch kniff Wilson die Augen zusammen. Warum interessierte House sich so brennend für ihre Probleme? Wohl nicht aus Mitleid. Oder Anteilnahme?
“Francis.”
Zustimmend nickte House. “Habe ich mir schon gedacht.”
Wilson merkte wie sein Blutdruck anstieg. Er spürte wie es in seinen Schläfen pochte. “Schön. Hör zu…Ich habe zu tun. Wäre nett wenn du gehen würdest.”, sagte Wilson nachdrücklich.
“Du schmeißt mich raus?” Überrascht schaute House seinen Freund an.
“Ja. Bye House.” Zur Unterstreichung seiner Worte, stand Wilson auf, öffnete die Bürotür.
“Okay. Ich gehe, aber los wirst du mich dennoch nicht.”
Geräuschvoll fiel die Tür ins Schloss.

Cuddy packte ihre Sachen zusammen, warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr und zuckte zusammen. Sie musste sich beeilen, um ihren Mann noch zu erwischen. Mit schnellen Schritten war sie bei der Tür, schloss ab und eilte schon zu Wilsons Büro. Sie drückte die Klinke herunter und prallte überrascht zurück. Verschlossen.
“Er war schon den ganzen Tag seltsam drauf:”
Cuddy fuhr herum, sah House hinter sich stehen. “Was?”, fragte sie irritiert.
“Er war heute etwas merkwürdig.” House schürzte die Lippen. “Okay…Wann ist mal nicht Wilson seltsam drauf? Na ja…Irgend etwas ist vorgefallen. Wissen sie etwas davon?”
“Nein.” Misstrauisch wandte sich Cuddy wieder der Tür zu. Es sah Wilson gar nicht ähnlich, dass er ohne ein Wort früher ging.
“Irgend etwas hat ihn beschäftigt.” Nachdenklich schaute House ins Leere. “Ich will weder ihnen noch Wilson zu nahe treten, noch will ich ihre Ehe in Frage stellen…”
Cuddy drehte sich zu House, verschränkte die Arme vor der Brust, wartete.
“Nun ja…Sie sollten vielleicht zu einer Familienberatung gehen. Sie haben Probleme. Francis macht Probleme. Lassen sie sich von einem Profi helfen.”
Cuddy runzelte die Stirn. House gab Ratschläge? War die Welt völlig verrückt? “Ich wusste nicht, dass sie plötzlich Psychiater geworden sind.”
“Bin ich nicht. Nur wenn ihre Probleme der Klinik schaden…”
“Das werden sie nicht!”, unterbrach sie ihn. “Hören sie House…Es gibt keine Probleme in unserer Ehe. Okay?”
Abwehrend hob House seine Hände. “Okay. Wie sie meinen.”
Cuddy schob sich an ihn vorbei, lief den Gang hinunter.
“Sie machen sich etwas vor!”, rief House ihr nach.
Cuddy winkte nur ab.

“Jim?” Cuddy stellte ihre Tasche ab, ging ins Wohnzimmer und lächelte. “Hey…” Sie kam auf ihren Mann zu, der auf der Couch saß, beugte sich zu ihm hinunter und drückte ihm einen Kuss den Mund.
“Hi.”, antwortete er, lächelte schwach. “Angenehmen Tag gehabt?”
“Ging so. Wie immer. Viele Telefonate…” Sie setzte sich neben ihn, griff nach seiner Hand. “Und bei dir?”
“Ging auch so. Nichts weltbewegendes passiert.” Er versuchte mit fester Stimme zu sprechen, damit sie nicht mitbekam, wie es wirklich in ihm aussah. Jetzt von dem Test zu sprechen, war unpassend. Wilson musste erst mit einem Anwalt reden. Sich erkundigen, was jetzt zu tun war. Welche Schritte und Möglichkeiten ihm offen standen.
Cuddy seufzte, kuschelte sich an ihn. “Das ist schön.” Sie strich zärtlich über seinen Arm, schloss die Augen. “House meint, wir sollen zur Familienberatung gehen.”
“Mmh…”, machte Wilson nur. Also hatte House auch Cuddy genervt.
“Er sieht mal wieder alles zu schwarz.”
“Mmh…”
Cuddy öffnete die Augen wieder, drehte den Kopf und sah ihren Mann an. “Mmh? Mehr hast du dazu nicht zu sagen?”
“Nein. Mir ist im Grunde egal, was House über uns denkt.” Er rückte von ihr weg, rieb sich übers Gesicht. “Er hat raus gefunden wer Shamayan ist.” Wilson drehte den Kopf zu Cuddy. Nachdenklich schaute er sie an. ‘Weiß sie, dass ich nicht der Vater der Jungs bin?’, dachte er. Und wenn ja, dann wusste sie, wer der leibliche Vater war. Warum hatte sie es ihm nie gesagt? Warum hatte sie geschwiegen?
“Jim?”, fragte sie, denn ihr war das Mienenspiel von ihm aufgefallen.
“Ja?”
“House ist doch nicht das einzige Problem Was beschäftigt dich noch?”
Er stand auf, blickte auf sie hinab. “Nichts.”, sagte er ausweichend, drehte sich um und ging in die Küche.
Cuddy warf verzweifelt die Arme in die Luft.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

Spät am Abend lagen sie nebeneinander im Bett, starrten die Decke an, sagten kein Wort.
“Ich ertrage das nicht länger. Ich ertrage dein Schweigen nicht. Das Ausweichen. Das Abwehren.” Sie richtete sich auf, strich sich eine Haarsträne aus dem Gesicht und blickte ihn an.
Er drehte den Kopf, begegnete ihrem ärgerlichen Blick.
“Rede mit mir, Jim. Dich frisst doch etwas auf…”
Wilson schloss kurz die Augen, schluckte schwer. “Gehst du fremd?”
Cuddy öffnete den Mund, starrte ihren Mann ungläubig an. “Was?”
Er richtete sich auf. “Bist du jemals fremd gegangen?”
“Was? Nein! Nein…Wieso fragst du? Du denkst doch wohl nicht etwa…” Sie sog scharf die Luft ein, fuhr sich durchs Haar. Wie kam ihr Mann nur auf so was?
“Ich habe einen Brief gefunden. Besser gesagt Richard…”, begann er.
“Was für einen Brief?”
“Von einem Labor. Er ist neun Jahre alt.” Aufmerksam beobachtete er sie, nahm jede Regung, jedes Zucken wahr.
Unverständnis war in ihrem Gesicht abzulesen und dann dämmerte es ihr. “Oh nein…”, brachte sie leise hervor. Sie streckte eine Hand aus, berührte ihren Mann vorsichtig. “Jim…Ich…Es ist…”
Wilson presste die Lippen zusammen, wartete. Würde sie eine Lüge hervor zaubern?
“Der ist von der Genbank. Ich habe mich damals auf Brustkrebs testen lassen. Du weißt ja, dass meine Familie vorbelastet ist.”
Wilson dachte, er wäre im falschen Film, als er ihre Worte hörte. “Krebstest?”, fragte er nach. Er wollte sicher gehen, dass er sich nicht verhört hatte.
“Ja. Du weißt doch…Meine Tante starb an Krebs. Und meine Oma.” Cuddy hielt unbewusst die Luft an, hoffte, dass Wilson die Aussage akzeptierte.
‘Sie lügt wie gedruckt.’, schoss es ihm durch den Kopf. ’Sie lügt ohne rot zu werden.’
“Jim. Schatz. Glaub mir. Bitte. Ich bin niemals fremd gegangen.” Sie griff nach seinen Händen, beugte sich vor und ihre Lippen berührten sich zaghaft.
“Okay. Entschuldige.” Er löste sich von ihr, legte sich wieder hin.
Cuddy tat es ihm gleich, kuschelte sich an ihn.

Duncan Wilson blickte überrascht seinen Sohn an, als dieser vor der Tür stand.
“Junge? Ist etwas passiert?”
Wilson nickte nur. “Kann ich rein kommen?”
“Natürlich. Dharma! Jim ist hier!”, rief Duncan, ließ seinen mittleren Sohn eintreten. “Das ist ja eine Überraschung.”
“Jim!”, sagte Dharma, kam aus der Küche, wischte sich dabei die Hände an der Schürze ab. “Oh Jimmy.”
Wilson lächelte seine Mutter an, nahm sie in die Arme. “Hallo Mom.”
Sie erwiderte seine Umarmung, spürte sofort, dass etwas vorgefallen war. “Ist etwas passiert? Mit den Jungs? Lisa?”
“Nein mit den Jungs ist alles in Ordnung.” Wilson nahm auf der Couch platz, sagte einen Moment nichts.
Dharma setzte sich neben ihren Sohn, griff nach einer Hand von ihm. “Gehst du gar nicht auf Arbeit?”
“Doch Mom. Ich fange heute erst Mittag an.” Er lächelte schwach, sah seinem Vater zu, wie dieser im Sessel platz nahm. Wilson schluckte schwer und seine Hand krampfte sich um Dharmas Hand.
“Jim…”, sagte sie leise, spürte das etwas schreckliches passiert war.
“Ich habe einen Vaterschaftstest gemacht. Die Jungs sind nicht von mir.” Er drehte den Kopf zu seiner Mutter, blickte sie an. Tränen schimmerten in seinen Augen.
“Was?”, fragte sie leise und schockiert.
“Francis und Richard…Sie sind nicht meine Kinder.”
“Bist du dir sicher?” Duncan wollte es nicht glauben, was sein Sohn gerade gesagt hatte.
“Dad!”, sagte Wilson gequält, stand auf und fing an, unruhig hin und her zu laufen. “Ich habe den test zweimal gemacht. Zweimal! Gott! Wie konnte ich nur so blauäugig, so naiv sein. Ich muss blind gewesen sein.” Er blieb stehen, fuhr sich fahrig durchs Haar. “Sie hat mich betrogen. Sie hat das Ehegelöbnis gebrochen…Ich…Ich glaube es einfach nicht. Diese…Diese…”
“Jim!” Duncan stand ruckartig auf, war schon bei Wilson, fasste grob nach seinen Oberarmen. Warnend sah er ihn an.
“…Hure…”, zischte Wilson.
“Junge! Das Wort will ich hier nicht hören.”, sagte Duncan scharf.
“Du verteidigst sie noch?” Wilson streifte die Hände seines Vaters ab, blickte ihn ärgerlich an.
“Nein das tue ich nicht.”, verteidigte sich Duncan.
“Könnt ihr mal aufhören, euch zu streiten? Danke.” Dharma mischte sich ein. “Wir sollten erst einmal Ruhe bewahren. Dann überlegen wir, was wir machen.”
“Was gibt es da zu überlegen? Ich nehme mir einen Anwalt.”
Dharma und Duncan wechselten einen Blick miteinander. Sie wussten im Grunde, dass ihr Sohn schon eine Entscheidung gefällt hatte.
“Weiß Lisa, dass die Jungs nicht von dir sind?”, fragte Dharma vorsichtig an.
Ein konsternierter Blick traf sie und sie hob entschuldigend die Hände. “Ist ja schon gut.”, beschwichtigte sie ihn. “Oh man…Das ist ja eine Sache.”
Langsam wurde Duncan und Dharma bewusst, was das hieß und was das bedeutete. Die Familienidylle war zerstört.

Während Wilson außer Haus war, durchsuchte Cuddy den Dachboden. Sie schüttete die kleine Kiste aus, wühlte in den Papieren, Zeitungsausschnitten und Postkarten. Der Brief, den sie suchte, fand sie nicht.
“Verdammt.”, sagte sie leise, setzte sich auf ihre Fersen. Was nun? Halt! Hatte ihre Mann nicht gesagt, dass Richard den Brief gefunden hatte? Sie stemmte sich in die Höhe, eilte in Richards Zimmer.
“Wo?”, fragte sie leise, schaute sich suchend um, kniete sich dann vor das Bett und zog die kleine Holzkiste hervor. Sie öffnete diese und sah auf den ersten Blick, dass der Brief nicht drin war. Enttäuscht und auch wütend klappte sie die Kiste wieder zu und schob sie unter das Bett.
Bett! Ihre Hände glitten unter das Zubett, dann unter das Kissen.
Triumphierend hielt sie schließlich den Brief in die Luft. Sie musste schnellstens den Brief verschwinden lassen, dachte sie.
Eine halbe Stunde später machte sie sich auf den Weg zur Klinik.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

12.55 Uhr schwebte Wilson in die Klinik ein. Normalerweise sah es ihm nicht ähnlich, dass er so auf den letzten Pfiff auf Arbeit kam.
Verwundert schauten ihn seine Mitarbeiter an, fragten aber nicht nach, obwohl es ihnen unter den Nägeln brannte, zu erfahren, was los war.
Wilson war sich der fragenden Blicke bewusst, hatte aber keine Lust, eine Erklärung abzugeben. Seine Probleme gingen niemanden etwas an. Schon gar nicht seinen Mitarbeitern.
“Allison!”, brüllte er, sah wie die Angesprochene eilig auf ihn zu kam.
“Ja Chef?”
“Ihr habt eine halbe Stunde, um die Station auf Vordermann zu bringen. Danach mache ich Kontrolle.”
“Aber Chef…”, warf Allison ein. “Die Patienten…”
“Interessiert mich nicht. Ich weiß um den Patientenstand. Derzeit sind wir nicht voll ausgelastet, als habt ihr genügend Zeit, Budenschwung zu machen. Halbe Stunde! Klar?” Wilson wartete keine Antwort ab, drehte sich um und verschwand in seinem Büro. Er wusste, dass er unfair gegenüber Allison gewesen war, aber derzeit hatte er keine Nerven für Nettigkeiten. Kaum war in seinem Büro, klemmte er sich auch schon an das Telefon.
“Ja schönen guten Tag. Mein Name ist Doktor Wilson. Ich suche einen Anwalt für Scheidungsrecht. Ja ich warte. Danke.” Wilson griff nach einem Stift, klopfte ungeduldig mit diesem auf den Schreibtisch. “Ja? Okay. Einen Moment.” Er blätterte kurz in seinem Terminkalender. “Der Tag ist in Ordnung. Ja. 10 Uhr…Geht klar. Danke.” Wilson unterbrach die Verbindung.
Plötzlich durchzuckte ihn eine Erkenntnis wie ein Blitz. Er richtete sich kerzengerade auf, presste die Lippen zusammen und ballte die Fäuste. Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Wenn Lisa ihn vor neun Jahren betrogen hatte, wie konnte er da sicher sein, dass das Baby von ihm war? Die Erkenntnis traf ihn wie ein Hammerschlag. Auszuschließen war das nicht. Würde seine Frau, sobald das Kind auf der Welt war, einen Vaterschaftstest zulassen? Wäre sie dadurch nicht gekränkt und zu tiefst verletzt?
In diesem Moment hatte er das große Bedürfnis etwas zu zerschlagen.
Frustriert seufzte er auf. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die neun Monate abzuwarten.

Cuddy hatte beobachtet, wie ihr Mann den Parkplatz überquerte und sofort war ihr klar, dass er es wusste.
Seine Haltung verriet es ihr.
Angst kroch in ihr empor und sie begann zu zittern. Ihr war plötzlich kalt. Sie fror, trotz der Hitze. Schwer ließ sie sich auf die Couch nieder, versuchte das Zittern unter Kontrolle zu bringen.
Neun Jahre war es gut gegangen. Neun Jahre in denen sie, ihr Geheimnis für sich behalten hatte. Wie konnte sie auch nur so unvorsichtig sein und den Brief einfach so liegen lassen. Sie gab sich symbolisch eine Ohrfeige.
Ein Schluchzen erklang. Cuddy zog die Beine an ihren Körper und begann zu weinen. Sie würde ihn verlieren. Sie würde James Wilson als ihren Ehemann verlieren.
Das öffnen der Bürotür ließ sie zusammen fahren. Hastig wischte sie die Tränen weg, strich ihre Kleidung glatt und blickte die Person an, die gerade ihr Büro betrat.
“Es ist Mittag und sie heulen? Hormonschub?” House schlenderte herein, nahm ohne zu fragen, auf der gegenüberliegenden Couch platz.
“Verschwinden sie, House.”, zischte sie, stand auf und schritt zum Schreibtisch.
“Würde ich gerne, aber hier scheint es interessant zu werden.” Er fing an, seinen Stock auf den Boden zu klopfen. Rhythmisch. Ausdauernd.
“House! Lassen sie das!”, herrschte sie ihn an. House hatte die Gabe, immer im unpassendsten Moment aufzutauchen.
Sofort hörte dieser auf, beugte sich vor und kniff leicht die Augen zusammen.
“Ja. Hormonschwankungen. Hat Wilson mal wieder einen Schuss gelandet?” Unverblümt und respektlos. Wie immer.
“Raus!”, schrie Cuddy wutentbrannt. Sie stand auf, kam auf House zu, zerrte ihn in die Höhe und schob diesen energisch und mit einer Kraft, die House ihr nicht zugetraut hatte, zur Tür. Ehe House es sich versah, stand dieser auf dem Gang.
Überrascht schaute er auf die geschlossene Tür, machte sich dann auf, um seinen Freund einen Besuch abzustatten.

Vorsichtig öffnete House die Tür, steckte seinen Kopf in Wilsons Büro und sah sich einen Onkologen gegenüber, der ihn anblickte.
“Ich war gerade bei deiner holden Gattin und ich muss sagen…Glückwunsch zu dem Volltreffer.”
Wilson presste die Lippen zusammen und seine Augen begannen gefährlich zu glitzern.
“Zügel deine Zunge House. Wenn dir was an unserer Freundschaft liegt, dann zügel deine Zunge.” Gefährlich leise sprach er.
“Warum so angepisst. Ist ein Kind kein Grund zur Freude?”
“Das sagt gerade der Richtige…”, erwiderte Wilson sarkastisch.
“Hey…Wenn man dich reden hört, könnte man den Eindruck bekommen, dass du dich nicht freust.”
Wilson wählte seine nächsten Worte mit Bedacht.
“Lisa ist in einem Alter, in dem eine Schwangerschaft ein Risiko ist. Ich weiß…Die heutige Medizin hat sich weiter entwickelt. Sie ist nicht mehr so primitiv wie vor 100 Jahren, oder 50. Nur machen wir uns nichts vor…Lisa steckt die Schwangerschaft nicht mehr so leicht weg.” Erschöpft fuhr er sich über die Augen. “House…Wir haben in letzter Zeit echt Probleme. So sehr ich mich über das Kind freue, so sehr habe ich Angst, dass wir es beziehungsmäßig nicht schaffen.” Innerlich betete Wilson, dass House jetzt Ruhe gab. Länger konnte er die Maskerade nicht mehr aufrecht erhalten. Würde House nicht sofort verschwinden, so befürchtete er, dass er explodierte.
“Okay…Das ist ein Argument. Dann sage ich mal…Ist schon Scheiße das Leben.” Damit stand House auf und verließ Wilsons Büro.
“Ja…”, flüsterte Wilson.

+++

“Du verdrückst jetzt schon den dritten Doughnut. Hast du immer noch nicht genug?” Lucy schaute amüsiert zu, wie Francis sich den dritten Doughnut in den Mund schob.
“Bei so was ist er spitze!”, warf Richard ein, griff ebenfalls nach seinem dritten Doughnut. “Ihr müsst ihn mal sehen, wenn Daddy Pfannkuchen macht. Da frisst Francis immer die Hälfte.”
“Isst. Das Wort heißt isst. Nicht frisst.” George blickte Richard an.
“Nö ist schon richtig. Er frisst Grandpa.”
“Du bist doch nur neidisch, weil du nicht so viele schaffst.” Francis sah seinen Bruder genervt an.
“Bäh…” Richard streckte Francis die Zunge raus. “Jedenfalls…Daddy macht die besten Pfannkuchen. Da kann selbst Mummy nicht mit halten.”
“Ja stimmt. Die Schokopfannkuchen sind besonders lecker.”
Die zwei Erwachsenen wechselten einen Blick miteinander. Der heutige Tag war bisher sehr harmonisch verlaufen. Keine Streitereien zwischen den Jungs. Keine Weinattacken von Francis. Hoffentlich blieb das auch so.
“Wenn ihr fertig seid mit dem verdrücken von den Doughnuts…Worauf habt ihr Lust?”
Zwei Kinderaugenpaare schauten George an.
“Ich würde gerne mal die Raumschiffe sehen.”
“Oh ja!” Begeistert klatschte Francis in die Hände. Der Vorschlag seines Bruders war toll. “Vielleicht sehen wir da auch Captain Kirk. Oder Spock!”
“Quatsch! Kirk und Spock sind doch Serienfiguren.” Richard zeigte Francis einen Vogel. “Da siehste keine Astronauten. Die sind alle abgeschirmt. Ist ja alles geheim und so.”
“Ja richtig. Wegen der Marsmännchen. Den grünen Außerirdischen.”
Ein Lachen erklang. Lucy musste über den Wortwechsel der zwei Jungs lachen. “Okay. Dann fahren wir zu den Raumschiffen.”
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

Eine Woche waren nun die Jungs schon mit Cuddys Eltern in Urlaub. Eine Woche, in der Wilson versuchte, so wie immer zu funktionieren.
Cuddy tat das gleiche. Beiden war klar, dass da etwas war, zwischen ihnen, aber keiner sprach das Problem an, oder fragte nach.
“Ich mache heute eher Schluss.”, verkündetet Wilson am Frühstückstisch, schenkte seiner Frau noch eine Tasse Kaffee ein.
“Warum?”
“Ich habe noch ein Geschäftstreffen. Ein alter Studienfreund hat um das Treffen gebeten. Es geht um eine neue Behandlungsmethode bei Bauchspeicheldrüsenkrebs.”
“Aha. Gibt es da wirklich einen Fortschritt? Ich dachte bisher immer, dass er unheilbar ist.”
“Im Prinzip schon, nur wenn du ihn rechtzeitig erkennst…” Er zuckte etwas hilflos mit den Schultern. “Gerade deshalb ist das Treffen so wichtig.”
Cuddy merkte, dass er leicht verärgert war. Sie hatte mal wieder nachgefragt. Aller Wahrscheinlichkeit glaubte er, dass sie ihm das Treffen nicht abnahm. Und da hatte er nicht ganz Unrecht. Sie glaubte ihm nicht.
‘Sie glaubt mir nicht.’, schoss es ihm durch das Gehirn. ‘Wie auch. Wir belauern uns wie zwei rivalisierende Rüden’ “Ich kann nicht genau sagen, wann ich nach Hause komme.”
“Okay.” Cuddy nippte am Kaffee, beobachtete Wilson über den Rand der Tasse hinweg.
“Gut.” Er stand auf, stellte seine eigene Tasse in die Spüle. Weg. Nur weg. Diese Farce hier, dieses Possenspiel, ging ihm auf die Nerven. Er beugte sich zu ihr herunter, küsste sie kurz auf die Schläfe. “Ich mach los. Fahr langsam.”
“Du auch.” Sie sah ihm nach, schloss kurz die Augen. “Ich liebe dich auch.”, hauchte sie.

Wilson war leicht nervös, als er das große Backsteingebäude betrat. Er hatte noch nie etwas mit Anwälten zu tun gehabt. Noch mit irgend welchen Gesetzten. Er fragte sich durch, und stand schließlich vor einer Glastür. Zaghaft klopfte er an, trat nach dem ‘Herein’ ein und fand sich in einem hellen und freundlichen Vorzimmer wieder.
Die Empfangsdame hinter dem Tresen stand auf, kam um den Tisch herum und streckte eine Hand aus.
“Sie müssen Doktor Wilson sein…”, empfing sie ihn.
“Ja richtig.”
“Mr. Brice erwartet sie schon. Da entlang.” Sie streckte eine Hand aus, klopfte kurz an eine weitere Tür an und öffnete diese. “Doktor Wilson, Mr. Brice.”
“Danke Jenny.”
Mr. Brice erhob sich, empfing Wilson mit einem Lächeln.
“Guten Tag Mr. Wilson.”
“Guten Tag.”, erwiderte Wilson, ergriff die dargebotene Hand und kurz darauf saßen sie sich gegenüber.
“Also…Wie kann ich ihnen helfen?”
“Ich bin seit zwölf Jahren verheiratet. Meine Frau und ich haben zwei neunjährige Jungen. Zwillinge. Seit letzter Zeit kamen mir Zweifel, dass die Jungs nicht von mir sind. Ich habe daraufhin einen Vaterschaftstest gemacht. Und meine Vermutung hat sich bestätigt.” Wilson machte eine kurze Pause, ließ dem Anwalt Zeit, dass gehörte zu verarbeiten. “Des weiteren habe ich den Verdacht, dass meine Frau es von Anfang an wusste. Sie hat es mir verschwiegen, dass ich nicht der Vater bin. Ich sehe das Ehebruch und möchte mich nun erkundigen, wie die Rechtslage bei so einem Fall ist.”
Einen Moment herrschte Stille, in der der Anwalt nachdachte.
“Zuerst einmal müssen wir klären ob ihre Ehefrau es aus bestimmen Gründen verschwiegen hat. Hat sie befürchtet, wenn sie es sagt, dass sie ihre Frau verlassen.”
“Keine Ahnung. Ja. Nein…Ich weiß nicht. Ich meine…Wenn sie gleich reinen Wein eingeschenkt hätte…Aber so? Sie ließ mich in dem Glauben, dass ich der Vater bin. Sie hat mir zwei Kuckuckskinder unter geschoben. Ich fühle mich verarscht. Sie hat mich zum Deppen der Nation gemacht.” Die Worte sprudelten nur so aus Wilsons Mund.
“Okay. Folgendes…Zuerst müssen wir klären, ob ihre Frau wusste, dass sie nicht der Vater sind. Ob sie aus freien Stücken Geschlechtsverkehr mit einem anderen Mann hatte.” Der Anwalt ließ die gerade gesagten Worte bei Wilson setzten. “Wenn ja, dann sollten wir uns Gedanken machen, warum sie es tat. Hat sie sich vernachlässigt gefühlt? Hat sie sich Kinder gewünscht, aber sie wollten zu dem Zeitpunkt noch keine.” Wilson öffnete den Mund, sagte aber nichts, weil der Anwalt eine Hand hob. “Weiter…Nahm sie in Kauf, dass sie von dem anderen Mann schwanger werden könnte, und wenn ja, wollte sie das Kind dann ihnen unterschieben?”
Wilson wurde klar, dass die ganze Sache komplizierter war, als er gedacht hatte.
“Möchten sie etwas trinken? Sie sehen ziemlich blass um die Nase herum aus.”
“Ja das wäre nett. Danke.”, brachte Wilson mit heißerer Stimme hervor.
Brice drückte auf einen Knopf der Sprechanlage. “Jenny…Bitte bringen sie zwei Gläser und eine Flasche Mineralwasser. Danke.” Er unterbrach sofort wieder die Verbindung. Kurz darauf erschien eine Dame, brachte das gewünschte herein. Brice schenkte Wilson ein Glas ein und dieser nahm dankbar einen Schluck.
“Können wir weiter machen?”, fragte Brice.
Wilson brachte nur ein Nicken zustande.
“Was ist mit den Kindern? Werden sie eine Schlammschlacht verkraften?” Brice beugte sich vor, legte seine Unterarme auf den Tisch. “Ich stelle ihnen jetzt sehr persönliche Fragen. Ich möchte, dass sie in Ruhe über die Antwort nachdenken. Gut?”
“Ja.” Wilson schaute Brice an.
“Wir lassen mal die Tatsache außen vor, dass sie wissen, dass die Kinder nicht von ihnen sind…Lieben sie ihre Frau? Lieben sie ihre Kinder? Horchen sie in sich hinein. Denken sie in Ruhe über die Antwort nach.” Brice lehnte sich wieder zurück, verstummte, ließ Wilson Zeit.
Wilsons Blick richtete sich nach innen. Liebte er Lisa? Seine Kinder?
Es vergingen zehn Minuten, in denen weder Brice noch Wilson etwas sagten.
Langsam klärte sich der Blick von Wilson und Brice nickte leicht.
“Ich kann ihnen den Schmerz nicht nehmen. Ich kann ihnen nur mit einem Rat bei Seite stehen. Reden sie mit ihrer Frau. In Ruhe. Nicht wenn es auf Arbeit Probleme gab. Das ist ein unpassender Moment. Reden sie ruhig und sachlich. Legen sie ihre Gefühle dar. Verurteilen sie ihre Frau nicht von Vornherein. Und sie sollten ihre Kinder in die Sache mit einbeziehen. Wenn sie auf keinen gemeinsamen Nenner kommen, so lassen sie sich scheiden. Denn wenn sie nur auf Rücksicht der Kinder zusammen bleiben, hilft das weder ihnen, noch ihrer Frau. Noch den Kindern.”
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

Cuddy sah von ihrem Buch auf, als Wilson die Wohnung betrat. Er stellte die Tasche ab, kam ins Wohnzimmer und hielt zwei Tüten hoch.
“Ich war noch kurz beim Tai.” Er stellte die Tüten auf den Tisch, verschwand in der Küche und kam mit zwei Gabeln zurück. Eine reichte er Cuddy, setzte sich in den Sessel und schob ihr eine Tüte zu.
“Nimm dir was du willst.”, sagte er, sah zu, wie Cuddy sich etwas heraus nahm.
“Danke dir. Ich denke, ich habe dieses Mal nicht so große Schwierigkeiten mit der Schwangerschaft. Die Übelkeit hat sich gelegt.”
“Das ist gut.”, entgegnete er, nahm sich selbst etwas aus der Tüte.
“Ich habe schon einen Termin bei meinem Gyn gemacht. Willst du mit kommen?”
“Ja. Gern.”
Sie aßen stumm.
‘Ob ich nach dem Treffen fragen soll?’, dachte Cuddy.
‘Ob ich ihr was von dem imaginären Treffen erzählen soll?, dachte auch Wilson.
Schließlich rang sie sich durch.
“Wie war dein Treffen mit deinem Kollegen?” Jetzt war sie gespannt, was sich ihr Gatte aus den Fingern sog.
Wilson versuchte nicht überrascht zu schauen. Er schluckte seinen Bissen hinunter. “Ganz erfolgreich. Da gibt es eine Klinik in Deutschland, die haben in ihrem Forschungslabor einen Test entwickelt. Er ist zwar noch nicht ganz ausgereift, aber er scheint schon mal ganz viel versprechend zu sein.”
“Das Frauenhofer Institut?”, unterbrach sie ihn.
“Ja genau. Irgendwie haben die eine Kooperation mit Heidelberg geschlossen.” Er stand kurz auf, holte für Cuddy und sich etwas zu trinken.
“Ich war mal in meiner Kindheit in Heidelberg. Schönes Städtchen. Alte Universitätsstadt. Alte Häuser. Wirklich schön…” Cuddys Blick verklärte sich. Sie dachte an die Woche mit ihrer Großmutter zurück.
“Ich bin nie groß über Princeton hinaus gekommen.” Wilson starrte auf sein Essen. “Das weiteste war Trenton. Ich weiß gar nicht mehr, warum ich dort war.”
Cuddy blickte ihn an, spürte die Ratlosigkeit von ihm. “Jim?”
Er hob den Kopf. “Ja?”
“Ich…Ich…” Fahrig strich sie sich eine Haarsträhne zurück. “Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob die Sache mit Shamayan so gut ist. Vielleicht hat Francis nur seine Phase. Er ist halt unser Sensibelchen…” Sie sprach den Satz nicht zu Ende, wartete gespannt auf die Antwort ihres Mannes.
Er legte die Gabel weg, stellte sein Essen in die Tüte. “Soll ich ehrlich sein?” Offen schaute er Cuddy an.
“Ja bitte.”
“Ich hatte auch ein ungutes Gefühl bei der Sache. Irgendwie haben wir den Teufel an die Wand gemalt. Sagen wir Shamayan ab. Okay?”
Erleichtert atmete Cuddy aus. Eine Hürde war genommen. “Ja. Okay. Danke.” Sie stand auf, ging auf ihn zu.
Er erhob sich, griff nach ihren Händen. “Gern geschehen.” Er küsste sie kurz. “Ich gehe schnell unter die Dusche.”

Samstagmorgen und Cuddy graute es davor, dass ganze Wochenende mit Wilson zusammen zu sein. Sie trug sich mit dem Gedanken, eine Freundin anzurufen und sich bei ihr einzuladen.
Wilson hatte ähnliche Gedanken. Sollte er House auf den Keks gehen? Mal zur Abwechslung ihn nerven und nicht anders herum?
“Hast du die gleichen Gedanken?” Cuddys Frage riss Wilson aus dessen Gedanken.
“Was?”, fragte er irritiert. “Oh ja…Also ich denke ja…”, stotterte er. Er merkte wie er leicht rot wurde.
“Gut. Dann macht mal heute jeder das, worauf er Lust hat. Okay?”
“Okay.”, stimmte er zu, war schon an der Tür. “Dann bis später und noch viel Spaß.”
“Ja dir auch!”, rief sie ihm hinterher. Das ging aber schnell. Eigentlich war sie froh, dass ihr Mann so schnell verschwunden war. Sie griff zum Telefon und rief ihre Freundin an.

Wilson saß in seinem Auto, starrte vor sich hin. Was war das eben? Er schloss seine Augen, seufzte frustriert auf. Sie drehten sich im Kreis. Der Anwalt hatte recht. Sie mussten reden. Entschlossen öffnete er die Tür, stieg aus und stand schon wieder vor der Tür.
Überrascht blickte Cuddy ihn an, als er wieder in der Tür stand.
“Hast du was vergessen?”, fragte sie leicht unsicher.
“Nein.” Er schluckte hart, merkte, dass seine Hände feucht wurden. “Können wir reden?”, brachte er mühsam hervor.
Cuddys Kehle wurde trocken und sie brachte nur ein Nicken zustande. ‘Jetzt kommt es’, dachte sie, nahm auf der Couch platz.
Wilson wischte seine Handflächen an den Hosenbeinen ab, setzte sich ebenfalls. ‘Gut. Ganz ruhig Jim. Rede ruhig und in einem sachlichen Tonfall’ mahnte er sich.
“Ich habe einen Vaterschaftstest gemacht. Er ist nicht gerade zu meinen Gunsten ausgefallen.”
Cuddy sank in sich zusammen. “Es tut mir leid Jim.”, hauchte sie. “Ich weiß, ich hätte es dir von Anfang an sagen sollen…”
“Warum hast du es nicht? War ich vor neun Jahren ein Unmensch? Bin ich jetzt ein Unmensch?”
“Nein. Ich wollte dich nicht verlieren. Ich hatte Angst davor, dass du mich sitzen lässt, wenn ich dir sage, dass ich fremd gegangen bin.” Sie schluchzte auf, vergrub ihr Gesicht in die Hände.
Er stand auf, setzte sich neben seine Frau.
“Lisa…Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich nehme das so hin. Es zut weh. Sehr weh.” Vorsichtig griff er nach ihren Händen. Sie ließ diese sinken, blickte ihn angstvoll an, denn sie wusste nicht, ob der Wutausbruch noch folgte.
“Jim…Es tut mir so wahnsinnig leid…Ich…Ich…”, sie brach ab, weil ihr die Stimme brach.
“Ich fühle mich hintergangen und verletzt. Neun Jahre habe ich geglaubt, dass die Jungs von mir sind. Und nun…Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht wütend bin. Einen Moment lang habe ich dich gehasst. Und den Kerl, mit dem du geschlafen hast.” Er ließ ihre Hände los. “Lisa…Warum?”, fragte er leise.

Leise schloss sich die Tür hinter Wilson. Sie hatten geredet. Er war über sich selbst erstaunt, dass er nicht laut geworden war. Obwohl das sein gutes Recht gewesen wäre.
Lisa hatte geweint, dann versucht, ihm zu erklären, warum sie das getan hatte. Logisch war keins der Argumente. Und der Vorwurf, er hätte misstrauisch werden können, als die Zwillinge fast vier Wochen zu früh kamen, war noch unlogischer.
Er hatte sich gefreut wie ein Schneekönig, dass er Vater wurde. Da war er blind für irgendwelche Wochen oder Monate. Es war nicht selten, dass Babys früher kamen. Und da es Zwillinge waren, war die Wahrscheinlichkeit noch höher.
Jetzt im Nachhinein ergab alles einen Sinn. Er war auf einen dieser Kongresse gewesen. Seine Frau fühlte sich allein und da war es passiert.
Wilson hatte nicht gefragt, wer der Nebenbuhler gewesen war, denn eins war sicher, Lisa und der Mann mussten Freunde gewesen sein. Sehr gute Freunde.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

Cuddy saß auf der Couch, ließ das eben Geschehene Revue passieren. Sie war überrascht über die Reaktion ihres Mannes Sie hätte nie gedacht, dass er so ruhig bleiben würde. Er hätte eigentlich toben und schreien sollen, aber nichts dergleichen war geschehen.
Sie zuckte zusammen, als das Telefon klingelte, war mit wenigen Schritten bei diesem und hob ab.
“Cuddy…” Ein Strahlen legte sich auf ihr Gesicht. “Hallo Schatz…” Richard ließ sie gar nicht zu Wort kommen, soviel hatte er zu erzählen. Aufmerksam hörte sie zu, lachte ab und zu und spürte, dass es ihrem Sohn gut ging.
“Oh das ist ja toll! Was macht denn dein Bruder so?”, fragte sie schließlich, als sie die Gelegenheit bekam. Wenig später hatte sie Francis an der Strippe. Francis klang heiter und ausgelassen. Überrascht hob Cuddy die Brauen. Das war mehr als interessant. Ihr anderer Sohn plapperte genauso unbeschwert drauflos, wie sein Bruder. Wenigstens von dieser Seite schien es derzeit gut zu laufen.
“Tut mir leid Schnecke…Daddy ist nicht da. Er kauft ein…Ja er shoppt mal wieder. Nein ich weiß nicht, ob er euch etwas mitbringt…Ja mache ich…Gibst du mir noch einmal Granny? Danke. Ja ich habe dich auch lieb.”
Es dauerte einen Moment, bis Cuddys Mutter da war. “Hallo Mum. Alles in Ordnung bei euch? Francis hört sich so an, als wäre er glücklich.”
Sie unterhielten sich kurz und erleichtert unterbrach Cuddy dann die Verbindung. Ihre Ahnung hatte sich bestätigt. Den Jungs ging es super. Auch ihr Sensibelchen ging es super. Und das erfreute sie.

Sie waren sich wirklich das ganze Wochenende aus dem Weg gegangen. Cuddy und Wilson waren soweit verblieben, dass er , solange die Jungs noch im Urlaub waren, im Zimmer der Kinder schlief.
Montag würde er sich sofort auf die Suche nach einer Wohnung machen.
Cuddy hatte das bedauert, aber sie sah letztendlich ein, dass es das beste war.
So fuhren sie am Montagmorgen getrennt zur Arbeit.
House hob verwundert die Augenbrauen, als erst Cuddy die Klinik betrat und dann eine halbe Stunde später Wilson. Ihm kam gar nicht in den Sinn, dass vielleicht was im Busch war. Okay, er wusste, dass ein Besuch beim Kinderpsychologen anstand, aber deswegen getrennt zur Arbeit zu kommen, war schon leicht überzogen.
“Na? Wie es aussieht, brauchst du mit zunehmenden Alter immer mehr Zeit, um dich fertig zu machen. Dein Haar wollte wohl mal wieder nicht, so wie du wolltest?” House versperrte Wilson den Weg, schaute ihn interessiert an.
“Ja genau. Du hast es erfasst. Was würde ich nur ohne deine Sprüche machen. Mein Tag wäre so was von langweilig.”, erwiderte Wilson sarkastisch, schob sich an House vorbei und öffnete seine Bürotür.
“Ja nicht. Mache ich doch immer gerne.” Er folgte seinem Freund ohne zu fragen.
Wilson hob eine Hand, hielt ihn dadurch zurück. “Hatte ich irgendwie gesagt, komm rein?”
“Ach komm schon, Wilson. Mich interessiert es brennend, was du und der heiße Feger Cuddy so gemacht haben. Jetzt, wo deine Jungs außer Haus sind.”
Ergeben seufzte Wilson auf, ließ die Hand sinken. House nutzte die Gelegenheit und trat ein, setzte sich sofort auf den Stuhl vor Wilsons Schreibtisch.
“Glaubst du mir, dass Cuddy und ich das Wochenende getrennt verbracht haben?”
House brauchte einen Moment, um die Worte, die der jüngere Arzt gerade gesagt hatte, zu verstehen. “Du meinst, dass ihr…”
“Genau.” Wilson stellte seine Tasche ab, öffnete sie und zog eine Krawatte hervor. Mit geschickten Handgriffen, band er sie sich um, strich einmal über diese und nahm hinter dem Schreibtisch platz.
“Wow!”, murmelte House. Die Aussage hatte ihn überrascht. “Gab’s einen Grund?”
“Kann man wohl sagen.”, entgegnete Wilson.
“Welchen?”
Ein kurzes zusammenpressen der Lippen von Wilson zeigte House, dass dieser verärgert war. Trotzdem blieb er sitzen und wartete.
“Im Mittelalter gab es ein Gesetz, dass es dem Ehemann erlaubte, den Nebenbuhler seiner Frau zu töten. Auch stand ihm zu, die Ehefrau in Schande zu entlassen. Des weiteren durfte er, soweit er es wollte, sie ebenfalls töten…”
Wilson sah House an, ließ die eben gesagte Worte wirken.
“Dann kann ich froh sein, dass wir nicht mehr im Mittelalter leben.”, brachte House hervor.
Wilson nickte leicht, erwiderte nichts.

Sie hatten kein weiteres Wort miteinander gewechselt, denn das wäre nicht angebracht gewesen.
House wusste nicht, warum Wilson das gesagt hatte. Nachdenklich drehte er seinen Stock um die eigene Achse, starrte vor sich hin. Plötzlich hielt er inne, richtete sich ruckartig auf. War das möglich? Nein, dass konnte nicht sein! Oder doch? Er stand hastig auf, verließ das Büro, um Klarheit zu schaffen.
Wenig später riss er die Tür auf.
“Francis und Richard…Wer ist der Vater?”, fragte er scharf.
Cuddy zuckte unter den lauten Worten von House zusammen.
“Ich verstehe nicht…”
“Wer ist der Vater? Bin ich es?”, fragte er noch einmal scharf.
“Ja…”, flüsterte Cuddy.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

House schnappte nach Luft. Er starrte Cuddy an, wollte oder konnte nicht glauben, was sie gerade gesagt hatte.
“Das ist nicht wahr…”, hauchte er.
“Doch. Ich bin mir ganz sicher.”, erwiderte sie, stand auf und kam um den Schreibtisch herum. “House…Ich…” Sie blieb vor ihm stehen, griff vorsichtig nach einem Arm von ihm. Ihr Blick schweifte zur Tür, denn sie hatte eine Person außerhalb ihres Büros bemerkt.
Wilson stand dort, blickte sie mit großen Augen an.
“Nein…”, sagte sie erstickt, ließ House los und eilte zur Tür. Sie riss die Tür auf. “Jim…”
“Sag dass das nicht wahr ist…”, brachte er hervor.
“Jim…”
Er ballte die Fäuste. “Reicht es nicht, dass du fremd gehst? Das du es mit…” Wilson blickte kurz zu House, “ihm treibst…Du treibst es mit meinem besten Freund…” Wut und Enttäuschung flammten auf. “Das ist…” Er drehte sich um, schritt davon.
Cuddy wollte ihm nach, wurde aber von House fest gehalten. “Nicht…”
Ihr wurde bewusst, dass sie die ganze Aufmerksamkeit der Belegschaft hatten. Sie sah ihrem Mann nach.

Blind vor Wut, stieg er in sein Auto, drehte den Zündschlüssel herum und fuhr vom Parkplatz. Er wollte keinen sehen, noch wollte er mit irgendjemanden reden.
Zügig fuhr er die Schnellstraße entlang, bog auf den Highway und gab Gas. Enttäuschung und das Gefühl, dass ihm gerade ein Stück seines Herzen heraus gerissen worden war, machten sich breit. Er fühlte sich elend und schlecht.
Sein bester Freund! Das machte die ganze Sache noch schlimmer. Ihm schnürte es die Kehle zu. Und dann kam der Schmerz. Er hatte das Gefühl, als bohrte sich ein Messer in seine Brust. Wilson schnappte nach Luft, krümmte sich zusammen. Der Wagen schoss unkontrolliert von der Autobahn, rammte die Leitplanke, schleuderte zurück auf die Straße und wurde dort von einen Laster mittig genommen.

Chase hatte sich gerade eine kleine Pause gegönnt, als die Meldung herein kam, dass sich ein schwerer Unfall auf dem Highway 6 ereignet hatte. Man sagte, dass es eine Schwerverletzte Person gab und fünf Leichtverletzte.
Ein kurzer Seufzer ertönte und dann machte sich Chase auf den Weg, um die Schwerverletzte Person in Empfang zu nehmen.
Sie hörten schon von weitem die Sirenen des Rettungswagen.
“Also gut Leute. Was wir bisher wissen, ist, dass es einen schweren Unfall gegeben hat. Person ist intubiert. Bewusstlos. Verdacht auf Schädel - Hirn - Trauma. Innere Blutungen wahrscheinlich.” Chase unterbrach sich, sah sein Traumateam an. “Ich möchte, dass wir effizient und präzise arbeiten. Klar?”
Zustimmendes Nicken erfolgte.
“Gut.”
Dann war der Wagen da. Die hintere Tür wurde aufgerissen und eine Trage heraus geschoben. Ein Sanitäter bediente den Imbubeutel.
“Sieht schlecht aus. War bewusstlos. Mussten ihn intubieren…”, begann er sofort.
Chase nickte, beugte sich über die Trage und schnappte nach Luft. “Mein Gott…Das ist Wilson. Sofort in Schockraum eins.” Er sah seinem Team nach, die Wilson übernommen hatten und eilte ihnen dann nach.

Die Nachricht, dass Wilson einen schweren Unfall gehabt hatte, verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Klinik.
Chase konnte es nicht verhindern, dass es wenige Minuten später auch Cuddy erfuhr.
Er konnte gerade noch verhindern, dass sie in den Schockraum stürmte und ihm in Weg stand.
“Cuddy…Lassen sie uns unsere Arbeit tun. Sie würden uns nur behindern.”, sagte er eindringlich, hilt sie am Arm fest.
“Aber er ist mein Mann…”, stammelte sie. “Ich will zu ihm.”
“Nein.”, sagte Chase scharf, winkte einer Schwester zu und diese führte Cuddy mit sanfter Gewalt hinaus auf den Gang.
“Aber…”, sagte Cuddy verzweifelt, versuchte die Tränen zurück zu halten. Sie fühlte sich hilflos. Sie wollte zu ihm, aber man ließ sie nicht. Sie wollte ihn berühren. “Jim…” Cuddy schluchzte auf, vergrub ihr Gesicht in die Hände.
House stand ihn einiger Entfernung von ihr, wusste nicht, ob er zu ihr gegen sollte, oder nicht. Sollte er ihr Trost spenden? Wollte sie das überhaupt? Denn schließlich war er mit schuldig an der ganzen Sache.
Er gab sich einen Ruck, setzte sich neben sie.
“Cuddy…”
Sie drehte den Kopf, streckte ihre Arme aus und er zog sie an sich.
“Warum?”, fragte sie mit erstickter Stimme.
“Ich weiß es nicht.”, erwiderte House mit belegter Stimme.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

Abgedunkelt war der Raum, in dem Wilson lag. Nur eine kleine Lampe über dem Bett spendete etwas Licht.
Gleichmäßig war das Piepen der Überwachungsmonitore. Gleichmäßig das Geräusch der Beatmungsmaschine.
Unschlüssig stand Cuddy am Eingang, getraute sich nicht näher. Nur diffus nahm sie die Gestalt in dem Bett wahr.
Schließlich setzte sie einen Fuß vor den anderen, griff nach dem Krankenblatt ihres Mannes und begann zu lesen.
Drei Rippen waren gebrochen. Ebenso das linke Handgelenk. Schädel - Hirn -Trauma. Bruch des Beckens. Wie es zu dem Unfall gekommen war, konnte man nicht genau sagen. Nach dem unregelmäßigen Herzschlag zu urteilen, hatte Wilson einen Infarkt gehabt. Das EKG hatte es schließlich bestätigt.
Cuddy ließ das Krankenblatt sinken, steckte es wieder in den Holder am Fußende des Bettes.
Sie beugte sich über ihren Mann, streckte eine Hand aus und fuhr zärtlich über sein Haar.
“Es tut mir so leid, Jim. So wahnsinnig leid.” Sie sank in sich zusammen, kämpfte nicht gegen die Tränen an, weinte leise. Sie wollte gar nicht daran denken, was sonst noch so hätte passieren können. Eine Rippe, die sich in Lunge oder Herz bohrte. Oder ein gebrochener Wirbel und damit ein Querschnitt.
Chase Team hatte gute Arbeit geleistet. Nun hieß es warten und hoffen.
“Lisa…”
Sie fuhr hoch, schnellte herum und blickte den Mann an, der im Raum stand.
Duncan Wilson.
“Duncan…”, begann sie, kam auf ihn zu, wischte sich schnell die Tränen weg. Ruhig blieb dieser stehen, sah ihr entgegen.
Unschlüssig blieb sie vor ihm stehen, denn sie spürte die Abneigung, die ihr entgegen schlug.
“Ich lass dich mit ihm allein.”, sagte sie rasch, floh aus dem Zimmer. Mit schnellen Schritten eilte sie in ihr Büro, schlug die Tür heftig hinter sich zu und holte tief Luft. Sie wusste, dass Duncan ihr die Schuld gab, an dem Unfall. Und das er es tat, sagte ihr, dass ihr Bescheid wusste. Von ihrem Fremdgehen. Die Tür bekam ihre ganze Wut zu spüren, denn sie trat gegen diese.
Schwer ließ sie sich auf die Couch sinken. Alles lief schief. Sie hatte das Gefühl, als ob die ganze Welt sich gegen sie verschworen hatte.
Ihre Hoffnung schwand, dass sich alles doch noch zum Guten wand.

Duncan drehte den Kopf, als das Geräusch der sich öffnenden Tür an sein Ohr drang. Er sah seine Frau in den Raum kommen, stand hastig auf und kam auf sie zu. Sanft griff er nach ihren Händen.
“Nicht erschrecken.”, sagte er leise, führte seine Frau zu ihrem gemeinsamen Sohn.
Dharma schluchzte auf, als sie ihren Sohn da liegen sah. Mit zittriger Hand, fuhr sie über die rechte Hand, ergriff sie dann.
“Hallo Schatz. Mummy und Daddy sind hier.”, sagte sie mit tränenerstickter Stimme.
Duncan presste die Lippen zusammen, legte sanft eine Hand auf eine Schulter seiner Frau. “Der behandelnde Arzt kommt gleich und redet mit uns.”, sagte er leise.
Dharma brachte nur ein Nicken zustande.
Wenig später öffnete sich die Tür erneut und ein junger Arzt betrat das Zimmer.
“Guten Tag Mrs. Wilson…Mr. Wilson…Ich bin Doktor Bowers.” Er streckte eine Hand aus und die Wilsons ergriffen diese. Bowers deutet auf die Stühle, nahm ebenfalls platz.
“Ihr Sohn hat einen instabilen Beckenbruch erlitten, das heißt, dass ein kompletter Bruch des Beckenringes vorliegt. Des weiteren kam es zu einer Sprengung der Verbindung zwischen den Knochen…Wir werden ihn morgen operieren. Ob wir einen externen Fixateur verwenden, oder die Brüche mit Schrauben und Platten versorgen, besprechen wir mit dem Orthopäden und Urologen.” Bowers machte eine kurze Pause.
“Was noch?”, fragte Mr. Wilson mit rauer Stimme.
“Bruch des Handgelenkes. Eine im Vergleich zum Beckenbruch harmlose Verletzung. Außerdem hat sich ihr Sohn drei Rippen gebrochen. Was uns die größten Sorgen bereitet, ist das Schädel - Hirn - Trauma.” Erneut machte Bowers eine Pause. “Wir haben ihn in ein künstliches Koma versetzt. Die Intubination hilft ihm beim atmen. Außerdem entlastet es seine gebrochenen Rippen.” Er griff nach einer Hand von Mrs. Wilson. “Mrs. Wilson…Ich weiß, dass die Situation schrecklich ist, aber glauben sie mir, es ist besser für ihn, wenn wir ihn zwei bis drei Tage im Koma lassen.”
Dharma schluchzte auf, nickte leicht und sah Bowers dankbar an.
Duncan räusperte sich. “Danke für ihre Erklärung.”
“Gern geschehen. Und selbstverständlich.”
“Hat er Schmerzen?”, fragte Dharma, entzog ihre Hand Bowers.
“Nein. Seien sie unbesorgt. Ihr Sohn ist schmerzfrei.” Aufmunternd lächelte Bowers die Wilsons an, stand auf. “Bleiben sie bei ihm. Er spürt das sie da sind. Berühren sie ihn. Sprechen sie mit ihm. Das hilft ihm.”

Thomas Wilson hatte das Gefühl, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. Er hatte Angst. Angst um seinen Bruder, dass er auch ihn verlor. Er wollte Jim nicht auch noch verlieren.
Thomas Wilson, angesehener Broker, eilte die Stufen der Klinik hoch, kam nach wenigen Minuten auf der richtigen Station an und schnappte nach Luft.
Einen Moment fürchtete er sich davor, das Zimmer zu betreten. Er schloss kurz die Augen, atmete tief durch und öffnete die Tür.
“Mom…?”, sagte er, war schon am Bett und schluckte hart. “Oh Jimmy…”, brachte er hervor.
Dharma stand auf, wandte sich ihrem Mann zu und sie nahmen sich in die Arme. Sie waren endlich vereint. Ihre Familie war vollzählig.
Thomas blickte auf seinen Bruder hinab, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Monitore. “Wie schlimm ist es”, brachte er heißer hervor.
“Sehr schlimm.”, antwortete Duncan leise.
Thomas schloss die Augen, versuchte nicht erst, die Tränen zurück zu halten.

Cuddy hatte sich einigermaßen wieder im Griff, als sie ihr Büro verließ. Sie vermied es tunlichst, noch einmal Wilsons Eltern über den Weg zu laufen. Sie war nicht stark genug, für eine Konfrontation. Cuddy floh regelrecht aus der Klinik. Sie fuhr in die Wohnung, setzte sich auf die Couch und überlegte fieberhaft, was sie jetzt tun konnte.
Bilder schoben sich vor ihrem inneren Auge. Sie sah ihren Mann reglos da liegen. Angeschlossen an eine Beatmungsmaschine. Das gleichmäßige Pumpen war unerträglich laut gewesen. Sie starrte vor sich hin, fühlte sich kraftlos und ausgepowert. Ihr war kalt, trotz der Wärme, die draußen herrschte. Sie holte sich eine Decke, wickelte sich in diese ein und wünschte sich weit weg. Weg von all dem Chaos. Weg in eine heile Welt. Die Anspannung forderte ihren Tribut. Langsam driftete sie in den Schlaf.
Ein Geräusch ließ sie zusammenfahren. Draußen hatte ein Auto gehupt. Sie brauchte einen Moment, um völlig wach zu werden, stöhnte leise auf, als sie merkte, dass sie eingenickt war. Cuddy schob die Decke von sich, stand auf und ging ins Bad. Sie machte sich frisch und ging dann in die Küche um sich etwas zu essen zu machen.
Zwar hatte sie nicht wirklich Hunger, aber sie musste etwas essen. Sie schmierte sich eine Scheibe Brot, kam zurück ins Wohnzimmer und überlegte, ob sie ihre Eltern informieren sollte, was passiert war. Wenn sie es tat, so würden sie den Urlaub abbrechen und sofort zurück kehren. Aber hatten Francis und Richard nicht etwas Abwechslung verdient? Die Jungs hatten sich so auf die Ferien mit den Grosseltern gefreut.
Letztendlich entschied sie sich dagegen, ihre Eltern anzurufen. Das hieß nun für sie, das sie mit ihrem Schmerz und mit ihrer Angst allein blieb.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

House stand unschlüssig vor der Tür, entschloss sich aber doch, den Klingelknopf zu betätigen. Er hörte kurz darauf, wie der Sicherungsriegel weg geschoben wurde und dann öffnete sich die Tür.
“Hallo.”, sagte er leise, blickte Cuddy etwas unsicher an.
“Hallo House.”, entgegnete sie, trat dann wortlos bei Seite und ließ ihn ein.
House war zwar nicht ganz wohl bei der Sache, dass er hier war, aber vielleicht brauchte Cuddy ihn ja. Wortlos nahm er auf der Couch platz, stellte seinen Stock so ab, dass er nicht im Weg war und sah sie abwartend an.
Sie nahm ihm gegenüber platz, senkte den Kopf und spielte mit ihren Fingern.
“Du weißt, was passiert ist?”, fragte sie schließlich.
“Ja. Ich habe Wilsons Eltern gesehen…Chase hat mich informiert…Cuddy…Lisa…” Er brach ab, weil er nicht wusste, was er sagen sollte.
“Ja. Oh Greg…” Sie hob den Kopf, blickte ihn an. “Es ist alles so…” Die Gefühle brachen an die Oberfläche. Sie schluchzte auf, vergrub ihr Gesicht in die Hände.
House stand auf, setzte sich neben sie und nahm sie in die Arme. “Es tut mir so leid was passiert ist.”
“Wir hätten ihm sofort reinen Wein einschenken müssen.”, brachte sie mühsam hervor. Sie klammerte sich an House fest, war froh, dass er da war.
House dachte über ihre Worte nach. Hatte sie recht? Und wenn ja…Wie wäre dann ihr Leben verlaufen?
“Wir können es nicht mehr ändern Lisa.” Er schob sie sanft von sich, blickte sie an. Zärtlich wischte er ihre Tränen weg. “Hoffen wir, dass er wieder gesund wird.”
Stumm nickte sie, erwiderte seinen Blick. Und plötzlich war es da. Das Knistern zwischen ihnen. Das Gefühl der Geborgenheit. Sie legte eine Hand auf seinen Nacken, zog House Kopf zu sich heran.
Sanft küssten sie sich.

+++

Cuddy sah schon vom weiten, dass ihr Mann Besuch hatte. Sie presste die Lippen zusammen und schwor sich, dieses Mal nicht den Schwanz einzuziehen. Auch wenn die Eltern ihres Mannes es nicht wollten, dass sie zu ihm ging, verbieten konnten sie es ihr nicht.
Sie wollte gerade das Zimmer betreten, als sich eine Hand um den Oberarm schloss.
“Cuddy…Nicht.”
Überrascht blickte sie Chase an. “Was?”, fragte sie verwirrt.
“Warten sie einen Moment. Ich möchte mit ihnen reden.”, antwortete Chase, schob sie in Richtung ihres Büros.
Nur widerwillig folgte sie ihm.
Sie hatten kaum das Büro betreten, kam auch schon Chase zur Sache.
“Ich weiß nicht, was es für Probleme gibt, zwischen ihnen und Wilsons Eltern. Im Grunde geht es mich auch nichts an, nur eins sollten sie wissen. Wilsons Eltern haben eine einstweilige Verfügung beantragt, dass sie Wilson nicht sehen dürfen. Derzeit ist der Antrag beim zuständigen Richter.”
Was?”, fragte Cuddy schockiert. Das war wohl der Gipfel! Wütend ging sie zu ihrem Schreibtisch, griff nach dem Telefon.
Chase folgte ihr, nahm den Hörer aus Cuddys Hand.
“Hören sie zu…Es bringt gar nichts, wenn sie jetzt im Trotz reagieren. Meinen sie nicht, dass es hier erst einmal um Wilsons Genesung geht?”
“Sie verbieten mir das Besuchsrecht! Das lasse ich nicht zu!”, empörte sich Cuddy aufgebracht. “Er ist immer noch mein Mann! Keiner kann mir verbieten, ihn zu sehen!”
“Ja schon.”, beschwichtigte Chase, ließ resigniert die Schultern hängen. “Trotzdem…Cuddy!”, rief er ihr nach, als sie wutentbrannt das Büro verließ.

Mit einer gehörigen Wut im Bauch stiefelte Cuddy den gang entlang, öffnete die Tür zum Krankenzimmer und blieb wie angewurzelt stehen.
Ihr Mann war nicht da.
Duncan schaute ihr entgegen. “Sie bringen ihn in den OP. Sie werden sein Becken operieren.”, sagte er ruhig.
Cuddy wechselte einen kurzen Blick mit Dharma, die auf einem der Stühle saß. Thomas stand neben seiner Mutter, hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt. Die beiden erwiderten Cuddys Blick.
“Okay…”, erwiderte sie, sah erneut Duncan an. “Ich möchte keinen Streit. Nicht jetzt, Duncan. Ich weiß, dass ich einen großen Fehler gemacht habe, und wenn ich könnte, würde ich ihn rückgängig machen. Aber das kann ich nicht…”
Duncan nickte leicht, wechselte einen Blick mit seiner Frau. “Weißt du was, Lisa…” Er kam auf sie zu. “Ich dachte bisher immer, dass du ihn liebst…”
“Ich liebe ihn. Aus ganzem Herzen.”, warf sie verzweifelt ein. “Er bedeutet mir alles.”
“Dann, Lisa…Dann bete dafür, dass er es überlebt.” Duncan schob sich an ihr vorbei, streckte eine Hand nach seiner Frau aus und die Wilsons verließen das Zimmer.
“Das werde ich.”, hauchte sie.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

Sie hatten sich um das Bett versammelt. Das ganze Operationsteam und das Team der Intensivstation.
Bowers las noch einmal den Operationsverlauf nach, reichte dann das Blatt an seinen Assistensarzt weiter.
“Gut Leute. Wir haben sein Becken stabilisiert. Es kam zu einer Mikroverletzung des Urogenitalsystems. Auf dem ersten Blick war nichts zu erkennen…Die Nieren arbeiten eingeschränkt, aber ich denke, dass sie sich wieder vollständig erholen.” Bowers blickte den Kardiologen an. “Dosierte Physiotherapie?”
Der Kardiologe nickte. “Ja. Wir verabreichen ihm Betablocker. Derzeit schlägt sein Herz gleichmäßig. Zwar gibt es noch einige Spitzen, die da nicht hin gehören, aber das ist unbedeutend. Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden.”
“Gut. Dann erarbeiten sie ein Therapieplan und fangen so zeitig wie möglich an.”
Die leitende Physiotherapeutin nickte, machte sich schon in Gedanken Notizen, wie der Plan aussehen sollte.
“Wir halten ihn noch zwei Tage im Koma. Danach beginnen wir mit der Aufwachphase. Danke meine Damen und Herren.”
Die Gruppe löste sich auf. Bowers sah ihnen nach, hob fragend eine Augenbraue, als er merkte, dass Chase da blieb.
“Er wird es nicht leicht haben.”, bemerkte Chase.
“Ja. Hoffen wir das beste.” Bowers klopfte Chase aufmunternd auf die Schulter, ließ ihn mit Wilson allein.
Chase wartete einen Moment, beugte sich dann zu Wilson hinunter. “Es ist nicht fair, was sie hier abziehen. Sich einfach davon zu stehlen. Wissen sie wie es ist, den Prellbock spielen zu müssen, weil sie nicht da sind?” Er machte eine kurze Pause. “House wird unausstehlich sein. Und Cuddy auch. Wilson…James…” Chase kam ganz nah an Wilsons Ohr. “Auch wenn sie es nicht glauben wollen…House braucht sie. Also strengen sie sich an.” Er richtete sich wieder auf, streckte eine Hand aus und strich vorsichtig eine Haarsträhne aus Wilsons Stirn.

***

Ganz aufgeregt waren die beiden Jungs. Konnten es gar nicht erwarten, dass sie endlich wieder daheim waren. Zwar war der Urlaub mit den Großeltern toll gewesen, aber zu Hause war doch das Beste.
“Da! Wir sind gleich da!”, sagte Francis laut, streckte einen Arm aus und deutete nach vorn. Unweit war ihr Haus zu sehen.
“Ja! Ob Daddy uns leckere Pfannkuchen macht? Also Willkommensgruß!”, fragte Richard in die Runde.
“Schon möglich.”, meldete sich Lucy zu Wort, warf ihrem Mann einen kurzen Blick zu und lächelte vor sich hin. Die beiden Jungs, waren schon ein paar Typen.
“Ich werde ganz viele verputzen.” Von sich überzeugt, nickte Francis.
“Ich ess mehr als du!” Richard sah seinen Bruder herausfordernd an.
“Okay! Die Wette gilt!” Francis hielt Richard seine Hand hin und dieser schlug ein.
Amüsiert schüttelten die zwei Erwachsenen den Kopf.

“Bin da! Wer noch!”, brüllten die zwei Jungs, als ihre Mutter die Haustür öffnete.
“Hallo Jungs!”, sagte Cuddy, ging in die Hocke und schloss ihre Kinder in die Arme. Tränen rannen ihr über die Wangen.
Irritiert schaute Richard sie an. “Warum weinst du denn?”
“Ich freue mich, euch zu sehen. Da weint man halt…”, antwortete sie, küsste ihre Jungs kurz und stemmte sich in die Höhe.
Lucy blickte ihr in die Augen und wusste sofort, dass etwas passiert war.
Richard und Francis stürmten ins Haus, warfen ihre Rucksäcke zu Boden. “Dad! Wir sind wieder da! Machst du und Pfannkuchen?” Sie liefen in die Küche, merkten, dass dort niemand war und suchten schon im ganzen Haus nach ihrem Vater.
Etwas ratlos kamen sie zurück. “Wo ist denn Dad? In der Klinik?”
“Nein er ist nicht in der Klinik.” Cuddy holte tief Luft. “Eigentlich doch. Wenn man es genauer bedenkt…” Sie schaute kurz zu ihren Eltern. “Setzt euch mal alle hin. Ich habe euch etwas zu sagen.”
Sie nahmen platz, warteten.
“Also…Daddy hatte einen Autounfall…”
Lucy zog scharf die Luft ein, griff nach der einen Hand von ihrem Mann.
Die Jungs starrten ihre Mutter an, schienen noch nicht begriffen zu haben, was sie gerade gesagt hatte. “Daddy…Er…”, begann Richard, brach aber ab, als ihm die Worte fehlten.
“Ist er schwer verletzt? Er wird doch wieder gesund? Wird er doch Mummy, oder?”, mischte sich Francis ein.
“Ja Schatz. Das wird er.” Sie stand auf, setzte sich zwischen ihre Jungs und legte ihre Arme um sie. Sofort kuschelten sich die beiden an ihre Mutter.
Fragende Blicke trafen Cuddy. Sie wusste, dass ihre Eltern mit ihr reden wollten. Über den Unfall und wie es dazu gekommen ist.
Sie würden spätestens in einer halben Stunde in der Klinik sein.

Francis kaute nervös auf seinen Fingernägel herum, getraute sich nicht, dass Zimmer zu betreten, in dem sein Dad lag. Richards Hand schloss sich so fest um die Hand von seiner Mutter, dass Cuddy befürchtete, er wolle sie brechen.
“Ihr müsst da nicht rein.”, sagte sie leise.
“Doch…”, sagte Richard tapfer, ließ die Hand los und trat auf die Tür zu. Ein tiefer Atemzug, dann schob er die Tür bei Seite.
Lucy und George waren dagegen, dass die Kinder ihren Dad besuchten, aber Cuddy hatte sich durchgesetzt. Sie war der Meinung, dass die Kinder ein Recht darauf hatten, ihren Dad zu sehen. Zähneknirschend fügten sich Lucy und George.
Ein Glück war Wilsons Familie weit und breit nicht zu sehen. Sie hätte nicht gewusst, wie sie reagieren würde, wenn sie da wären.
Vorsichtig traten die beiden Jungen an das Bett heran, starrten auf ihren Dad und sagten gar nichts. Zu schockierend war der Anblick. Zu laut, dass Geräusch der Beatmungsmaschine.
“Daddy…” Francis schluchzte auf, wandte sich um und verbarg sein Gesicht an Cuddys Rock. Er weinte herzzerreißend. Cuddy ging in die Hocke, schlang ihre Arme um Francis und redete beruhigend auf ihn ein.
Richard dagegen, streckte eine Hand aus, berührte Wilson. Er strich sanft, fast vorsichtig, über eine Hand, nahm diese dann in die seine. “Daddy?”, fragte er leise. “Bitte wach auf.”
Cuddy beobachtete Richard, schob dann Francis von sich, wischte ihm die Tränen weg. “Na los…”, flüsterte sie. “Geh zu Daddy.”
Francis schniefte, wischte sich noch einmal über die Augen und trat dann auch an das Bett heran.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!