Antworten
36 Beiträge • Seite 1 von 3
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

Titel: Geheimakte 'Sommernachtstraum'
Autor: Snugata
Fandom: House md.
Genre: Drama, Angst, Romanze
Charaktere: Wilson, Cuddy, House, 2 omc
Rating: 14
Spoiler: nein
Pairing: Wuddy
Disclaimer: Die Figuren von House und Co. gehören mir nicht, sondern der FOX und deren Tochterunternehmen.
Summary: Es krieselt in der Ehe Wilson und Cuddy. Dann macht einer ihrer Söhne eine unglaubliche Aussage. Verursacht die Offenbahrung das Ende der Ehe?

+++

Schweiß rann ihm den Rücken in kleinen Rinnsalen herunter. Er spürte es ganz deutlich.
Seit gut drei Monaten hatte es nicht mehr geregnet in Princeton.
Die Stadt stöhnte unter der Hitze. Die Menschen schlichen durch die Straßen, waren nur im äußersten Notfall draußen.
Die Klimaanlage in Wilsons Büro schaffte es kaum, etwas Abkühlung zu bringen. Wilson hielt inne mit den schreiben, starrte auf das Blatt vor sich. Die Zeilen verschwammen vor seinen Augen, waberten und veränderten die Farbe.
‘Halluzination. Ich beginne langsam durchzudrehen’ dachte er. Er lehnte sich zurück, wartete, dass sich sein Blick wieder normalisierte. Die Hitze ging allen auf den Nerven. Der Bürgermeister hatte den Notstand ausgerufen und das bedeutete, dass die Krankenhäuser in Alarmzustand versetzt wurden.
Ein leises Stöhnen entrang sich seiner Kehle. Er schloss die Augen, wartete dass der Schwindel weniger wurde.
Das typische Geräusch der sich öffnenden Tür drang an sein Ohr. Wilson öffnete nicht die Augen.
“Du bist noch da?”, fragte eine raue Stimme.
“Ja. Wo soll ich sonst sein?” Langsam öffnete Wilson seine Augen, schaute den Diagnostiker fragend an.
“In der Schule? Deine Jungs abholen?”
“Gott!” Wilsons Augen weiteten sich. Das hatte er doch total vergessen. Verdammt. Ein kurzer Blick auf seine Uhr und schon war er auf den Beinen. “Scheiße Mann! Das habe ich total vergessen.” Er schnappte sich den Autoschlüssel und war schon raus aus dem Büro.
Wenn Cuddy das erfuhr, dass er vergessen hatte die Jungs abzuholen, so brannte die Luft.
Besorgt schaute House ihm nach. Es war eigentlich nicht Wilsons Art, Dinge zu vergessen. Er hoffte, dass das nicht Besorgnis erregend war. Die Hitze schlug aller Wahrscheinlichkeit nun auch bei Wilson zu.

“Da kommt er”, murmelte Richard, stand auf und schulterte seinen Rucksack.
“Ja”, zischte Francis, stand ebenfalls auf. “Ein Wunder das er überhaupt kommt.”
Wilson parkte den Wagen am Bürgersteig, stieg aus und zuckte entschuldigend mit den Schultern. “Sorry Jungs. Ich hab’s voll vergessen.” Er nahm die Rucksäcke seiner Zwillinge in Empfang, verstaute sie in den Kofferraum. “Wie kann ich mein zu Spät kommen wieder gut machen?” Fragend sah er sie an.
Richard und Francis wechselten einen kurzen Blick miteinander.
“Ein großes Eis wäre akzeptabel”, sagte Francis.
“Ein sehr großes Eis”, stimmte Richard zu.
“Okay. Dann los.”
Die Jungs und Wilson stiegen in das Auto und kurz darauf waren sie unterwegs.
“Ich frage mich gerade, warum wir bei der Hitze mit dem Auto fahren. Es ist so schon heiß und schwül genug. Warum verschlimmern wir noch die ganze Sache?”
Wilson wechselte einen Blick mit Francis über dem Rückspiegel. “Gute Frage. Ich weiß nicht…”
“Ganz einfach. Weil das rumlaufen in der Hitze nicht gerade effektiv ist. Nur Idioten wagen sich bei diesen Temperaturen aus dem Haus”, bemerkte Richard.
“Ja”, sagte Wilson leise. Wo sein Sohn Recht hatte, so hatte er Recht.
“Es sollte schulfrei geben. Sind doch nur noch ein paar Wochen bis zu den Ferien. Die Zensuren stehen fest und viel los ist sowieso nichts mehr.” Richard drehte den Kopf, starrte aus dem Fenster. ”Ich habe keinen Bock mehr auf Schule.”
Wilson hörte nur mit halbem Ohr zu. Irgendwie fiel es ihm schwer, sich auf die Worte seines Sohnes zu konzentrieren. Wenn er nicht schleunigst eine Eisdiele ansteuerte, so befürchtete er, dass er abklappte.
“Dad? Geht es dir gut?”, fragte Richard besorgt. Ihm war die blasse Gesichtsfarbe seines Vaters aufgefallen.
“Ja”, sagte Wilson lahm, entdeckte endlich ihre Lieblingseisdiele, parkte ein und ging mit seinen Jungs hinein. Er war froh, dass er sich wenig später setzten konnte.
Besorgte Blicke trafen ihn. So ganz geheuer war seinen Söhnen sein Verhalten nicht.
“Dad?”, meldete sich Francis vorsichtig. Er warf seinem Bruder einen kurzen Blick zu, schluckte dann hart. “Ist alles in Ordnung zwischen dir und Mom?”
“Ja sicher. Wie kommst du darauf, dass etwas nicht in Ordnung ist?” Er leckte seinen Löffel ab, genoss das Aroma von Zitrone und die Frische des Eises.
“Na ja. Irgendwie redet ihr nicht miteinander. Und wenn, dann nur kurz.” Francis starrte in seinen Eisbecher, betrachtete, wie das Eis langsam schmolz.
Wilson öffnete verblüfft den Mund, blickte Francis an. “Das stimmt nicht Francis. Mom und ich haben uns immer noch sehr lieb. Wirklich Schatz. Mach dir keine Sorgen.”
Francis hob den Kopf. “Wirklich?”, fragte er hoffnungsvoll.
“Ja wirklich.” Ein Lächeln legte sich auf Wilsons Gesicht. “Was haltet ihr davon, wenn wir morgen blau machen. Wir fahren einfach weg. Entfliehen der Hitze. Springen in irgendeinen kühlen See, oder baden im Meer…”
Überrascht schauten sich Richard und Francis an. “Das wäre super Dad!”, rief Richard, stieß seinen Löffel energisch in sein Eis. “Kommt Mami auch mit?”
“Na klar!”
“Cool!” Die beiden Jungs waren Feuer und Flamme.
Wilson atmete innerlich auf, weil das Thema Mummy und Daddy vorerst vom Tisch war. Er hoffte nun, dass Cuddy auch am gleichen Strang zog. Sie brauchten alle vier eine Auszeit. Eine Zeit, in der sie wieder zu sich fanden.
“Können wir noch was zu trinken haben? Wir haben immer noch Durst!” Francis schaute seinen Dad bittend an.
Dieser fischte einen fünf Dollar Schein aus der Brieftasche, reichte ihn Francis.
“Danke!” Sofort war Francis und Richard auf den Füßen, liefen zur Theke, um sich erneut etwas zu trinken zu holen. Amüsiert schüttelte Wilson seinen Kopf, löffelte den Rest seines Eises aus dem Becher und schaute sich dann um. Es waren nicht viele Gäste da. Kein Wunder. Bei der Hitze.
Seine Jungs kamen zurück, jeder einen großen Becher in der Hand.
“Na wie ich sehe, seid ihr beide bestens versorgt. Wollen wir los machen?”
Francis und Richard nickten nur, sogen an ihren Strohhalmen. Wilson stand auf und sie verließen die Eisdiele um nach Hause zu fahren.

+++
Zuletzt geändert von Housekatze am Mi 17. Nov 2010, 22:16, insgesamt 2-mal geändert.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

Auch Cuddy schwitzte. Nicht so sehr wegen der Hitze, ihr machte diese nichts aus, sondern weil sie krampfhaft versuchte, den neuen Sponsor nicht zu verlieren.
“Hören Sie Mr. Limes. Ich weiß, dass das County in der Bakerliste über uns rangiert. Nur…Ja.Ja, danke.” Sie legte ärgerlich auf, starrte dann einen Moment auf das Telefon, um kurz darauf es wieder in die Hand zu nehmen. “Hallo Jim. Alles geklappt mit den Jungs?” Sie hörte stumm zu, lächelte dann leicht. “Das ist schön. Jim…Es wird heute später. Tut mir leid. Es gibt noch einiges zu tun. Ja. Okay. Ja. Ich habe dich auch lieb. Bye.” Sofort als sie erneut auflegte, beschlich sie ein schlechtes Gewissen. Sie sollte eigentlich nicht hier sein, sondern bei ihrem Mann und ihren Söhnen. Sie hatten sich in den letzten Wochen nicht oft gesehen. Meist nur zwischen Tür und Angel. Und hier kurz auf den Gang oder bei Besprechungen. Ein leiser Seufzer entrang sich ihrer Kehle. Sie schob langsam aber systematisch die Erziehung der Jungs Jim zu. Aber derzeit konnte sie es nicht ändern. Die Klinik ging vor. Dass wussten alle vier.
Cuddy stand auf, schnappte sich eine Akte und machte sich auf den Weg zur Aufsichtsratbesprechung um die neuste Hiobsbotschaft zu überbringen.

Kaum hatten die Jungs das Haus betreten, flogen auch schon die Rucksäcke auf den Boden. Verärgert runzelte Wilson die Stirn. “Jungs? Wie wäre es, wenn ihr die Stolperfallen beseitigt?”
Francis grinste breit. “Oh ja! Stimmt! Du bist ja nicht mehr der Jüngste! Da muss man aufpassen, dass man nicht stürzt.”
“Ich werde dir gleich mit stürzen.” Wilson lächelte leicht, fuhr Francis durchs Haar. “Seid so nett, ja?”
“Okay, Dad.” Die Jungs stürmten mit ihren Rucksäcken bewaffnet die Treppe zu ihren Zimmern hoch. Wilson schaute ihnen kurz nach, betrat die Küche und checkte die Lebensmittelvorräte. Nach dem Anruf von seiner Frau, stellte er sich auf ein Abendbrot zu dritt ein. Nach dem Klang von Lisas Stimme, würde es heute wieder mehr als spät werden. Er drehte den Kopf, als Francis in die Küche kam.
“Na Großer. Alles klar?”, fragte er.
“Dad! Warum bekommen wir kein Handy wie die anderen? Dann müssten wir nicht immer ewig warten, bis ihr uns abholt. Wenn du vergisst, uns abzuholen, dann rufen wir dich an und du kommst.” Große Kinderaugen sahen ihn fragend an.
Verblüfft lehnte sich Wilson an die Küchenzeile. In gewisser Weise hatte Francis Recht. Aber nein. Er war dagegen, dass seine Söhne mit neun Jahren ein Handy bekamen.
“Irgendwie kann ich mich dunkel daran erinnern, dass wir das Thema schon mal hatten. Wie lange war das her? Ein Monat? Zwei?”
“Dad!”, warf Francis ein.
“Francis. Es tut mir ja leid, dass ich zu spät gekommen bin. Trotzdem ändert das nichts an der Tatsache, dass ihr kein Handy bekommt.”
Francis verzog seinen Mund zu einem Schmollen. “Das ist so uncool. Alle anderen in meiner Klasse haben schon ein Handy. Man…”
“Du bist aber nicht alle anderen.” Er kniete sich vor seinen Sohn hin, griff nach dessen Händen. “Schatz…Ich habe ja prinzipiell nichts gegen diese Dinger. Nur bin ich der Meinung, dass ihr noch zu jung dafür seid.”
“Für was sind wir noch zu jung?” Richard gesellte sich zu den zweien, schaute abwechselnd seinen Bruder und seinen Dad an.
“Er will nicht, dass wir Handys bekommen”, mokierte sich Francis.
“Fein! Dann sitzen wir weiterhin in der brütende Sonne und warten, bis es einen von euch einfällt, uns abzuholen. Und wenn wir dann mit Sonnenstich und irre im Kopf daliegen, dann hättet ihr euch gewünscht, uns ein Handy gekauft zu haben.”
Stille.
Wilson starrte Richard an, fragte sich, ob das hier nicht nur ein böser Traum war, aus dem er jeden Moment erwachte. “Wow!”, sagte er schließlich leise. Verdammt! Wer hatte den Gören den Floh mit dem Handy ins Ohr gesetzt? “Ich hoffe für dich Richard, dass ich mich eben verhört habe. Mäßige dich in deinem Ton, ja?” Er stand auf, blickte auf die zwei hinab. “Ich diskutiere nicht weiter über das Thema. Ihr geht hoch auf eure Zimmer und macht Hausaufgaben. In einer Stunde kontrolliere ich.”
Schmollend und leise vor sich hin murmelnd drehten sich Francis und Richard um, verließen die Küche. Sie hüteten sich davor, noch etwas zu sagen. Denn wenn sie das taten, so wussten sie, dass dann hier die Luft brannte.

Mucksmäuschenstill war es am Abendbrottisch. Ab und zu wurden verstohlene Blicke ausgetauscht zwischen den Jungs. Wilson ignorierte diese, ließ seine Jungs zappeln.
“Okay…” Er legte die Gabel weg, stützte seine Ellenbogen auf den Tisch, verschränkte die Hände ineinander. Das deutliche Zusammenzucken von den Jungs veranlasste ihn zu keiner Reaktion.
Mit ängstlichem Gesichtsausdruck schauten die beiden ihren Dad an. “Wir setzen uns in nächster Zeit zusammen und halten Familienrat wegen den Handys.”
“Pff…” Francis atmete erleichtert aus. Ihm fiel ein großer Stein vom Herzen. Er hatte doch tatsächlich gedacht, dass jetzt eine Standpauke folgen würde.
“Echt?”, fragte Richard nach. So richtig traute er den Frieden nicht.
“Ja. Ich kann euch aber nichts versprechen. Ihr kennt ja eure Mutter”, entgegnete er, nahm die Gabel wieder auf, spießte ein Salatblatt auf und schob es sich in den Mund.
“Ja.” Francis drehte den Kopf zu seinem Bruder, stieß ihn unter dem Tisch mit dem Fuß an und machte mit einer Hand das Victory Zeichen
Als Wilson das sah, musste er unwillkürlich schmunzeln. Das war so typisch für Francis. Sein Sohn. Kindliche Unbeschwertheit.
“Dad?” Vorsichtig fragte Richard an, wusste er doch noch immer nicht, ob sein Vater immer noch böse auf ihn war.
“Ja?”
“Bleibt Mummy über Nacht in der Klinik?” Hoffnung schwang in seiner Stimme mit. Hoffnung das die Antwort ‘nein’ war.
“Ich weiß es nicht Richard. Ich weiß es wirklich nicht.” Und damit hatte Wilson Recht. Er erschrak über sich selbst und über die Erkenntnis, dass er es wirklich nicht wusste.

Später am Abend erledigte Wilson den Abwasch, während sich die Jungs für das Bett fertig machten. Er hörte die zwei durchs Haus toben, schloss einen Moment die Augen. “Wie ich höre habt ihr noch eine Menge Energie!”, rief er.
“Ja!” Francis flitzte durch die Küche, Richard im Schlepptau, und mit einem lauten Kampfschrei stürmte er auch schon wieder raus. “Du kriegst mich nicht!”, schrie er Richard zu.
“Doch!” Richard legte noch einen Zahn zu, versuchte seinen Bruder einzuholen.
Wilson schüttelte den Kopf. Draußen waren immer noch fast vierzig Grad. Woher nahmen die zwei nur die Energie. Er selbst würde sich bei der Hitze keinen Zentimeter bewegen wollen. Ganz zu schweigen, vom rumtoben.
“Hey! Was ist den hier los?” Erstaunt betrat Cuddy das Haus und schon wirbelten die Kinder um sie herum.
“Mami!”, riefen sie gleichzeitig, nahmen ihre Mutter sofort in Beschlag.
“Hey ihr Racker.” Ein liebevoller Kuss zwischen ihnen und schon stürmten Francis und Richard wieder davon, setzten ihre Jagd durchs Haus fort.
“Abend.” Wilson kam auf seine Frau zu, küsste sie kurz und zuckte entschuldigend mit den Schulter. “Räuber und Gendarm. Bei der Hitze könnten sie sowieso nicht schlafen.”
“Ja hast vermutlich recht.” Erschöpft ließ sich Cuddy auf die Couch sinken, zog ihre Schuhe aus und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
“Ich habe noch etwas von dem Salat retten können. Geh dich in Ruhe frisch machen. Derweilen bereite ich dir was zu.”
“Das ist lieb von dir.” Sie erhob sich wieder und verschwand im Bad.
Noch immer hörte Wilson die Jungs rumtoben. “Jungs!”, rief er, nahm die Treppe hoch zu ihren Zimmer. “Könnt ihr bitte mal etwas leiser sein? Eure Mutter will sich etwas ausruhen. Danke.” Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er wieder hinunter, um das Essen für seine Frau zuzubereiten.

+++
Zuletzt geändert von Snugata am Mi 17. Nov 2010, 22:16, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

Wilson hätte es nicht für möglich gehalten. Sie war tatsächlich über ihren Schatten gesprungen. Als er ihr am gestrigen Abend eröffnet hatte, dass sie blau machen würden, so hatte sie sofort zugestimmt.
Die Jungs waren danach noch mehr aufgedreht gewesen.
Wilson hatte wenig später einen Anruf getätigt und nun, Freitagmorgen, waren sie alle vier unterwegs.
“Wo fahren wir denn hin Dad?”, kam Francis Frage von der Rückbank.
“Nun ja…Eigentlich soll es ja eine Überraschung sein…” Er drehte den Kopf zu seiner Frau, lächelte verschwörerisch.
“Wohin? Wohin? Wohin?”, echoten Richard und Francis gemeinsam.
Cuddy drehte sich um, blickte ihre Jungs abwechselnd an. “Sagt euch der Begriff ‘Tropical Island’ was?”
Francis Augen weiteten sich. “Das ‘Tropical Island’ wo man mit Pinguinen schwimmen kann?”
“Die Tropeninsel?”, mischte sich Richard ein.
“Ja.”
“Ja! Ja! Ja! Super! Geil! Cool!” Die Jungs waren ganz aus dem Häuschen.
Wilson schmunzelte vor sich hin. Hatte er doch wieder den richtigen Riecher gehabt. Er klopfte sich gedanklich auf die Schulter.

Nach zwei Stunden Fahrt kam das große Informationsschild in Sicht. Die Jungs drückten sich die Nase an der Autoscheibe platt, staunten über das gigantische Riesenrad. So was hatten sie noch nicht gesehen. Okay, sie waren schon mal in Disneyland gewesen, aber das hier war ja noch toller.
Sie konnten es kaum abwarten, dass sie anhielten. Kaum hatte ihr Vater eingeparkt, so waren sie auch schon aus dem Auto, traten ungeduldig von einem Bein aufs andere.
“Macht schon!”, riefen sie, griffen nach ihren Rucksäcken und stürmten schon zu einem Tiergehege.
“Jungs!”, rief Cuddy ihnen nach, winkte sie wieder heran. “Könnt ihr euch mal einen Moment gedulden? Danke.”
“Och man”, maulte Richard.
“Zehn Minuten. Dann könnt ihr meinetwegen auf Entdeckungstour gehen. Okay?”, mischte sich Wilson ein.
“Okay”, erwiderte Richard.
Das kurze zusammenpressen von Cuddys Lippen sagte Wilson, dass sie damit nicht einverstanden war.
Ihm war das egal. Sie sollte wirklich etwas lockerer werden.

Sie erledigten die Anmeldung und bezogen dann ihr kleines Quartier.
“Ich nehme das Bett oben!”, stellte Francis fest.
“Ich wollte aber oben schlafen”, schimpfte Richard. “Immer muss ich unten schlafen.” Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust, starrte böse seinen Bruder an.
“Geht das schon wieder los. Könnt ihr zwei einmal nicht meckern?” Ein säuerlicher Blick schweifte Francis und Richard.
“Ist doch wahr! Immer darf Francis oben schlafen. Ich will auch mal oben schlafen.” Er stampfte ärgerlich mit dem einen Fuß auf.
Grob griff Cuddy nach Richards einem Arm von ihm. “So nicht Freundchen”, fauchte sie. “Du nimmst das Bett unten und Schluss.”
Richard drehte sich um, ging zu seinem Bett und setzte sich. Er fing an zu schmollen.
Wilson beobachtete die Szene stumm, entschied sich dagegen einen Kommentar abzugeben. Das würde die Sache nur noch verschlimmern.
Cuddy kam auf ihn zu. “Du hättest auch mal was sagen können”, sagte sie gefährlich leise.
“Ich? Wieso?”, fragte er erstaunt.
“Ich hätte deine Unterstützung gebrauchen können”, zischte Cuddy.
“Mach mal halblang ja”, sagte Wilson verärgert, winkte seine Jungs heran. “Komm wieder runter. Ich gehe mich mit den Jungs umschauen. Wenn du willst, kannst du ja mit kommen.” Ohne auf eine Antwort von ihr zu warten, verließ er mit seinen Söhnen die Unterkunft.

“Der Pool ist so riesig! Da hat man ja viel Platz.” Francis klatschte vor Vorfreude in die Hände. Hier war es einfach toll. Und die Pinguine hatten sie auch schon gesehen. Die sahen echt putzig aus.
Cuddy war nicht mitgekommen. Sie hatte gemeint, dass sie die Sachen einräumen müsste. Wilson nahm das mit einem Schulterzucken hin.
Er hatte auch ohne sie Spaß.
Die Ferienanlage war großzügig angelegt. Nicht überfüllt mit Häusern. Eine kleine exklusive Gemeinschaft. Für die privilegierter Gesellschaft.
“Gehen wir dann baden?” Richard schaute seinen Dad fragend an. Er glühte förmlich vor Aufregung.
“Sicher. Deswegen sind wir doch hier.” Wilson grinste ihn an. Er sehnte sich ebenfalls nach Abkühlung.
Richard stieß seinen Bruder leicht an. “Wir spritzen Daddy voll.”
“Ja.” Francis fing an zu kichern.
Die beiden freuten sich schon diebisch.
Wilson ließ seinen Jungs den Spaß. Sollten sie mal so richtig rumtollen.
“Na Jungs, wie sieht es aus. Essen fassen und dann Wasser?”
“Ja!”, kam es einstimmig von den beiden.

+++
Zuletzt geändert von Snugata am Mi 17. Nov 2010, 22:26, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

Cuddy blickte auf, als Richard und Francis die Unterkunft betraten.
“Wir wollen was essen gehen und dann baden”, eröffnete sofort Francis ihr.
“Das ist eine sehr gute Idee. Habt ihr schon ein Restaurant entdeckt?” Sie sah ihren Mann an, der den Kindern gefolgt war, stand von der kleinen Couch auf.
“Ja.” Richard griff nach der Hand seiner Mutter, zerrte sie zur Tür. “Trödel nicht rum, Mum.”
Cuddy ließ sich von ihrem Sohn mitzerren.
Richard und Wilson sahen sich an, zuckten dann mit den Schultern und folgten ihnen.

“Ich hätte gern Pommes.”
Die Bedienung hinter der Theke lächelte Richard an und wenig später hatte dieser eine Portion Pommes. “Danke.” Stolz und mit Vorsicht trug er seinen Teller zur Kasse, wo schon die anderen warteten.
Sie suchten sich einen freien Tisch, setzten sich und ließen es sich schmecken.
“Die Spagetti sehen aus, als ob es Würmer wären.” Richard deutete auf seinen Bruder. “Du siehst aus, als ob du Würmer essen würdest.”
Francis sog eine Spagetti geräuschvoll in den Mund. “Na und? Und du klaust wie Onkel Greg das Essen.”
Wilson hielt in der Bewegung inne, ließ die Bemerkung von Francis auf sich wirken. Was hatte sein Sohn gerade gesagt? Er isst wie Onkel Greg?
Cuddy wurde bleich, beobachtete ihren Gatten ganz genau. Unbewusst hielt sie die Luft an.
“Essen klauen macht Spaß.” Zur Unterstreichung lehnte er sich über den Tisch, mopste von Francis Teller ein paar Spagetti.
“Hey! Dad! Mom!”, empörte sich Francis, sah Hilfe suchend zu seinen Eltern. Ehe er es sich versah, langte auch Wilson zu. “Hey!” Noch einmal protestierte Francis, schützte seinen Teller dann mit den Händen. “Den Nächsten steche ich in die Hand.”
“Oh da haben wir aber jetzt Angst”, sagte Wilson lachend.
Cuddy atmete erleichtert aus, stimmte in das Lachen mit ein.
Die Stimmung wurde gelöster, heiterer. Die kurze Bemerkung über Onkel Greg schien vergessen zu sein.

“Ich bin fix und fertig.” Wilson streckte sich auf den Bett aus, starrte zur Decke. Sie hatten fünf Stunden am und im Pool verbracht. Die Jungs hatten eine nicht versiegende Quelle an Energie gehabt.
“Frag mal wer noch.” Cuddy legte sich neben ihn, schaute ebenfalls zur Decke. “Na ja…Wenigstens sind sie jetzt k.o. Zumindest höre ich kein Geplapper und keine Streitereien.” Die Jungs schliefen tief und fest in ihren Betten.
“Ja.” Ein unterdrücktes Lachen von ihm erklang.
Cuddy drehte den Kopf zu ihm, registrierte die kleinen Lachfalten um seine Augen. “Es tut mir leid was ich gesagt habe”, flüsterte sie.
Wilson schloss die Augen, nickte unmerklich. “Vergessen.”
Sie drehte sich auf die Seiten, schaute ihren Mann an. “Ich hätte weder dich, noch die Jungs anfahren sollen. Ich weiß nicht was mit mir los ist…” Tränen schimmerten in ihren Augen. “Jim…”, sagte sie mit erstickter Stimme.
Er öffnete die Augen wieder, drehte sich zu ihr, sah die Tränen und zog Cuddy zu sich heran. Stumm hielten sie sich fest.

Ein Grollen war zu hören. Gewitter lag in der Luft. Besorgt schaute Francis in den Himmel, runzelte die Stirn und drehte sich dann um. “Wird es regnen?”
“Hoffen wir mal nicht, Schatz”, sagte Cuddy, reichte ihm ein T-Shirt. Francis nahm es entgegen, streifte es sich über und stopfte das Shirt unordentlich in seine kurze Hose. “Komm mal her. So. Besser.” Francis sah jetzt ordentlich aus.
“Das muss eine Kinderkrankheit sein”, sagte Wilson, zeigte auf Richard. Dieser hatte, so wie sein Bruder nur zur Hälfte das Shirt in den Hosenbund gesteckt.
“Oh ja”, lachte Cuddy, winkte Richard heran und richtete auch bei ihm das Shirt. “So Jungs…Startklar?”
“Ich schon lange”, bemerkte Wilson.
Cuddy und er hatten gestern Abend noch lange geredet. Cuddy hatte sich all ihre Sorgen und Ängste von der Seele geredet. Wilson hatte stumm zugehört und dann sanft aber mit Nachdruck seine Gefühle vorgebracht. Er hatte ihr ans Herz gelegt, die Probleme, die sie auf Arbeit hatte, nicht mit nach Hause zu schleppen. Zumindest sollte sie sie nicht vor den Kindern zeigen.
Cuddy hatte einen Moment darüber nachgedacht und ihm dann zugestimmt.
“Na dann sollten wir uns beeilen, ehe das große Gewitter los geht.” Sie streckte eine Hand ihrem Mann entgegen und dieser ergriff sie.
“Ich werde eine große Zuckerwatte essen. Dann noch ein großes Eis. Eine Tüte Popcorn…” Francis sinnierte vor sich hin.
Belustigend wechselten seine Eltern einen Blick miteinander. “Und was wirst du essen, Richard?”
“Ach na ja…Mal sehen”, sagte dieser, folgte seinem Bruder hinaus ins Freie.
“Na da bin ich ja gespannt”, murmelte Wilson.
“Ich auch”, flüsterte Cuddy ihm ins Ohr, küsste ihn kurz.

Der Regen ließ auf sich warten. Noch war nur ein Grollen zu hören. Blitze zuckten zwar, aber regnen tat es immer noch nicht. Die Wilsons erreichten die große Spiel- und Sporthalle, traten ein.
Unschlüssig sahen sie sich um, zeigten dann auf eine Informationstafel. Interessiert traten sie darauf zu und begannen zu lesen.
“Seid ihr schon mal Skateboard gefahren?” Wilson senkte den Kopf, blickte seine Jungs an.
“Nö”, kam sofort die Antwort.
“Wollen wir es mal versuchen?”
Cuddy hob überrascht ihre Augenbrauen. Ihr Mann wollte mit den Kindern Skateboard fahren? In seinem Alter? Aber Halt mal…War nicht mal House Skateboard gefahren? In einer Mittagspause? Sie konnte sich dunkel daran erinnern, dass ihr Mann davon erzählt hatte.
“Echt? Du auch?” Francis schaute skeptisch seinen Dad an.
“Warum nicht? Traust du mir das etwa nicht zu?”
“Na ich weiß nicht…”, murmelte Francis.
“Dad auf einem Skateboard! Das möchte ich sehen!” In freudiger Erwartung stießen sich die Jungs gegenseitig an. Das würde bestimmt ein Spaß werden!

Wenig später stand Wilson mit wackeligen Beinen auf einem Board. ’Was habe ich mir nur wieder eingebrockt.’, dachte er, versuchte krampfhaft die Balance zu halten. Im Gegensatz zu Francis und Richard stellte er sich wirklich blöd an.
Die Jungs brauchten nicht einmal eine halbe Stunde um den Dreh einigermaßen raus zu haben. Sie wurden mit jeden Run besser.
Auch Cuddy versuchte sich auf einem Skateboard, gab aber schließlich auf und leihte sich Rollerblades aus. Nun drehte sie ihre Runden in der großen Halle.
“Bahne frei!”, schrie Francis, zischte ganz knapp an seinem Dad vorbei. Dieser zuckte zusammen, kam ins Wanken und stieg mehr als elegant vom Board herab.
“Sorry Dad!” Francis kam sofort auf ihn zu, schaute erschrocken.
“Nix passiert Francis”, beruhigte er seinen Sohn, rieb sich den Knöchel. Er war beim unsanften Abstieg umgeknickt.
“Wirklich?” So richtig überzeugt war Francis nicht. Da sich sein Dad den Fuß rieb, hatte er sich doch weh getan.
“Tut mir leid. Ich wollte das nicht…”
Wilson griff nach Francis Händen. “Ist gut Francis. Es ist wirklich nichts passiert. Na los. Zisch schon ab. Ich werde mal eine Pause machen.”
“Okay.” Francis drehte sich um und war kurz darauf wieder auf dem Board, folgte seinem Bruder.
Wilson humpelte zu einem der Holzbänke, ließ sich darauf nieder. Vorsichtig zog er den Schuh aus und die Socke, betrachtete kritisch seinen Knöchel. Sichtbar wurde er dicker. “Na toll…”, murmelte er. Das konnte er jetzt gar nicht gebrauchen. Er legte sein Bein hoch, sah seiner Familie zu, wie sie Spaß hatten.

+++
Zuletzt geändert von Snugata am Mi 17. Nov 2010, 22:26, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

“Na du Held?” Eine sichtlich froh gelaunte Cuddy setzte sich neben Wilson, betrachtete dessen Knöchel. “Das sieht ja nicht gerade gut aus.” Sie streckte eine Hand aus, fuhr sacht über den Fuß und schnalzte dann missbilligend mit der Zunge.
Wilson versuchte nicht weg zu zucken. Ihm war die Berührung durch seine Frau nicht unangenehm, aber sein Knöchel schmerzte und jeder sanfte Strich über die Haut, verursachte noch mehr Schmerzen. “Ist nur verstaucht. Mehr nicht.” Er nahm das Bein herunter, zog vorsichtig den Strumpf an. In den Schuh würde er nicht mehr kommen, also hieß das, in Socke zurück zu gehen.
“Sieht aber nicht so aus…”, warf Cuddy vorsichtig ein. Sie wusste, dass ihr Mann zu Gunsten ihrer Kinder sich nichts anmerken lassen würde.
“Ich weiß.” Er unterbrach sich, als Richard auf sie zurollte, scharf bremste und mit einem deutlichen Krachen gegen die Bande schlug.
“Das ist das Beste was ich jemals getan habe!”, rief er, lachte aus vollem Hals.
Ein kurzer Blick zwischen den Erwachsenen und auch sie fingen an zu lachen. “Das freut uns Schatz. Wo ist denn dein Bruder?” Suchend sah sich Cuddy um, entdeckte Francis am anderen Ende der Bahn.
Auch Richard drehte sich um, suchte nach seinem Bruder, erspähte ihn und lachte auf. “Der bringt es nicht.”
Ein Donnern war zu hören und dann das typische Geräusch von Regen, der auf das Dach prasselte.
“Es regnet!” Richard ließ das Board links liegen, rannte zum Ausgang der Halle und ließ sich vom Regen berieseln.
“Endlich”, bemerkte Cuddy, eilte ihrem Sohn nach. Auch sie stellte sich ins Freie, breitete die Arme aus, schloss die Augen und genoss den Regen wie Richard.
Es vergingen nur wenige Minuten, standen die Menschen im Regen. Sie hatten so lange auf das kühle Nass gewartet und da es jetzt da war, freuten sie sich wie kleine Kinder.
Ein humpelnder Wilson trat neben seine Frau, legte den Kopf in den Nacken und ließ sich den Regen ins Gesicht rieseln.
Vorsichtig griff Cuddy nach der Hand ihres Mannes, drückte sie ganz fest, so als befürchtete sie, der Regen würde ihn fortspülen.
“Hey!”, rief eine kindliche Stimme hinter ihnen.
Sie drehten sich um, sahen Francis in der großen Tür stehen, mit einem mehr als verwunderten Gesichtsausdruck.
“Es regnet.” Richard drehte sich um die eigene Achse.
“Das sehe ich. Mich einfach allein lassen…”, maulte Francis, rührte sich keinen Millimeter.
“Haben wir doch nicht.” Sein Bruder strich sich das tropfnasse Haar aus der Stirn, grinste über beide Wangen. Manchmal war sein Bruder wie ein Baby. Nur nicht allein lassen. Es könnte ja was passieren. Oder schlimmer…Er könnte was verpassen!
“Bist du wasserscheu?” Amüsiert schaute Cuddy ihren Sohn an, streckte dann eine Hand nach ihm aus.
“Nö. Nur finde ich es bekloppt im Regen rum zu stehen. Sieht alles bisschen doof aus.” Francis blickte die anderen Leute an, zeigte ihnen einen Vogel.
“Barfuss laufen?”, fragte Wilson in die kleine Runde, zog schon seinen anderen Schuh aus und die Socken.
“Echt?” Richard blickte seinen Vater an, fragte sich, ob dieser auf seine alten Tage sentimental wurde,oder verrückt.
“Ja. Na los.” Aufmunternd nickte Wilson Richard zu.
“Cool.” Hastig zog Richard seine Schuhe aus und juchzte vergnügt. “Das fühlt sich glitschig an. Und nass.”
Wilson lachte los. “In der Regel ist Wasser nass Richard.” Noch immer vor sich hin lachend, ging er zu Francis, streckte eine Hand aus und dieser ergriff sie.
Gemeinsam gingen sie langsam durch den Regen zurück zu ihrer Unterkunft.

Die Temperatur hatte sich nach dem Regen etwas abgekühlt. Sie alle waren froh darüber, denn das bedeutete, nun wieder richtig schlafen zu können. Kein rumwälzen in schweißnassen Laken. Keine Kleidung die am Körper klebte.
Sie hatten in geselliger Runde zu Abend gegessen und nun saßen sie an dem Tisch in ihrer Unterkunft, blickten sich an.
“Und nun?” Ein ratloser Blick machte die Runde.
“Was weiß ich? Schlagt ihr doch mal was vor”, bemerkte Wilson.
Stille. Man sah den beiden Jungs an, dass ihre Gehirne ratterten, um was schlaues vorzuschlagen.
Geduldig warteten Wilson und Cuddy.
“Nun ja…Mir fällt nix ein.” Mit einem Achselzucken entschuldigte sich Francis für seine Ideenlosigkeit.
“Wir könnten ja Doktor und Patient spielen!”, warf Richard ein.
Wilsons Augenbrauen schossen in die Höhe und er lehnte sich zurück.
“Doktor und Patient?”, fragte er nach.
“Ja! Du hast doch einen kranken Fuß und da machen wir ihn wieder heile.” Sogleich sprang Richard auf, lief zu seinem Dad und zog ihn auf die Füße. “Leg dich mal aufs Bett…”
“Okay…”
Cuddy erhob sich, folgte ins Schlafzimmer, lehnte sich an den Türrahmen und blickte zu, wie Richard die Socke von dem Fuß seines Dads zog.
“So…Francis du bist jetzt mal mein Assi”, legte Richard fest.
“Assi? Ich bin doch kein Assi!”, empörte sich Francis. “Ich will Oberarzt sein.”
“Du kannst aber nicht Oberarzt sein. Ich bin schon Oberarzt.”
“Dann bin ich Chefarzt. Und Chefärzte behandeln besser als Oberärzte.” Francis versuchte seinen Bruder von Wilson weg zu schupsen.
“Leute!”, mischte sich Wilson ein, erhielt die ganze Aufmerksamkeit. “Ihr seid beide AiPler. Eure Mutter ist Oberärztin und überwacht eure Behandlung. Okay?”
Richard und Francis wechselten einen Blick miteinander. “Okay.”
So richtig wohl war Wilson nicht in seiner Haut, aber er hatte sich ja die Sache selbst eingebrockt und nun musste er da durch.
“Okay…Dann wollen wir mal”, sinnierte Francis, tippte sich mit dem Zeigefinger demonstrativ an das Kinn. “Zuerst einmal müssen wir schauen, ob der Fuß nicht gebrochen ist.” Er blickte seinen Vater an. “Kannste mal mit den Zehen wackeln?” Wilson kam der Aufforderung nach. “Okay. Und nun mal den Fuß…” Vorsichtig bewegte er den Fuß. Der Schmerz meldete sich wieder zu Wort.
“Äh…Das tut weh…”, bemerkte er, versuchte ernst zu bleiben.
“Dann müssen wir was spritzen”, warf Richard ein. “Nur was?”
“Na dieses Vico…Vida…Wie heißt das Zeug das Onkel Greg immer nimmt?” Richard drehte sich zu seiner Mutter um.
“Vicodin, Schatz”, beantwortete sie die Frage.
“Ach ja. Danke.” Ratlos schaute sich Richard um. “Wo bekommen wir jetzt die Pillen her?”
“Daddy ist tapfer. Er hält das schon aus. Nicht wahr Dad?” Ein fragender Blick von Francis traf Wilson.
“Sicher doch.” Er schaute seine Frau an. Ihm wurde klar, dass sie sich köstlich amüsierte.
“Dann würde ich sagen, wir verbinden den Fuß.”
Wenige Minuten später war eine Binde um Wilsons Fuß gewickelt. Nicht der schönste Verband, aber mit viel Liebe gemacht.

+++
Zuletzt geändert von Snugata am Mi 17. Nov 2010, 22:26, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

Cuddy hatte alle zurück nach Hause gefahren. Wilson war das zwar nicht recht gewesen, er ließ nur ungern eine andere Person an das Steuer seines Autos, aber mit dem verstauchten Fuß konnte er nicht fahren.
Die Jungs hatten ausgelassen auf den billigen Plätzen geredet, sich geneckt und viel Albernheiten von sich gegeben.
Als sie am späten Abend des Sonntages wieder zu Hause einschifften, passierte nicht mehr viel. Sie waren von den drei Tagen geschafft, aber glücklich, gefahren zu sein.

Nun, Montag morgen, hatte sie der Alltag wieder.
“Gehst du deinen Fuß durchchecken?” Fragend sah Cuddy Wilson an.
“Ja das mache ich”, entgegnete er, wartete bis sie ihre Aktentasche aus dem Kofferraum genommen hatte. Es geschah nicht häufig, dass sie zusammen zur Klinik fuhren. Im Grunde geschah es gar nicht. Geräuschvoll ließ er die Kofferraumklappe zuschnappen, schloss das Auto ab und machte eine Geste in Richtung Klinikeingang.
“Da wird sich Tweedledum freuen. Wo er so gerne an Kollegen rumdocktert”, bemerkte sie trocken.
“Ja.” Wilson hielt ihr die Tür auf. Gemeinsam schritten sie zum Empfangstresen, nahmen die Post entgegen.
“Ihr habt es wohl mehr als heftig getrieben am Wochenende?” Eine all zu bekannte Stimme hallte quer durch die Halle.
Seufzer erklangen. Wilson und Cuddy schauten sich an, drehten sich dann gemeinsam um. House stand in der Eingangstür, grinste über das ganze Gesicht. Langsam kam er auf sie zu, ließ seinen Blick fachmännisch über Wilson gleiten. “Beim Höhepunkt von deiner Frau gefallen?”
Cuddy schnappte hörbar nach Luft. “House!”
Eine Hand schloss sich um ihren Oberarm, schob sie in den Lift. “Ignorier ihn doch einfach. Gib ihm keine Angriffsfläche.”
House versuchte mit in den Aufzug zu kommen, aber Wilson versperrte seinem Freund den Zutritt. “Sorry. Besetzt. Nimm den nächsten.”
Mit offenen Mund starrte House auf die nun geschlossene Tür.
Drinnen im Fahrstuhl schwiegen sich Cuddy und Wilson an. Mit einem Pling öffnete sich die Tür und sie verließen den Aufzug.
“Ich wünsche dir einen schönen Tag.” Cuddy küsste ihren Mann zum Abschluss, winkte kurz und machte sich auf zu ihrem Büro.
“Ja. Dir auch”, sagte Wilson, drehte sich um, um sein Büro zu betreten. Es würde nicht lange dauern und House würde auf der Matte stehen. Und so war es dann auch. “Nimm ruhig platz und fühle dich wie zu Hause. Aber halt mal…Du wohnst ja schon praktisch hier…” Sarkasmus schwang in Wilsons Stimme mit.
Ohne zu fragen, dass brauchte er nie, ließ House sich auf die Couch fallen. “Schönes Wochenende gehabt?”, fragte er unschuldig.
“Ja danke. Abgesehen vom Regen hatte ich eine schöne Zeit.” Wilson packte die Tageszeitung aus der Tasche und noch ein paar Akten. “Willst du noch etwas wissen? Ob wir an Kind Nummer drei gearbeitet haben? Ob Francis oder Richard sich mal wieder gestritten haben? Ob es…Ach vergiss es…Die nächste Frage stelle ich nicht.” Abwartend verschränkte er die Arme vor der Brust, zeigte House damit, dass er an einer Unterhaltung nicht wirklich interessiert war.
“Im Grunde reichen mir deine Bemerkungen.” Ein kurzer Fingerzeig von House auf Wilsons Fuß. “Sieht nicht gut aus.”
“Ach nee!” Wilson musste seinen Freund so schnell wie möglich los werden. “Ich habe zu tun. Wie wäre es, wenn du nach deinen Handlangern schaust? Nicht das die noch Mist bauen, bei einem deiner Patienten.”
“Ach was.” House winkte ab. “Die sind ganz froh, wenn ich mal nicht da bin. Du solltest eher auf deine Station gehen…”
“Warum? 90 Prozent meiner Patienten sterben sowieso. Warum dann vorbei schauen? Händchen halten tun schon die Angehörigen.”
Überrascht hob House seine Augenbrauen. Das waren ja ganz neue Töne von Wilson. Midlife crisis?
“Wilson…”, begann House, aber weiter kam er nicht, denn der Onkologe öffnete die Bürotür, zeigte ihm damit unmissverständlich, dass er gegen solle.
“Ich habe wirklich keine Zeit mit dir zu plaudern. Danke.”
House erhob sich, kam auf Wilson zu. “Okay ich gehe, aber ich komme wieder. Und vielleicht möchtest du dann reden.”
Ein kurzes zusammenpressen der Lippen war die einzige Reaktion von Wilson.

Tweedledum schaute überrascht auf, als Wilson die chirurgische Station betrat.
“Oh Doktor Wilson! Was führt Sie zu mir?”, fragte er, kam auf seinen Kollegen zu und nickte sofort wissend. “Sportunfall?”
Über Wilsons Gesicht huschte ein Lächeln. “Ja Tweed. Ich hatte die Idee mal eine Runde Skateboard zu fahren. Nur leider hatte die Schwerkraft etwas dagegen.”
Ein belustigendes Lachen erklang. “Oh man…Na dann kommen Sie mal mit.”
Gemeinsam gingen sie in eines der Untersuchungszimmer.

“Aircast- Schiene. Die einzige Möglichkeit, halbwegs Ruhe in Ihren Fuß zu bekommen.” Tweedeldum hielt die Schiene hoch, reichte diese dann Wilson. “Sechs Wochen. Ich denke, dann ist die Sache erledigt.”
“Sechs Wochen?” Ein frustrierter Seufzer entrang sich Wilsons Kehle. Professionell schnallte er sich die Schiene an, sah dann skeptisch auf seinen Schuh.
“Tja…Sieht so aus, als ob sie in den nächsten Wochen mit ausgetreten Latschen kommen müssen.” Tweedeldum war der Blick Wilsons nicht entgangen. Er versuchte die Situation aufzuheitern.
“Ja. Danke Ben.” Wilson lockerte die Schnürsenkel noch etwas mehr, schlüpfte vorsichtig in den Schuh und stand dann auf. Der Schmerz der vormals im Knöchel tobte, war auf ein erträgliches Maß reduziert.
“Gern geschehen. Ich schreibe Ihnen noch ein Rezept gegen die Schmerzen aus.” Schnell und zügig füllte Tweed das Rezept aus, reichte es dann Wilson.
“Danke.” Wilson verließ das Untersuchungszimmer.

+++
Zuletzt geändert von Snugata am Mi 17. Nov 2010, 22:26, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

Den ganzen Tag lang ließ House die Wilsons in Ruhe. Wilson war froh darüber. So war er nicht gezwungen, sich irgendwelche Sprüche und Kommentare anhören zu müssen.
Zaghaft klopfte es an seiner Bürotür und wenig später steckte seine Frau ihren Kopf herein. “Bist du fertig?”
“Einen Moment noch.” Er kritzelte seine Unterschrift unter einen Bericht, fuhr dann den Computer herunter. “Hat sich House noch mal bei dir blicken lassen?” Beiläufig sprach Wilson, während er seine Sachen zusammen packte.
“Nein. Ich war selber überrascht, dass er nicht genervt hat.” Cuddy nahm im Stuhl platz, beobachtete ihren Mann. “Wie geht es deinen Fuß?”
Wilson hob kurz sein Bein an. “Schiene für die nächsten sechs Wochen. Ich hatte den Eindruck, dass sich Tweedeldum gefreut hat, mir die Schiene zu verpassen.”
Ein Lachen entrang sich Cuddys Kehle. “Ja scheint so. Im Grunde sind alle Ärzte Sadisten.”
“Danke”, bemerkte Wilson trocken, machte eine leichte Verbeugung und zeigte zur Tür. “Wir können, wenn du willst.”

Sie holten die Jungs von der Schule ab und dann machten sie einen Zwischenstopp am Supermarkt. Kaum hatte Cuddy eingeparkt, waren Francis und Richard aus dem Auto und hatten sich schon einen Einkaufswagen geschnappt.
“Wie mir scheint, haben die Jungs die Lust aufs einkaufen von dir geerbt”, bemerkte Cuddy, ergriff eine Hand von ihrem Mann und sie folgten ihren Kindern.
Francis kurvte schon fleißig mit dem Wagen um die Ecken, bremste scharf an einer Tiefkühltruhe und lehnte sich sofort hinein.
“Am besten wir nehmen die beiden an die Leine. Nicht dass hier das große Chaos ausbricht.” Cuddy schnappte sich den Wagen .
“Dad! Können wir Eis mitnehmen?” Francis hielt zwei große Packungen Eis hoch, blickte bittend.
“Fragt eure Mum”, erwiderte er, ließ seinen Blick über die Obsttheke schweifen.
“Okay. Mum! Dürfen wir Eis haben!” Francis brüllte quer durch den Supermarkt.
Richard rollte mit den Augen, verschwand in der Süßigkeitenreihe.
“Eine Packung Schatz!”, rief Cuddy zurück.
“Ich würde noch lauter schreien. Denken die etwa, sie sind allein?”, murmelte Wilson, schnappte sich eine Traube Wein. Wenig später hatte er noch anderes Obst in den Wagen gepackt, grinste entschuldigend Cuddy an. “Täglich einen Apfel, erspart den Gang zum Arzt.”
“Wenn du meinst.”
Wenig später war der Einkaufskorb bis zum Rand gefüllt. Missbilligend schaute Wilson auf diesen. “Ich frage mich, ob wir eine ganze Kompanie eingeladen haben…”
“Die Jungs sind im Wachstum. Da brauchen sie soviel”, sagte Cuddy.
“Genau!”, pflichteten ihr Francis und Richard bei.
“Ja sicher. Aber ich glaube kaum, dass das hier das Wachstum fördert.” Wilson griff in den Wagen, hob fünf Tafeln Schokolade hoch. “Wenn ihr wenigstens unterschiedliche Sorten genommen hättet…Aber alle gleich…” Er schüttelte enttäuscht den Kopf.
“Okay! Dann tausche ich schnell um.” Ehe Wilson etwas sagen konnte, hatte Francis schon vier Tafeln geschnappt, rannte los und war wenige Sekunden wieder da. “Hier!” Francis drückte seinem Dad die Tafeln in die Hand. “Gut so?”
Zufrieden nickte Wilson. “Und was ist damit? Warum zwei Comics? Reicht nicht eins?”
“Na für mich und Richard.”
“Der Esel nennt sich immer zuerst”, warf Cuddy ein.
“Ihr braucht nicht zwei. Zuerst liest es der eine und dann der andere. Verstanden?” Streng sah Wilson seine Jungs an. Er sah es nicht ein, dass er zwei gleiche Comics bezahlte.
“Menno! Du nörgelst nur rum.” Richard verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.
“Als Dad darf ich das.”
“Komm Richard. Sei so lieb und legt das eine Comic wieder zurück.” Cuddy schob den Wagen zur Kasse.
Nur widerwillig kam Richard der Aufforderung seiner Mutter nach.
“Bezahlst du?”, fragte Cuddy.
“Wer sonst?”. antwortete er.

Sie packten die Lebensmittel in den Kofferraum und fuhren dann endgültig nach Hause.
Die Hitze hatte nach dem Regen nachgelassen. Es war nicht mehr so drückend heiß. Man spürte förmlich, wie die Stadt Princeton aufatmete.
Kaum stand das Auto in der Einfahrt, waren die Jungs auch schon im Haus verschwunden.
“Ich lese zuerst”, rief Francis.
“Nein ich! Gib her!” Richard versuchte das Comic seinem Bruder zu entreißen.
“Wenn ihr weiter so dran zieht, zerreißt ihr es.” Cuddy schüttelte den Kopf, half ihrem Mann die Einkäufe in die Küche zu tragen.
“Die sind manchmal wie Hund und Katze”, stellte Wilson fest. “Lust auf ein Reuben Sandwich?”
“Das wäre nett. Ich freue mich, wenn du mal wieder kochst.” Sie trat auf ihn zu, küsste ihn.
“Das habe ich mir schon gedacht.”, murmelte er, schlang seine Arme um sie. “Rufst du deine Eltern noch mal an, wegen der Ferien?”
“Oh man! Das hätte ich glatt vergessen. Gut das du mich dran erinnerst.” Sie lächelte entschuldigend, schmiegte sich an ihn. Sie genoss die Nähe zu ihm. Sie hatten in letzter Zeit nicht viel Zärtlichkeiten ausgetauscht. Zu sehr war sie eingespannt gewesen auf Arbeit.
“Tja ich bin ein Terminplaner auf zwei Beinen”, stellte er trocken fest.
Cuddy lachte auf, löste sich von ihm. “Ja. Ich gehe mal nach den Jungs schauen.” Sie drehte sich um, nahm die Treppe zu den Zimmern im Laufschritt.
Wilson schaute ihr nach, wandte sich dann den Einkäufen zu.

Sie ließen die Jungs zwei Stunden toben, damit sie abschalteten von der Schule. Es hatte sich gezeigt, dass es nichts brachte, wenn die Jungs gleich nach der Schule Hausaufgaben machten, oder lernten. Sie sollten sich erst einmal körperlich auspowern.
Und Francis und Richard taten das. Sie tobten durchs Haus und durch den Garten. Und dann ruhten sie sich eine halbe Stunde aus. Taten einfach gar nichts.
Nun saßen sie am großen Esstisch, über ihre Bücher und Hefte gebeugt. Ihre Mutter vervollständigte die Runde.
“Mist!” Energisch radierte Francis in seinem Heft herum. “Arg!” Erneut fluchte er, griff nach der Seite und mit einem ratschenden Geräusch riss er die Seite heraus.
“Hey? Was soll das?”, fragte Cuddy, sah ihren Sohn verdutzt an.
“Der Stift will nicht so wie ich will, Mama”, verteidigte sich Francis.
“Wieder zu blöd zum schreiben?”, warf Richard ein, grinste seinen Bruder frech an.
“Richard!” Empört blickte Cuddy Richard an. Woher hatten nur die Jungs diesen Jargon?
Wilson saß auf der Couch und hörte stumm zu. Auch er fragte sich, woher die Jungs nur diese Umgangssprache hatten. Er stand auf, kam auf die Drei zu.
Francis, Richard und seine Frau blickten auf.
“Richard…Packst du mal deine Sachen zusammen und kommst mit?”, sagte er ruhig.
“Wieso? Ich bin doch noch nicht fertig.” Richard sah abwechselnd zu seiner Mutter und zu seinem Dad.
“Ich weiß. Machst du es trotzdem? Danke.”
Wilson wartete, bis Richard seine Schulsachen eingesammelt hatte, zeigte dann die Treppe hoch.
Irritiert ging Richard die Treppe hoch.
Wilson beugte sich zu Cuddy herunter. “Getrennte Hausaufgaben. Wir probieren es einfach aus. Vielleicht arbeiten sie dann konzentrierter”, erklärte er sein Handeln.
“Okay”, erwiderte sie.

+++
Zuletzt geändert von Snugata am Mi 17. Nov 2010, 22:26, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

Richard drehte den Kopf, als sein Vater das Kinderzimmer betrat.
“Warum muss ich hier Hausaufgaben machen?”, fragte er beleidigt.
Wilson zog sich einen Hocker heran, setzte sich und ließ sich Zeit mit seiner Antwort. “Ich finde, wir sollten mal ausprobieren, ob Francis und du besser lernen, wenn ihr allein seid.”
Ein abfälliges Schnauben war zu hören. “Pah…” Richard winkte ab, kaute dann auf seinen Bleistift herum und schaute seinen Dad nachdenklich an.
“Was ist? Hast du was auf dem Herzen?” Geduldig wartete Wilson.
“Na ja…” Richard hörte auf seinen Bleistift zu malträtieren. “Ich habe doch eine Schatzkiste…Eine wo meine Geheimnisse drin sind.”
Ein leichtes Nicken von Wilson.
“Nun ja…Da ist ein geheimer Brief drin…” Unruhig rutschte Wilsons Sohn auf seinem Stuhl herum, glühte vor Aufregung.
“Ein Liebesbrief?”, fragte Wilson sanft nach.
Energisch schüttelte Richard den Kopf. “Liebesbrief! So was ist doch affig! Die schreibt man doch nicht mehr! Man simst oder schreibt eine E- mail!”
“Ach so.” Wilson musste eine Grinsen unterdrücken. Die kindliche Naivität berührte ihn immer wieder. “Was ist es dann für ein Brief?”
“Vom Geheimdienst! Vom FBI!”
“Vom FBI?” Wilson hob überrascht die Augenbrauen, beugte sich interessiert vor.
“Ja!” Richard sprang auf, kniete sich vor sein Bett nieder und zog eine kleine Holzkiste hervor.
Gespannt beobachtete Wilson seinen Sohn. Richard öffnete die kleine Kiste und kam wenig später mit einem Brief zurück. “Hier!” Er hielt seinem Vater das geheime Objekt hin und dieser nahm den Brief an sich.
Einen Moment sagte Wilson gar nichts, starrte auf die Adresse und dann auf den Absender.
“Siehste!” Richard tippte auf den Stempel, der oben in der Ecke prangte. “Der ist vom FBI. Das sehe ich am Stempel.” Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl. “Was sagste nun?”
“Nun ja…” Durch Wilsons Kopf schossen die unterschiedlichsten Gedanken. Natürlich war der Brief nicht vom FBI. Er war, laut dem Poststempel neun Jahre alt. Und der kleine amtliche Stempel in der Ecke trug das Erkennungszeichen einer Genbank. Was hatte das zu bedeuten? Und warum war der Brief an seine Frau adressiert? “Wo hast du den Brief gefunden?”
Richard senkte den Kopf, nagte an der Unterlippe. “Auf dem Dachboden”, murmelte er. “Ich weiß, dass wir ohne Erlaubnis nicht dort hoch dürfen…Aber…” Er hob den Kopf wieder, sah seinen Vater angsterfüllt an. “Ich…Bekomme ich Ärger?”
“Nein, natürlich nicht.” Wilson ließ den Brief ungeöffnet, reichte diesen Richard zurück. “Pass auf…Da der Brief so geheimnisvoll ist, solltest du ihn wieder in die Kiste tun und dafür sorgen, dass ihn niemand findet. Wir beide verraten niemanden, dass es ihn gibt. Schließlich ist der Brief ja vom FBI.” Obwohl es Wilson unter den Nägeln brannte, heraus zu finden, was es mit dem Brief auf sich hatte, so zügelte er seine Neugier. Er würde Nachforschungen betreiben.
Richard atmete erleichtert auf, verstaute den Brief würde in seine Schatztruhe und schob diese dann wieder unter das Bett. “Danke.” er kam zu seinen Dad zurück und umarmte ihn. “Ich habe dich lieb Dad.”
“Ich dich auch Schatz.”

Wilson kam auf seine Frau zu, reichte ihr ein Glas Rotwein. Die Jungs lagen in ihren Betten und nun hofften Cuddy und er, dass sie auch zur Ruhe kamen
“Danke.” Sie nahm das Glas an sich, wartete, bis er sich setzte und hob es dann leicht an. “Auf einen schönen Abend.”
Auch er prostete ihr zu, nahm einen Schluck und lehnte sich entspannt zurück.
“Ich habe den Eindruck, dass es klappen könnte, mit dem getrennt lernen”, stellte sie fest.
“Ja”, antwortete er, blicke sie an. “Die Jungs wünschen sich ein Handy.”
Cuddy runzelte die Stirn. “Handys…Ich hasse diese Dinger. Was denkst du über diese Sache?”
“Ich bin dagegen. Wenn wir ihnen ein Handy kaufen, und sei es auch nur ein Kartentelefon, dann werden sie trotzdem endlos telefonieren. Von der ganzen Simserei ganz zu schweigen.”
Zustimmend nickte Cuddy. Ihr Mann dachte mal wieder mit. “Hast du es ihnen schon gesagt?”
“Nein. Ich habe nur gesagt, dass ich mit dir rede und dann entscheide. Mehr nicht.”
“Gut. Ich bin auch dagegen. Wenn die Jungs zwei oder drei Jahre älter sind, können sie eins haben. Es reicht schon, dass sie einen MP3 Player haben. Jetzt noch ein Handy…Nein.”
Wilson nippte an seinem Wein. Gut. Dieses Thema war vom Tisch. War jetzt noch die Sache mit dem Brief. Sollte er? Nein!
Plötzlich stellte Cuddy ihr Glas ab, stand schnell auf und verschwand im Bad.
Verwundert schaute Wilson ihr nach, erhob sich ebenfalls und folgte ihr. Er hörte durch die geschlossene Badtür ein würgendes Geräusch. Seine Frau übergab sich. Nachdenklich runzelte er die Stirn. Da sie alle das gleiche Essen gehabt hatten und weder den Jungs, noch ihm schlecht war, konnte das nur eins bedeuten…
Entsetzt riss Wilson die Augen auf. “Scheiße…”, fluchte er, drehte sich um und ging zurück in Wohnzimmer. Mit einem Zug leerte er sein Weinglas. “Das kann nicht sein. Unmöglich...” Er fuhr sich durchs Haar, schloss die Augen. Schwanger.
Nein! Sie hatte bestimmt nur den Salat nicht vertragen. Oder das Dressing. Ja! Es musste das Dressing sein.! Er hörte die Badtür klappen und öffnete die Augen wieder, sah seiner Frau entgegen.
Matt und völlig fertig kam Cuddy auf ihn zu, setzte sich schwer.
“Alles in Ordnung?”, fragte er vorsichtig, nahm neben ihr platz.
“Jetzt wo alles wieder raus ist…Ja.” Sie lehnte sich zurück, atmete tief durch. “Mann…Das ist mir noch nie passiert.” Cuddy drehte den Kopf, blickte Wilson an.
Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. “Lass uns zu Bett gehen…”
Zustimmend nickte sie.

+++
Zuletzt geändert von Snugata am Mi 17. Nov 2010, 22:26, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

“Letzter Schultag! Letzter Schultag! Letzter Schultag!” Francis kam mit diesem Schlachtruf die Treppe herunter gerannt, stürmte in die Küche und brüllte sogleich ‘Erster!’.
“Das war nicht fair!” Mit einem wütenden Gesichtsausdruck betrat Richard ebenfalls die Küche, setzte sich an den Tisch und warf seinem Bruder giftige Blicke zu.
“Frage…Was verstärkt den Kopfschmerz?” Wilson lehnte an der Küchenzeile, die Arme vor der Brust verschränkt und schaute seine Jungs an.
“Keine Ahnung!” Richard zuckte mit den Schultern. “Alkohol?”
“Nee House!”, warf Francis ein, fing an zu kichern.
In Wilsons Mundwinkel zuckte es verdächtig. Die Antwort war wirklich gut.
“Was ist mit House?” Verschlafen kam Cuddy in die Küche, blickte ihre drei Jungs an.
“Er verstärkt Dads Kopfschmerzen!”, gab bereitwillig Francis Auskunft.
“So?” Ein Grinsen zog über ihr Gesicht. Sie gab ihren Mann einen Kuss, drückte ihren Söhnen auch einen auf die Wange und setzte sich an den Tisch.
“Geht es dir gut Mum?” Besorgt griff Richard nach einem Handgelenk von ihr. “Mmmh…Der Puls ist normal…Nicht Dad?”, fragend sah er Wilson an.
“Ja.” Wilson versuchte ernst zu bleiben. Wenn das so weiter ging, hatten sie zwei neue Ärzte in der Familie. Er stellte seinen beiden Söhnen die Müslischalen hin, goss den Kakao in die Tassen und sah dann Cuddy fragend an.
Diese nickte leicht und wenig später stand ein heißer Pott Kaffee vor ihrer Nase.
“Danke Schatz.” Sie sah zu, wie er ihr einen Teller mit zwei Toastscheiben zuschob und dann ebenfalls platz nahm.
“Ich mag die Froopiii Loopiii!”, verkündetet Richard, rührte so heftig mit dem Löffel in der Schale rum, dass etwas überschwappte. “Ups…”
“Du Kleckerheini! Zu blöd zum essen, was?” Francis grinste über das ganze Gesicht, fischte seinerseits etwas Müsli raus und hielt den Löffel unter Richards Nase. “Drei gelbe und ein roter! Was hast du zu bieten?”
“Ich habe…Zwei grüne und ein gelbes…” Triumphierend zeigte Richard seinen Löffel. So ging es weiter. Die Jungs alberten rum, kicherten und machten dumme Witze.
Wilson hörte stumm zu, nippte an seinem Kaffee und beobachtete seine Frau.
Cuddy starrte in ihren Kaffee, machte den Eindruck, dass ihr jeden Moment der Kragen platzte.
“Hört auf! Merkt ihr denn nicht, dass ihr nervt!”, herrschte sie plötzlich ihre Kinder an.
Drei Augenpaare sahen sie schockiert an.
Plötzlich erklang ein Schluchzen und dann polterte ein Stuhl. Francis war aufgesprungen und rannte die Treppe hoch.
Auch Wilson erhob sich. “Richard gehst du bitte hoch in dein Zimmer und machst dich für die Schule fertig? Danke.”
Ohne ein Wort zu sagen, stand Richard auf und verschwand.
“James…” Cuddy streckte hilflos eine Hand aus. Sie wusste, dass sie einen Fehler gemacht hatte. “Es tut mir leid. Ich wollte das nicht…”
Wilson hob eine Hand, brachte sie dadurch zum schweigen. “Entschuldige dich nicht bei mir, sondern bei den Jungs.” Er wandte sich ab, stellte seine Tasse und das Geschirr seiner Kinder in die Spüle. Er konnte nur mit Mühe seinen Zorn gegenüber seiner Frau im Zaum halten.
“James…Bitte…” Cuddy trat auf ihn zu, schloss ihre Hand fest um seinen Oberarm.
“Versuche deinen Frust nicht bei den Kindern abzuladen.” Er befreite sich aus ihrem Griff. “Ich bringe Richard und Francis zur Schule und dann werden wir noch um die Häuser ziehen. Brauchst mich nicht in der Klinik erwarten.” Wilson schob sich an ihr vorbei und schritt die Stufen zu den Zimmern der Jungs hoch.

Francis lag zusammen gerollt auf seinen Bett und weinte leise.
“Hey…”, sagte Wilson sanft, setzte sich auf das Bett und strich ihm über das Haar.
Ein schniefen erklang und dann sahen zwei verweinte Augen ihn an. “Sie hat mich nicht lieb. Mami hat mich nicht lieb…” Erneut füllten sich die Augen von Francis mit Tränen und erneut erklang ein schluchzen.
Wilson zog seinen Sohn zu sich heran, hielt ihn ganz fest. “Das stimmt nicht Schatz. Mami hat das nicht so gemeint. Sie hat nur etwas schlecht geschlafen…” Er hoffte, dass das als Erklärung ausreichte.
Francis schmiegte sich an seinen Dad. “Wirklich?”, fragte er durch die Tränen hindurch.
“Ja wirklich.” Sanft schob Wilson ihn weg, blickte in die graublauen Augen von Francis. “Los mach dich fertig für die Zeugnisse. Ich habe noch eine Überraschung für euch, wenn ihr die Giftblätter erhalten habt.”
“Was denn?” Leise kam die Frage.
“Verrate ich nicht. Ist ja sonst keine Überraschung.”

Cuddy hatte es nicht fertig gebracht, sich sofort zu entschuldigen, denn sie war im Bad und übergab sich. Wieder einmal.
Wilson schluckte seinen Ärger herunter und fuhr die Jungs zur Schule.
Francis hatte sich beruhigt und nachdem die Nase geputzt war, sah er auch wieder einigermaßen ordentlich aus.
Nachdem die beiden ihr Klassenzimmer betreten hatte, machte Wilson kehrt und gesellte sich zu den anderen Eltern, die ebenfalls warteten, dass die Zeugnisausgabe beendet war. Sie plauderten über das Wetter, über die Ferien und wohin sie fahren würden und über Gott und die Welt.
Nach einer Stunde ging wieder die Tür auf und die Kinder stürmten heraus.
“Daddy! Daddy!”, riefen Richard und Francis laut, wedelten mit ihren Zeugnissen und sahen mehr als glücklich aus.
Wilson ging in die Hocke, grinste über das ganze Gesicht. “Na? Zufrieden ihr zwei?”
“Ja!”, riefen sie, drückten ihre Zeugnisse gegen die Brust ihres Vaters. Dieser nahm sie an sich und erhob sich.
“Na dann los! Ab zum Auto.” Kaum hatte Wilson das gesagt, stürmten Richard und Francis schon den Gang entlang. Wie es schien, konnten sie es kaum erwarten, die Schule hinter sich zu lassen. Amüsiert schüttelte Wilson den Kopf und folgte dann mit gemächlichen Schritt.

“Toys a’ us!” Richard jubelte, schlug seinen Bruder voller Freude auf die Schulter und dieser erwiderte es.
“Geil! Super!”, kam es von der Rückbank und Wilson musste lachen. Er hatte mal wieder den richtigen Riecher gehabt. Er parkte ein und machte das ‘Na los’ Zeichen. So schnell hatte er seine zwei Jungs noch nie das Auto verlassen sehen. Sie rannten so schnell es ihre Beine erlaubten auf die Einganstür zu. Ungeduldig warteten sie dort, diskutierten schon heftig miteinander, was sie denn kaufen würden.
Gemeinsam betraten sie das Spielzeuggeschäft.

+++
Zuletzt geändert von Snugata am Mi 17. Nov 2010, 22:26, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

Ungeduldig wartete Cuddy darauf, dass endlich der Aufzug kam und er sie zu ihrem Büro trug. Sie betete insgeheim und mit Inbrust, dass House nicht ihren Weg kreuzte. Die Chancen standen gut, denn sie war heute zeitiger als sonst da. Der Gefühlsausbruch heute morgen hatte sie ebenfalls aus dem Haus getrieben. Sie war verärgert über sich, dass sie nicht die Gelegenheit gehabt hatte, sich bei ihren Kindern zu entschuldigen. Sie machte sich Vorwürfe. Große Vorwürfe. So etwas durfte nicht noch einmal passieren. Auch wenn es ihr schlecht ging, so war es nicht entschuldbar, dass sie dann ihren Frust und Ärger an ihren Jungs ausließ. Denn sie konnten am wenigsten dafür. Sobald sie den Fahrstuhl verlassen hatte, beeilte sie sich, in ihr Büro zu kommen. Sie musste sofort ihren Mann anrufen. Kurz darauf flogen ihre Finger über die Tasten des Telefons.
“Hallo Jim…Lisa hier…Bitte leg nicht wieder auf…Ich…” Sie setzte sich schwer in den Sessel, suchte nach den richtigen Worten. “Sind die Jungs in der Nähe?” Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie hörte wie Wilson nach einem der Kinder rief. Und dann war Francis dran. “Hallo Großer. Mami hier. Es tut mir leid was ich heute morgen gesagt habe. Ich habe das nicht so gemeint…Okay…Ja sicher. Ja sicher Francis. Ja nehme ruhig Daddy aus.” Sie lachte kurz auf. “Gibst du mir mal deinen Bruder? Danke. Ich habe dich lieb.” Einen Moment herrschte Stille am anderen Ende und dann war Richards Stimme zu hören.” Hallo Schatz. Es tut mir leid was ich heute gesagt habe…Okay…” Überrascht hob sie die Augenbrauen, denn wie es schien, nahm Richard die Sache lockerer als ihre beiden anderen Männer. “Okay…Dann noch viel Spaß…Richard…” Aber sie kam nicht mehr dazu, ihn zu bitten seinen Vater ans Telefon zu holen, denn er hatte die Verbindung schon unterbrochen. Wie es schien, ging es hoch her beim bummeln. Erleichterung durchströmte sie. Der erste Schritt der Versöhnung war getan. Der schwerste stand ihr noch bevor. Das erneute Gespräch mit ihrem Mann. Sie fürchtete sich etwas davor, aber umgehen konnte sie es nicht. Sie nahm eine Bewegung außerhalb ihres Büros war, hob den Kopf und erstarrte. Vor der Tür stand House, presste sein Gesicht gegen die Scheibe und grinste.
Cuddy konnte es nicht verhindern, dass sie zusammen zuckte. Das veranlasste House noch mehr zu grinsen.
“Nein”, sagte sie laut, hoffte damit, dass House sie verstand, sie in Ruhe zu lassen. Aber der Diagnostiker tat ihr nicht den Gefallen. Er öffnete die Tür, trat ein und nahm unaufgefordert platz. Einen Moment musterten sie sich gegenseitig. Taxierten sich.
“Alles in Ordnung?” House durchbrach die Stille.
“Ja”, antwortete sie irritiert. House fragte ob alles in Ordnung war? War er etwa krank? House fragte nie, ob alles in Ordnung war.
“Freut mich.” Er schlug die Beine übereinander, sah an ihr vorbei. “Bei den Jungs auch alles okay?”
House wurde Cuddy langsam unheimlich. “Ja sicher. Sie haben heute ihre Zeugnisse bekommen und jetzt kaufen sie Toys a’ us leer.”
Ein kurzes Zucken der Mundwinkel von House verriet ihr, dass er amüsiert war. “Tja Wilson ist im Grunde immer noch ein Kind. Da passt er ja bestens dort hin.”
Auch um Cuddys Mund zuckte es verdächtig. “Ja da haben sie recht House.” Sie wusste immer noch nicht so recht, was House wirklich wollte. Eine Plauderei war es sicher nicht. “Was wollen sie House? Ich denke mal, sie wollen nicht über meine Familie reden. Also was wollen sie?”
Er beugte sich vor, sah sie nachdenklich an. “Ob sie es glauben oder nicht…Ich wollte wirklich nur plaudern.”
“Gut. Wir haben geplaudert und nun können sie sich ja wieder wichtigen Dingen zuwenden. Wie den Praxisstunden. Na wie wäre das?”
“Och nö. “ House nörgelte ein wenig rum, stand dann doch auf. “Fahren die Jungs in den Urlaub?”
“House! Was soll das?”, empörte sie sich.
“Was denn? Dann können sie und Wilson mal ungestört Dinge tun, zu denen sie nicht kommen, wenn die Jungs da sind. Schon mal daran gedacht?”
“Wenn sie damit andeuten wollen, dass wir keinen Sex mehr haben, seit die Kinder da sind, so muss ich sie enttäuschen. Wir haben ein ausgefülltes Sexualleben.”
Abwehrend hob House die Hände. “Ist ja schon gut. Beruhigen sie sich wieder. Wie sie reagieren, klingt das aber ganz anders.”
“Raus!”, sagte Cuddy laut, erhob sich ebenfalls.
“Okay. Schönen Tag noch.”

Wilson schob den Einkaufswagen vor sich her, sah gerade noch, wie Richard um eine Ecke verschwand. Die ersten Sachen hatten schon ihren Weg in den großen Korb gefunden. Zwei Wasserspritzpistolen. Nicht die kleinen. Nein. Die großen Wummen, mit dreifach verstellbarer Wasserstärke.
Wilson bog in die nächste Regalreihe ein und blieb stehen.
“Star Wars ist doch Kacke. Das ist doch total out”, bemerkte gerade Francis, zog ein großes Legopaket aus dem Regal. “Das hier ist in. Hier! Der Bagger und der Betonmischer. Und hier der Kran!” Francis ließ die Objekte seiner Begierde auf den Fußboden fallen.
Richard beobachtete das ganze skeptisch. “Ich will lieber die Polizeistation und die Feuerwehwache.” Und schon lagen auch diese Sachen auf den Boden.
“Jungs…Sagt mal, ihr denkt wohl ich drucke die Dollarscheine unten im Keller!” Wilson parkte den Einkaufswagen und schaute auf die Kartons. Dann betrachtete er die Preise und stöhnte innerlich auf. “Wie wäre es noch mit den dazu gehörigen Autos?”
“Echt?” Große Kinderaugen sahen ihn an.
“Nein. Habt ihr mal zusammen gerechnet was das alles kostet?”
“Nein.” Francis und Richard ließen die Köpfe hängen.
‘Wenn sie mich jetzt noch mit ihren Hundeblick anschauen, so sehe ich schwarz.’, dachte Wilson.
“Kann ich ihnen helfen?” Eine Verkäuferin trat auf die drei zu, blickte sie fragend an.
“Nein danke. Wir kommen schon klar”, entgegnete Wilson.
“Okay.” Die Verkäuferin entfernte sich wieder.
Ein Seufzer entrang sich Wilsons Kehle. Er konnte seinen Jungs einfach nichts abschlagen. “Okay. Sucht die Fahrzeuge. Ich pack die Sachen schon mal ein.”
“Danke!”, riefen die zwei und stürmten davon, um die ersehnten Fahrzeuge auch noch zu holen.
“Ihr treibt mich noch in den Ruin”, murmelte Wilson, sammelte die Legopakete ein und schob dann den Einkaufswagen vorwärts.
Die Verkäuferin an der Kasse lächelte mitfühlend, als sie die vielen Spielsachen sah. “Na Jungs. Da habt ihr ja richtig zugeschlagen.”
“Ja!” Francis und Richard grinsten sie frech an. “Unser Dad kann das alles bezahlen. Er verdient viel.”
“So?” Amüsiert schüttelte sie den Kopf, nahm die Kreditkarte von Wilson entgegen. “Danke Sir.”
“Bitte. Ich habe zu danken”, entgegnete er.
Richard und Francis versuchten den Einkaufswagen zum Auto zu schieben, ohne irgendwo anzuecken. Nach wenigen Minuten hatten sie alles im Volvo verstaut und nun ging es zum Mittag essen.

“Ich hätte gern eine Junior Tüte und ne große Coke.” Richard schaute die Frau hinter dem Tresen an.
“Kommt sofort. Was möchtest du denn als Spielzeug?” Die Angestellte machte eine Geste zu der Tafel, auf dem die Figuren abgebildet waren.
“Ich will Sid. Der ist cool.” Ein Strahlen legte sich auf Richards Gesicht.
“Geht klar.” Auch die Frau lächelte. Sie sah Francis an, der neben seinem Bruder stand und angestrengt nachdachte. “Und was kann ich dir bringen?”
“Auch eine Junior Tüte und auch eine Coke.”
“Eine große?”
“Ja! Und ich will Mannie das Mammut.”
“Geht klar junger Mann.” Die Frau tippte alles in den Computer ein, blickte dann Wilson an.
“Ich nehme keine Junior Tüte…Einen Salat und eine kleine Sprite, bitte.”
“Okay.”
Wenig später saßen sie an einem der Tische und ließen es sich schmecken.

+++
Zuletzt geändert von Snugata am Mi 17. Nov 2010, 22:26, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

“Euch ist schon klar, dass es schwierig wird, wenn ihr alle Pakete gleichzeitig öffnet und die Steine…Na toll…Das Gerede kann ich mir sparen.” Missbilligend schaute Wilson auf seine Kids, die gerade den vierten Karton geräuschvoll ausschütteten.
“Das ist für uns ein Klacks. Du hast doch die Bilder, Dad. Und die Steine sind doch farbig.” Francis setzte sich auf den Fußboden, krallte sich das Bild von der Polizeistation und fing auch gleich an zu bauen.
“Aha…Darf ich mitmachen?”, fragte Wilson.
“Okay. Kannst das Feuerwehrauto zusammenbauen. Wenn du willst.” Richard reichte seinem Vater die Schachtel.
“Danke. Ich glaube das bekomme ich gerade noch so hin.” Wenig später saßen die drei auf dem Boden und bauten die Polizeistation und die Feuerwache zusammen.
Sie merkten gar nicht, wie die Zeit verging. Ein Klappen der Eingangstür und dann stand Cuddy im Wohnzimmer. “Oh was ist denn hier los?” Sie kam auf ihren Mann zu, hockte sich neben ihn und betrachtete das Chaos auf dem Boden.
“Hi Mami! Daddy hat uns Lego gekauft. Ganz viele!” Richard strahlte über das ganze Gesicht. Seine Wangen glühten vor Begeisterung.
“Wow! Das sind ja wirklich viele Steine. Habt ihr auch noch was für mich?”
Überrascht und ein wenig amüsiert blickte Wilson sie an. “Du willst auch…?”
Sie zuckte mit den Schultern. “Warum nicht? Du bastelst doch auch.”
“Hier Mum.” Francis schob ihr den Bagger zu.
“Danke Schatz. So dann wollen wir mal sehen…”
“Warum bekommt sie den Bagger und ich das Feuerwehrauto? Der Bagger ist viel schwieriger”, meckerte Wilson.
“Tja Liebling…Vielleicht bin ich einfach besser?” Cuddy beugte sich zu ihm, blickte in seine Augen.
“Beweise es”, erwiderte er. Ein Glitzern war in seinen Augen.
“Okay.” Cuddy riss die Schachtel auf, schüttete die Steine vor sich hin und schon begann sie den Bagger zusammen zu bauen.
Aufmerksam wurde sie von ihrem Mann und ihren Söhnen beobachtet.
Nach wenigen Minuten hielt sie den Bagger hoch. “Fertig.” Sie grinste über das Gesicht.
Wilson öffnete verblüfft den Mund, schloss ihn dann wieder, ohne ein Wort gesagt zu haben.
“Na?” Stolz schaute Cuddy in die Runde.
“Wow!”, entfuhr es Francis und Richard. “Das war ja Rekord.” Die beiden Kinder sahen sich an. “Kannste uns helfen?”
“Aber sicher.” Sie rutschte herum und fing auch gleich an, ihren Söhnen zu helfen.
Wilson erhob sich, blickte auf die Baumeister herunter. “Wie es scheint, werde ich hier nicht mehr gebraucht…”, stellte er fest.
Nur ein kurzes heben der Hand von seiner Frau folgte auf seine Aussage. “Ja ja Schatz. Geh nur…”, sagte sie abwesend.
Wilson merkte, dass er abgeschrieben war, drehte sich um und ließ sie allein.

Ein zaghaftes Klopfen ertönte und dann wurde leise die Tür zu seinem Arbeitszimmer geöffnet.
“Dad?” Francis Stimme.
“Mmh…”, erwiderte Wilson, ließ die Augen geschlossen. Es saß zurück gelehnt im Stuhl, rührte sich nicht.
“Ich soll von Mami aus fragen, ob du zum essen kommst?” Wilson hörte, wie Francis auf ihn zu kam und spürte dann eine Hand auf seiner.
Langsam öffnete er die Augen, blickte seinen Sohn an. “Sagst du Mami, dass ich nicht komme.”
“Warum?” Kinderaugen die ihn nicht verstanden, sahen ihn an.
“Daddy tut der Kopf weh, Schatz.”
“Ich bin Schuld. Dir tut der Kopf wegen mir weh.”
Wilson richtete sich auf, schaute Francis irritiert an. “Francis…Was redest du da? Du bist nicht schuld. Wie kommst du darauf?”
Francis starrte auf den Boden, schniefte. “Ich weiß nicht…Ich mach nur Ärger…”
“Wer sagt das?” Wilson griff nach seinen Händen, merkte, dass sie eiskalt waren. “Schatz…Sieh mich an. Bitte…”
Sein Sohn hob den Kopf, blickte seinen Dad an. Tränen schimmerten in seinen Augen und ehe er es verhindern konnte, rannen sie schon die Wangen herunter. Wilson krampfte es das Herz zusammen, als er seinen Sohn weinen sah, zog ihn in die Arme.
“Du bildest dir das ein. Du bist nicht schuld. Und du machst uns keinen Ärger.” Leise sprach Wilson zu ihm.
Francis schniefte erneut, schmiegte sich an seinen Vater und versuchte, sich zu beruhigen. Nach einer Weile lösten sie sich wieder voneinander, sahen sich an.
“Wir zwei sind schon ein paar Heulsusen, was?”, fragte Wilson lächelnd.
“Ja.”
“Komm mal her. Ich will dir was zeigen.” Er hob Francis aus seinen Schoss, klappte eine Mappe, die vor ihnen auf dem Schreibtisch lag, auf und zeigte auf ein farbenprächtiges Bild.
“Wow! Das ist schön. So viele Farben. Was ist das denn?”
“Das ist eine Krebszelle. Sieht hübsch aus, was?”
“Ja.” Francis strich über das Bild. “Da ist sogar orange dabei.” Er drehte den Kopf, blickte seinen Dad an. “Habe ich so was in mir? Oder du?”
Ein Kopfschütteln von Wilson beantwortete die Frage seines Sohnes. “Ich hoffe nicht Schatz. Wäre schlimm, wenn wir beide das in unserem Körper hätten.” Seine Söhne wussten im groben, als was ihr Vater arbeitete. Und das Krebs eine schlimme Krankheit ist. “Noch ein Bild?”
“Oh ja!” Begeistert klatschte Francis in die Hände.
“Okay…Hier.” Ein neues Bild. Noch farbenprächtiger. Noch interessanter.
“Das sieht ja ulkig aus.”
“Ja nicht. Das ist eine Gehirnzelle. Mit so einer denkst du.” Wilson beobachtete seinen Sohn genau, nahm jede Regung, jedes Muskelspiel auf. Er küsste ihn sanft auf die Schläfe, zog ihn näher zu sich heran.
“Die sieht aus wie ein Tier. Oder wie der Außerirdische aus meinen Comics.”
“Bubbledu?”
Francis fing an zu kichern. “Ja wie Bubbledu.”
“Na kein Wunder, dass Richard und ich ewig warten. Ihr amüsiert euch ja prächtig.” Cuddy stand in der Tür, die Arme vor der Brust verschränkt und schaute mit gespielter Stränge.
“Mami! Daddy zeigt mir gerade lustige Bilder. Schau mal!” Francis winkte sie heftig heran und Cuddy kam auf sie zu.
“So? Lustige Bilder? Zeig mal.” Einen Moment schaute Cuddy sich die Bilder an. “Ja hast recht. Die sind wirklich lustig.” Sie strich ihrem Sohn über den Kopf. “Los jetzt. Abendbrot.”
Francis rutschte vom Schoß seines Vaters und ging in die Küche.
Einen Moment blieb Wilson sitzen, blickte seine Frau an. Diese erwiderte seinen Blick, sah an seinen Augen, dass er abgespannt war. “Kopfschmerzen?”
“Ja.” Er stand auf, streckte sich kurz. “Geht schon.” Ein zaghaftes Lächeln und dann folgte er seinem Sohn.

+++

Der Wecker riss Wilson und Cuddy unangenehm aus ihren Träumen. Ein leises Brummen erklang, als Wilson sich auf die Seite drehte, blind nach dem Wecker tastete und ihn ausschaltete.
“Danke”, flüsterte sie, rutschte zu ihm heran und schmiegte sich an ihn. “Ich könnte die Person killen, die den Wecker erfunden hat.”
“Ich den, der das Arbeiten erfunden hat.”, murmelte Wilson, genoss die körperliche Nähe seiner Frau.
“Ja. Nur leider werden wir ihn nie ausfindig machen.” Sie küsste ihn kurz, stand dann auf. “Ich mach schon mal das Frühstück.” Langsam und noch halb im Schlaf schlurfte sie aus dem Schlafzimmer. Wilson hoffte, dass er noch eine halbe Stunde Ruhe hatte, bis seine Rabauken Lärm machten. Aber irgendwie schien eine böse Macht gegen ihn zu sein.
“Aufstehalarm!”, schrie Richard, stürmte in das Schlafzimmer und hechtete ins Bett. Francis folgte ihm mit einen Schrei.
“Gott!” Wilson versuchte sich gegen den Angriff seiner beiden Jungs zu wehren. Binner weniger Sekunden war eine lustige Balgerei im riesigen Bett zu Gange. Es wurde gelacht und gejauchst. So viel Spaß hatten sie lange nicht mehr gehabt. Völlig außer Atem lagen sie schließlich da, starrten zur Decke.
“Man..Das war cool”, bemerkte Richard, kuschelte sich an seinen Dad.
“Ja das war cool”, stimmte er zu, zog auch Francis zu sich heran. Einen Moment blieben sie noch liegen, bis die energische Stimme von Cuddy sie aufscheuchte.

“Und habt ihr euch schon überlegt, was ihr bei Lucy und George machen werdet?” Cuddy schaute Francis und Richard an.
Francis schluckte seinen Bissen herunter. “Nein noch nicht. Wir hatten in letzter Zeit echt viel um die Ohren. Da konnte ich nicht noch an den urlaub denken.”
Wilson senkte den Kopf, damit man sein Schmunzeln nicht sah.
“So ihr hattet viel zu tun?” interessiert schaute Cuddy Francis an.
“Ja! Geh du mal in die Schule. Dann weißt du was da los ist”, warf Richard ein. Cuddy lehnte sich zurück, blickte Richard an. Ihre Gedanken rasten. Was sollte sie nur antworten?
“Ich mach euch mal einen Vorschlag”, meldete sich plötzlich Wilson zu Wort. Drei Augenpaare richteten sich auf ihn. “Ihr zwei geht mal für eine Woche in die Klinik und übernehmt unseren Job. Mami und ich gehen dafür in die Schule. Na wie wäre das?”
Richard und Francis sahen sich an, prusteten dann vor Lachen los.
“Ich meine es ernst Jungs.”
Das lachen erstarb. “Echt? Wir sollen…Okay…”
“Gut. Dann pack ich mal die Tasche für euch. Mami packt noch ihre und dann können wir ja los machen.” Er wandte sich an seine Frau. “Das wird ne super Woche. Ist dir klar, dass wir Ferien haben? Eine Woche Ferien.”
“Wieso?”, fragte sie irritiert.
“Na weil es ja gestern Zeugnisse gab. Die Schulzeit ist um und jetzt sind ja Ferien. Wir haben Ferien Liebling.”
Cuddy dämmerte es, was ihr Mann meinte.
“Na klar! Stimmt! Das ist super! Fein! Ich freue mich riesig mal auszuspannen.”
Mit offenen Mund starrten die Zwillinge ihre Eltern an. “Aber…Aber…”, stotterte Richard.
“Ha! Reingelegt!”, riefen Cuddy und Wilson gemeinsam und fingen an zu lachen.
Einen Moment begriffen die Jungs nicht, was hier los war, doch dann lachten sie mit.

+++
Zuletzt geändert von Snugata am Mi 17. Nov 2010, 22:27, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!
Benutzeravatar
Snugata
God
God
Beiträge: 819
Registriert: Mi 21. Okt 2009, 20:16
Fox-Gucker: Nein

Die Türglocke ertönte und schon sprangen die Jungs auf und rannten zur Tür.
“Yankees! Yankees! Go! Go!”, schallte es durchs Haus.
“Grandpa! Grandma!”, riefen Francis und Richard, fielen ihren Grosseltern um den Hals.
“Hallo ihr Racker!”, erwiderten die Eltern von Cuddy, nahmen ihre Enkel in die Arme.
Mit einem strahlenden Lächeln kam Cuddy auf ihre Eltern zu. “Hallo Mom. Hallo Dad.” Sie küssten sich kurz. “Kommt rein. Wir hatten euch nicht so zeitig erwartete.”
Entschuldigend hob George die Schultern. “Wir hatten Rückenwind.” Er sah Wilson entgegen, streckte eine Hand aus. “Hallo James.”
“Hallo George. Lucy.” Er küsste kurz seine Schwiegermutter.
“Machen wir los?”, fragte Richard aufgeregt.
“Du kannst es wohl kaum erwarten?” Lucy schüttelte belustigend den Kopf.
“Nein! Ich habe meine Tasche schon fertig gepackt. Wir können sofort los.” Richard rannte die Treppe hoch und kurz darauf, zog er seine Reisetasche hinter sich her.
“Das sagt ja viel über euch aus”, stellte George amüsiert fest.
“Ja. Die Jungs werden flügge. Sie können es gar nicht abwarten, auszuziehen.” Cuddy beobachtete, wie Francis ebenfalls mit seiner Tasche herunter kam.
Wilson griff nach Lucys Arm, führte sie etwas weg. “Francis ist leicht angeknackst. Er hat seine sensible Phase”, sagte er leise zu ihr.
Verstehend nickte sie. “Alles klar. Wir werden ihn schon ablenken.”
“Danke.”
Und dann ging alles sehr schnell. Ein kurzes Verabschieden zwischen allen und die Jungs saßen schon in dem Auto.
“Disneyland! Disneyland! Disneyland!”, riefen sie und Cuddys Eltern blieb nichts anderes übrig, als schleunigst einzusteigen und los zu fahren.
Wilson und Cuddy schauten dem Auto hinterher, blickten sich dann etwas ratlos an, weil sie nicht so recht wussten, was sie jetzt machen sollten.
“Ich komme mir vor, wie nach einem Orkan…” Cuddy griff nach einer Hand ihres Mannes, drückte sie leicht.
“Ja…Windstärke 15. Oder so.” Er erwiderte Cuddys Griff, zog sie dann zurück ins Haus. Plötzlich schien ihm das Haus leer. Er vermisste seine Jungs schon jetzt. “Lisa…”, fing er an, brach aber ab, weil er nicht wusste, wie er es ihr sagen sollte.
Sie spürte, dass ihn etwas beschäftigte. Sanft schob sie ihn zur Couch und sie nahmen platz. “Ich hör dir zu Jim”, sagte sie ruhig.
Ein tiefer Atemzug von ihm und dann begann er zu erzählen.
“Francis denkt, dass er für meine Kopfschmerzen verantwortlich ist. Er meint, dass er uns nur Ärger macht.”
Cuddy schnappte nach Luft. “Wie kommt er darauf?”, fragte sie entsetzt.
“Ich weiß es nicht Lisa.” Ratlos sah er sie an. “Francis ist das Sensibelchen in der Familie. Aber das es so schlimm ist…Wir sollten vielleicht einen Kinderpsychologen zu Rate ziehen…”
Einen Moment dachte Cuddy nach. Handelten sie voreilig? Sahen sie da mehr, als in Wirklichkeit da war? “Vielleicht hast du recht. Warten wir den Urlaub mit meinen Eltern ab und sehen dann weiter.”
“Ja.” Er beugte sich zu ihr herüber, küsste sie sanft. “Danke”, sagte er leise.
Sie spürte, merkte, dass das nicht alles war. Irgendetwas nagte an ihm. “Hast du noch etwas auf dem Herzen?”
Wilson senkte den Kopf, biss sich auf die Unterlippe. Sollte er sie fragen? Er hob den Kopf wieder. “Bist du schwanger?”
Ein verblüffter Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. Daran hatte sie nicht wirklich gedacht. “Ich glaube nicht. Ich verhüte doch Jim. Die Pille ist sicher. Natürlich ist sie sicher! Warum sage ich dir das? Du bist doch Arzt. Du kennst dich doch auch aus.” Sie brach ab, starrte ihn an. “Du meinst…”
“Nein meine ich nicht. Ich dachte nur. Deine Übelkeit…Das Gereizte. Spannen deine Brüste? Hast du ein ziehen im Bauch?” Abwartend schaute er sie an. Er hoffte auf eine richtige Antwort. Nur welche war die richtige? Ja? Nein?
Cuddy sank in sich zusammen. “Das kann nicht sein…”
“Streß…Vielleicht liegt es daran…”, warf Wilson hilflos ein, fuhr sich durchs Haar. “Vielleicht sollten wir einen Schwangerschaftstest machen…”
“Ja…”, sagte Cuddy leise.

Gespannt blickten sie auf den kleinen Streifen, warteten, dass er sich verfärbte. Oder auch nicht.
“Oh nein.”, murmelte plötzlich Cuddy und Wilson schloss die Augen. Blau.
Blau bedeutete Babysachen kaufen. Kinderzimmer neu gestalten. Brei. Volle Windeln. Schlaflose Nächte. Zynische und verletzende Worte von House.
“Baby…”, sagte Wilson leise. Er war platt und überrascht. Er hatte das Gefühl, von einer Dampfwalze überrollt worden zu sein. Eigentlich war das Projekt Familienplanung schon lange abgeschlossen.
“Ja Baby.” Etwas ratlos schaute Cuddy ihren Mann an. “Und nun?”
“Was weiß ich…Austragen…Groß ziehen…Oder?” Auch er blickte etwas hilflos.
“Wirklich?”
“Ja.”
Tränen rannen über ihre Wangen und man sah ihr die große Erleichterung an. Sie streckte die Arme aus, zog ihren Mann zu sich heran. Ein großer Stein war von ihren Herzen geplumpst. “Ich liebe dich James Wilson”, schluchzte sie vor Rührung.
“Ich liebe dich auch”, entgegnete er, drückte sie fest an sich. Sie würden bald zu fünft sein. Nach einem Moment trennten sie sich wieder voneinander.
“Okay. Da wir sturmfreie Bude haben…Was machen wir?”, fragte Cuddy, strich liebevoll über seine Wange.
“Wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Ahnung.” Er lächelte etwas verlegen, betrachtete seine Frau und stellte einmal mehr fest, wie schön sie war.
“Wollen wir faulenzen? Wir machen mal nichts. Wir machen Popcorn. Schauen einen Schnulzenfilm, oder was du willst. Wir gammeln mal rum.”
“Das klingt nicht schlecht. Nur jetzt schon? Ich meine…Es ist gerade mal zehn Uhr…”, warf er leicht ein.
Sie winkte ab, grinste frech. Immer hatte ihr Mann bedenken. Er sollte wirklich mal lockerer werden. Entspannter. Spontan. “Komm schon!”
“Okay”, sagte er, stand auf und zog sie in die Höhe. “Dann los. Wir kaufen jetzt Unmengen von Popcorn, Cola, Fanta oder was du willst und dann statten wir einer Videothek noch einen Besuch ab…” Ehe sie etwas sagen konnte, zog sie Wilson aus dem Haus.

“Ich würde auch mal gern bei Tiffanys einkaufen gehen.” Cuddy hatte sich an Wilson geschmiegt, schaute verträumt auf den Fernseher. Sie griff in die große Schüssel, die auf ihrem Schoss stand, nahm eine handvoll Popcorn heraus und schob sich die Flakes dann in den Mund.
“Tja, bei dem Gehalt, was mir meine Chefin zahlt, wird das wohl ein Traum bleiben.” Wilson nippte an seinem Glas Rotwein, sah zu wie Audrey Hepburn gerade das Geschäft betrat.
Ein erstaunter Blick traf ihn. “Dann sollte ich mal mit deiner Chefin ein Wörtchen reden.”
“Ein Machtwort?”
“Ja. Ein gewaltiges Machtwort!”
Sie sahen sich an und dann lachten sie los.
‘Die Jungs haben ihre Augen’, stellte er fest. Und plötzlich wurde ihm bewusst, dass die Jungs nichts von ihm geerbt hatten. Da war es wieder. Das ungute, misstrauische Gefühl. Es kroch wie eine schwarze Wolke, nein, wie ein schwarzer Dämon in seinem Inneren empor.
Cuddy sah an seinem Gesichtsausdruck, dass ihn etwas beschäftigte. Schon wieder. Ihr Mann grübelte in letzter Zeit sehr häufig. Zu oft. Sanft griff sie nach einer Hand von ihm, spielte mit seinen Fingern.
“Den Jungs geht es bestimmt gut. Francis geht es gut. Sie werden meine Eltern ganz schön auf Trab halten.” Sie wusste nicht, ob das ihn beruhigte. Auch sie wurde das Gefühl nicht los, dass noch etwas zwischen ihnen stand. Was das konnte sie nicht sagen.
“Oh ja. Einer der Gründe, warum meine Eltern die Jungs nur nehmen, wenn wir dabei sind”, stellte er trocken fest.
“Ja.” Cuddy kicherte los, genoss den Abend mit ihrem Mann.

+++
Zuletzt geändert von Snugata am Mi 17. Nov 2010, 22:27, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
Mein Name ist Horst Pferdinand und ich bin ein altes Zirkuspferd!