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Lyssa
Kutner
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Endgame [FF] (beendet)
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Endgame

Sie sitzt neben dir, den Kopf auf deine Schulter gebettet. Du starrst auf die Stadt unter euch. Ein Durcheinander. Der Himmel ist in tiefes Rot getaucht. Das Blut derer, die niemand mehr retten konnte. Du seufzt und legst deinen Arm lose um ihre Hüfte. Sie schluchzt und du drehst dich zu ihr, hebst ihren Kopf und schaust ihr in die Augen. Sie sind leer, haben ihr Leuchten verloren und es bricht dir das Herz, denn du kannst es nicht wieder zurück bringen.
“Allison...”
Du hast früh gelernt, dass sie es nicht mag ‘Ally’ genannt zu werden. Sie nickt, Tränen bilden sich in ihren Augen. Du sagst nichts mehr. Worte haben letztendlich keine Bedeutung. Nicht mehr.
“Meine Damen und Herren. Wir verabschieden uns von Ihnen...Alles Glück der Welt.”
Eure Blicke gleiten beinahe gleichzeitig zu dem kleinen Radio, das neben euch steht und von dem jetzt nur noch ein Rauschen an deine Ohren dringt. Du greifst danach und drehst es gedankenverloren in den Händen ehe du dich vorbeugst und es fallen lässt. Sie lehnt erneut an deiner Seite und du wünschst dir ihr sagen zu können, dass alles gut werden wird, dass sie keine Angst zu haben braucht, aber das erste Mal in deinem Leben kannst du nicht lügen. Wie auch? Du bist nur froh, dass bald alles ein Ende haben wird.
Du lehnst dich zurück, ziehst sie mit, sodass ihr Kopf schließlich auf deiner Brust liegt, blonde Locken überall. Du kannst ihr Gesicht nicht sehen, aber das brauchst du nicht um zu wissen, dass sie weint. Um jede verlorene Seele. Du kannst es nicht ändern. Es ist ein Teil von ihr, den du niemals verstanden hast. Deine Finger fahren über ihren Rücken und du schließt die Augen, denkst zurück an eine Zeit, die niemals wirklich existierte. Szenarien. Ausschnitte wie alles hätte verlaufen können, wenn die Dinge anders gewesen wären. Blitzlichter aus anderen Dimensionen.

- 1 -

Du sitzt im Garten und siehst ihnen zu. Das ist während der letzten Jahre deine Lieblingsbeschäftigung gewesen. Ihnen zuzusehen. Wann es begonnen hatte weißt du nicht mehr, es ist zu lange her. Irgendwann kurz nach Grave Digger & Co. Ein Jahr verging, ehe du sie davon überzeugen konntest mit dir zusammen zu ziehen. Kein leichtes Unterfangen, aber dir konnte sie immer nur schwer wiederstehen. 324 Tage später kam Thomas James House zur Welt und euer Leben war perfekt. Die Hochzeit simpel. Einzig und allein mit James als Trauzeugen. Mehr wollte keiner von euch. Es dauerte nicht lange, bis David das Licht der Welt erblickte und sie dir sagte sie würde bald in Testosteron ertrinken. Du konntest sie nur angrinsen.
Ihre Angst war unbegründet, denn zwei Jahre vergingen bis Sarah und Mary eure Familie komplettierten. Du hattest alles, was sich ein Mann nur wünschen konnte. Jahre vergingen. Du sahst wie deine Kinder erwachsen wurden und erlebtest sogar noch die Freuden ‘Großvater’ genannt zu werden. Chloé war das letzte Licht, welches du erstrahlen sehen durftest, ehe du an einem Dezembermorgen in den Armen deiner Familie diese Welt verließt.
Allison hielt deine Hand und mit einem Mal war sie wieder die junge Frau in die du dich verliebt hast. Wunderschön. Perfekt. Zu schön um wirklich dir zu gehören. Die Welt um dich herum verschwamm und bevor alles um dich herum schwarz wurde schlich sich ein Lächeln auf deine Lippen.

- 2 -

Du sitzt in deiner Wohnung und starrst gedankenverloren aus dem Fenster. Wie lange du ihn Nacht für Nacht in deine Wohnung gelassen hast, weißt du nicht mehr. Dir war immer klar, dass er einzig und allein etwas suchte, was ihn ablenkte. Wovon konntest du dir nicht erklären, bis du es mit eigenen Augen gesehen hast.
Der funkelnde Ring am Finger deiner Vorgesetzten stach dir sofort ins Auge. Wie lange du letztendlich darauf gestarrt hast weißt du nicht mehr, doch dir wurde klar, dass es keine Illusion war, als er seine Lippen auf die ihrigen presste und dein Herz zerschmetterte. Du konntest nicht wegsehen. Du konntest nicht davon laufen. Was blieb dir anderes übrig, als dich selbst zu einem Lächeln zu zwingen und ihnen zu gratulieren. Selbst in jener Nacht kam er zu dir. Ungläubig starrtest du ihn an, doch was blieb dir anderes übrig? Du bist erbärmlich und trittst zur Seite, lässt ihn erneut in deine Wohnung, in dein Schlafzimmer, in dich.
Er ging, als er mit dir fertig war und ließ dich weinend zurück. Du hattest immer eine Wahl, doch du hast dich dazu entschlossen den Weg zu gehen, der am meisten schmerzte, einzig und allein, weil du dir diese Kostprobe nicht hast entgehen lassen können.
In einer Nacht lässt er dir eine Einladung zu seiner Hochzeit da und du weißt es war das letzte Mal, dass er bei dir war. Du weißt, du wirst ihn nie wieder bei dir haben und du entscheidest dich zu gehen. Es ist das einzige, was übrig geblieben ist. Die letzte Entscheidung zu der du fähig bist. Du verlässt Princeton am Tag der Hochzeit und erfährst Jahre später von ihren Kindern. Thomas. David. Sarah. Mary.
Ein Leben später stehst du an seinem Grab, starrst Kinder und Enkelkinder an. Fremd. Ihre Augen sind es, die dir das Herz von neuem brechen. Selbst noch aus seinem Grab ist er dazu in der Lage.

- 3 -

Du entdeckst sie in einer Abstellkammer. Er ist nackt, sie noch fast angezogen. Wie lange du sie anstarrst weißt du nicht. Sie murmeln Entschuldigungen und rennen beinahe davon. Ein sanfter Duft aus Magnolien liegt in der Luft. Natürlich. Es waren immer Magnolien.
Ihre Verlobung überrascht dich nicht einmal. Der Australier ist alles, was du nicht bist und alles, was sie verdient. Dennoch wünscht du dir seinen Tod und du tust das einzig mögliche. Du entlässt ihn. Sie ist wütend, wirft dir Dinge an den Kopf, die du nicht verstehst. Es kümmert dich nicht. Sie ist verletzt, dein Plan war erfolgreich. Letzendlich landet ihre Hand in deinem Gesicht und sie stürmt davon. Du bist dir der Tatsache bewusst, dass du sie nie wieder sehen wirst und du fragst dich, warum es so weh tut. Letztendlich hatte sie dir eine Chance gegeben und du warst derjenige, der sie von sich gestoßen hat.
Jahre später siehst du sie wieder. Du bist alt. Allein. Deine Leber ist dabei zu versagen. Im Park beobachtest du sie. Sie sieht noch immer aus wie früher, hält die Hand ihres Ehemannes, ruft ihre Kinder. Thomas. David. Sarah. Mary.
Du hättest alles haben können, hast es dir aus den Händen rinnen lassen und jetzt ist es zu spät für alles. Die Welt um dich herum wird grau.

Sie hat Angst, zittert mittlerweile in deinen Armen und du presst sie enger an dich. Das ist nicht mehr Princeton. Schon lange nicht mehr. Als die Nachricht sich vor einigen Wochen verbreitete kam die Anarchie. Den Regierungen war es egal. Es gab sowieso nichts mehr zu retten. Dein Zuhause war dieses Gebäude, doch auch das existierte nur noch in einer Erinnerung.
“Glaubst du wir haben noch etwas Zeit?”
Ihre Stimme klingt so furchtbar surreal. Du weißt du müsstest ihr etwas sagen, um sie zu besänftigen, eine Lüge vielleicht, doch du möchtest diesen Planeten nicht mit einer Lüge verlassen.
“Nein...”
Sie nickt gegen deinen Hals und du spürst ihre warmen Lippen.
“Ich habe Angst...”
“Du brauchst keine Angst mehr zu haben...Ich liebe dich...”
Du spürst, wie sie sich in deinen Armen entspannt und du lächelst.
“Ich liebe dich auch.”
Du hörst ein Donnern, nicht weit entfernt und weißt was kommen wird. Genauso war es bei James. James, den du vor wenigen Tagen begraben hast. Sie greift nach deiner Hand, drückt sie beinahe verzweifelt und ein Schluchzen entflieht ihrer Kehle. Ihre Angst ist nun allgegenwärtig und du schließt die Augen, lässt alles einfach auf dich zukommen. Irgendwoher dringt Musik an deine Ohren. Metallica’s Nothing Else Matters. Es passt und ein Grinsen schleicht sich auf deine Lippen.
Das einzige, was du wirklich bereust ist gewartet zu haben. Sie nun in deinen Armen zu spüren, ihren heißen Atem an deinem Hals, ineinander verschlungene Glieder. Du hättest sie lieben können. Du hättest sie glücklich machen können. Was übrig bleibt ist dieser Moment, an dem alles endet, aber zumindest ist sie nun bei dir.

The End
Zuletzt geändert von Housekatze am Mi 17. Nov 2010, 22:16, insgesamt 2-mal geändert.
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